Kapitel 44

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Tatsächlich waren es wirklich Renfield und nebenan Rafe, welche mit einem frechen Grinsen auf deren Gesichtern an uns vorbeifuhren. Der kleine Lastwagen düste in diesem Moment an uns vorbei. "Nein", kam es von Pope. "Zurück zur Kirche".

Schnell rannten wir zusammen zum vermuteten Platz des Kreuzes zurück, doch mich überkam das schlechte Gefühl noch bevor wir überhaupt bei der Kirche ankamen. Zusätzlich wollte mein Kopf nicht aufhören zu pulsieren. Während die anderen schon durch das hohe Eingangstor rannten, lief ich ihnen mit einer Hand an der Stirn hinterher. JJ bemerkte dies und kam auf mich zu. "Du hast gesagt es ist alles okay", bemerkte er. "Ist es auch", sagte ich, biss auf die Zähne und nahm meine Hand von der Stirn. Mit dem Blick zu Boden lief ich weiter. Jedoch versuchte ich dies, bis sich JJ vor mich stellte. Noch bevor ich an seine Brust prallte, bremste ich ab.

Jede rasche Bewegung war wie ein Schlag gegen den Kopf. Dementsprechend schloss ich kurz die Augen und atmete tief durch. "Du brauchst ein Arzt. Oder wenigstens etwas gegen die Schmerzen". "JJ, es geht mir gut okay, ich brauche nichts". "Sei doch nicht immer so stur", sagte er genervt und nahm meine Hand. Ich seufzte laut. "Komm, ich glaube John B hat was im Van".

Nachdem wir zurück beim Twinkie waren, durchsuchte JJ das ganze Auto, währenddem ich einfach am Wagen angelehnt da stand. "Habe was gefunden, denke ich", kame es in lang gezogenen Worten aus dem Twinkie. Danach tauchte der blonde Pogue wieder vor mir auf. "Ein komisch, wahrscheinlich abgelaufenes Medikament oder ebenfalls im Angebot, eine frisch von Meister persönlich gemachte J". Er brachte meinen Mundwinkel ein wenig nach oben. "Denkst du ernsthaft, ich habe jetzt das Bedürfnis, mich zu bekiffen?" Er zuckte mit den Schultern. Mit schlappem Arm nehme ich ihm das Medikament ab, riss es auf und schluckte die flüssige Konsistenz einfach runter. Mit verzogenem Gesicht sah ich ihn an. "Abgelaufen".

Kurze Zeit später begaben wir uns zu den Anderen. Diese sassen niedergeschlagen in der Kirche. "Es ist weg", klärte Pope uns auf. "Und was machen wir dagegen?", fragte JJ. Sie sahen ihn mit fragendem Blick an. "Kommt schon Leute, wollt ihr schon aufgeben?" "Wie sollen wir das Kreuz denn zurückholen?" "Indem wir es einfach tun". Pope erhob sich von der Treppe am verwesenden Altar. "JJ hat mal Recht, ein Wunder", kam es aus der rechten Ecke, wo sich John B befand.

Gesagt getan waren wir einige Minuten später wieder auf dem Weg zum Truck von Kiara's Dad. Unglücklicherweise fuhr genau in diesem Moment die Polizei alias Shoupe vorbei und hielt uns auf, bevor wir beim Twinkie - welches John B und Sarah hierher gebracht hat - angekommen konnten. "Was habt ihr den jetzt schon wieder angestellt?" kam es von Shoupe welcher gerade aus seinem Polizeiauto stieg. "Nichts", versuchte John B uns zu verteidigen. "Dieser Truck wurde von deinem Vater als gestohlen gemeldet und ich weiss auch ziemlich sicher dass du jetzt nach Hause gehen solltest", wandte sich Shoupe an Kie. Diese liess erschöpft die Schultern hängen. "Bereitet schonmal mein Grab vor, denn ich werde jetzt ziemlich sicher in meinen Tod laufen". Pope drückte ihr kurz aufmunternd die Hand, bis der Polizist sie an der Schulter sanft zum Auto lenkte. "Und jetzt noch zu dir Jackson", wandte sich Shoupe plötzlich wieder zu mir. Mir wurde auf einmal ganz heiss. Ich hatte die letzte Begegnung so verdrängt, dass ich glatt vergessen hatte, dass ich das letzte Mal von der Polizei abgehauen bin, um nicht zurück nach Texas zu müssen. "Aufgrund des Todes von Ward Cameron bin ich amtlich nicht mehr verpflichtet, nach dir Ausschau zu halten. Es gibt kein Gesetz, welches besagt, dass du nicht mehr hier sein darfst. Halt dich einfach aus polizeilichen Sachen raus und such dir vielleicht ein paar Freunde, die das einfacher machen". Ganz sicher nicht. "Danke Shoupe, ich weiss das zu schätzten", bedankte ich mich dennoch ehrlich.

