Kapitel 9: used

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Zufrieden legte ich meine CC Cream weg, froh endlich nicht mehr die schwere Foundation benutzen zu müssen. Die blauen Flecken waren alle verheilt, die aufgeplatzte Lippe war abgeschwollen und ich hatte keine Kopfschmerzen mehr.

Max war tot. Zahlreiche Männer waren in der letzten Woche gefallen. Auf der Straße tobte ein Krieg. Genau wie ich es vorhergesagt hatte. Meine Schuldgefühle für dieses ganze Chaos hatte ich runtergeschluckt.

Ja, es war meine Schuld. Aber ich würde einfach mit der Schuld leben.

Anders als zuvor hatte ich mein Schicksal akzeptiert. Ich hatte mich der Finsternis ergeben und jegliche Hoffnung auf ein Happy End aufgegeben.

"Ella, hast du die Lieferung im Griff."; Lou ging die Papiere durch und ich nickte augenblicklich. Seit dem Anschlag bei dem Leon ums Leben gekommen war Lou mehr als nur gut gelaunt. In seinen Augen waren alle weiteren Verluste auf unsere Seite nur Bauern auf dem Schachfeld. Er opferte sie gerne, ebenso wie er Max geopfert hatte. Ich verdrängte jeglichen Gedanken dran. Lou hatte nicht mal gesagt wie Max gestorben war.

Wir hatten erstaunlicherweise soweit alles unter Kontrolle, zumindest sah Lou das so. Mehr Sicherheitspersonal und weniger Freiheiten war der Preis den ich gezahlt hatte.

"Jap. Alles wie geplant."

Doch ich wusste Mikey würde zur Vergeltung ausholen, er musste es tun. Es gab keine andere Möglichkeit. Das waren praktisch seine letzten Worte an mich gewesen.

Bei dem Gedanken an seine Rache wurden meine Beine schwach. Wir waren umgezogen in eine große Villa am Stadtrand. Die alte Wohnung war nur noch eine Falle, gepflastert mit C4.

"Eddy, hör auf mit deinem Handy zu spielen.", Lou reichte ihm einen Lageplan mit möglichen Häusern in welchen sich die Marchetti aufhielten. Auch wenn wir einen aus den oberen Rängen der Familie erwischt hatten, so war Mikey immer noch am Leben.

Wegen mir. Wegen meiner Warnung.

Lou war besessen davon den Spitzel in unseren Reihen zu finden, er vertraute nur noch Eddy und mir. Ich hatte mir selber noch nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht, denn in letzter Zeit hatte ich nur den Schwarzhaarigen Mistkerl im Kopf gehabt.

Eddy war ruhiger als sonst, er hasste es fast so sehr wie ich eingesperrt zu sein. Ich war mir sicher, es war der Mangel an Alk, Drogen und Frauen der ihm am meisten zu schaffen machte. Widerwillig legte er sein Handy weg und nahm die Pläne entgegen.

"Ihr beide checkt die Liste. Tarnung, nur tagsüber und bewaffnet.", Lou hob nicht mal den Blick von den Papieren. Eddy und ich nickten und machten uns auf den Weg. Wir hatten jeweils einen langen Mantel an, Eddy eine Mütze und ich eine Cap.

Unser Wagen war gepanzert und vor sowie nach uns fuhren weitere Fahrzeuge mit Sicherheitsleuten. Ich fuhr, während Eddy erneut auf sein Handy starrte.

Wir klapperten einige Locations ab, die aber alle nicht das waren was wir suchten. Wir versuchten das Versteckt von Mikey und Co. zu finden, aber waren erfolglos.

Wir hatten noch ein Haus auf der Liste und langsam freute ich mich auf mein Bett. Dieses Rumfahren durch die Stadt war zwar eine erfreuliche Abwechslung, aber ansonsten nicht wirklich spannend.

"Eddy, wartest du auf einen Anruf von deiner Freundin, oder was soll diese Schnute?"; zog ich ihn auf, während ich an der roten Ampel anhielt. Mein Blick wanderte zu Eddy welcher tatsächlich aussah wie drei Tage Regen.

"Sehr witzig. Sie's nich meine Freundin.", murmelte er in seine Hand und räusperte sich dann. Ich hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief.

"Sieht trotzdem nach Liebeskummer aus.", kommentierte ich.

Hard CandyWhere stories live. Discover now