Er nickte und lief zu Kie, welche sich bereits im Polizeiauto befand und darauf wartete, nach Hause gefahren zu werden. Wir andern verzogen uns in unseren Van. John B drückte aufs Gaspedal und düste so schnell wie es nur ging davon.

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Erst als wir plötzlich auf der Figure Eight Seite waren, bemerkte ich, wo die Jungs hin wollten. Wir fuhren nämlich auf direktem Wege zu Sarah's Haus. "Er ist wirklich hier, seht ihr. Da vorne", murmelte Pope, als könnte Rafe uns von mehreren hundert Metern hören.

"Der Truck steht auch da". "Wenn ich an die Schlüssel des Trucks kommen würde, dann hätten wir dein Kreuz, Pope", kam es von Sarah. John B parkierte den Pogue-Van etwas weiter Weg vom Cameron Anwesen, sodass niemand bemerkte, dass wir hier waren. Zusammen schlichen wir im Anschluss mit geduckten Köpfen hinter die Steinmauer, welche das Anwesen umrundete. "Ich gehe rein", sagte Sarah bestimmt. Bevor sie über die Mauer klettern konnte, wurde sie von ihrem Freund am Arm gepackt. "Spinnst du, was wenn er dich sieht?" "Er ist mein Bruder John B. Er wird mir schon nichts tun". Wirklich beruhigend wirkte dies jedoch nicht auf den Pogue. Deshalb richtete ich mich ebenfalls auf. "Ich werde aufpassen". "Seit ihr verrückt?" mischte sich JJ ein. "Wollt ihr das Kreuz zurück oder nicht?" gab ich von mir. Mir war bewusst, dass sie nur auf uns aufpassen wollten, doch ohne Risiko würden wir auch nichts erreichen.

"Na gut, aber passt auf", gab uns Pope das Startsignal. Dafür ernte er einen bösen Blick von den anderen beiden. Ich sah zu Sarah und nickte ihr zu. Danach kletterten wir über die Mauer und schlichen hinter den vielen Gartendekorationen Richtung Hauseingang.

"Ich gehe rein, wartest du kurz hier. Es sollte nicht lange gehen". "Alles klar", stimmte ich ihr zu und ging in Deckung hinter dem grossen Wagen, mit welchem Rafe das Kreuz transportiert hat. Während Sarah im Haus war, fiel mir nichts verdächtiges auf. Alles war ruhig, zu ruhig für meinen Geschmack.

Aus Neugier lief ich hinter den Wagen und öffnete die schwere Plane, welche die Sicht ins Innere verdeckte. Das goldige Kreuz und die wunderschönen Verzierungen stachen mir sofort ins Auge. Doch als ich meinen Blick noch weiter nach hinten wandern liess, bekam ich eine kalte Gänsehaut.

Ein Mann lag dort. Er regte sich nicht. Als ich genauer hinsah, stellte ich ebenfalls fest, dass er nicht mehr atmete. Er war tot.

Vor Schreck liess ich die Plane fallen, welche einen Knall von sich gab. In diesem Moment kam Sarah aus dem Haus gerannt. Triumphierend hielt sie einen Schlüssel hoch. Doch ihr Lachen verging sofort, als sie hinter mich sah. Noch bevor ich mich umdrehen könnte, wurde ich fest am Arm gepackt und nach vorne gerissen. Dem Aftershave nach wusste ich bereits, wer Sarah und mir Gesellschaft leistete.

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