Die Steuer-Eintreiber

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Bald stellte Aralaya fest, dass nicht weit von der Wolfshöhle ein Weg vorbei führte. Oft fuhren prunkvolle Kutschen vorbei von reichen Vasallen des Tyrannen. Oft waren es auch Steuereintreiber, die Wagen voll von Geld und Mundvorräten zum Tyrannen brachten.

„Dieser Schuft", dachte Aralaya. Die Dorfbewohner waren arm und hatten meist nicht genug zu essen, und doch liess der Tyrann unbarmherzig das wenige Hab und Gut eintreiben.

Als es wieder warm wurde, wartete Aralaya auf einem Ast, welcher den Weg überragte. Die Wölfe hatten sich im Gebüsch versteckt. Es war schon fast dunkel, als ein Wagen sich näherte. Der Kutscher, ein Buchhalter und zwei Soldaten sassen auf dem Wagen, letztere mit Speer und Schwert bewaffnet. Aralaya sprang vom Ast herunter, so wie sie es nun gelernt hatte, vor den Wagen mitten auf den Weg.

Der Kutscher stoppte mit grossen Augen die Pferde: „Mädchen, was machst Du denn ganz allein und nackt im Wald?"

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Der Kutscher stoppte mit grossen Augen die Pferde: „Mädchen, was machst Du denn ganz allein und nackt im Wald?"

Aralaya antwortete: „Ihr habt den Leuten der Dörfer viel mehr genommen als ihr braucht. Bringt es bitte zurück."

Da erhob sich einer der Soldaten zornig. „Für wen hältst du dich eigentlich", brummte er und bewegte sich auf Aralaya zu: „Geh aus dem Weg, Du Närrin, oder ich mach dir Beine!"

Die Aufmerksamkeit ganz auf das Mädchen gerichtet, bemerkten die Männer nicht, dass sich im Schatten ein Wolfsrudel an den Wagen heranschlich. Im Moment als der Soldat das Mädchen wegreissen wollte, stürzte sich Fidor auf ihn und biss ihm die Kehle durch.

 Im Moment als der Soldat das Mädchen wegreissen wollte, stürzte sich Fidor auf ihn und biss ihm die Kehle durch

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Die anderen Wölfe sprangen auf den Wagen und kümmerten sich um die anderen Männer.

Danach machten sie sich sogleich daran, die erlegten Männer in die Höhle zu bringen. Das Mädchen hingegen mochte sich diesmal nicht am Mahl der Wölfe beteiligen. Im Wagen fand sie Gemüse und Früchte, und freute sich, etwas anderes als Fleisch und Waldbeeren zu essen. Zudem fand es zwei Truhen mit Geld.

Noch in der gleichen Nacht brachten Aralaya und Fidor den Armen der Dörfer ihre Habe zurück. Zwar hatte das Mädchen noch nie eine Kutsche gelenkt, aber durch sanftes Sprechen und ziehen an einem Zügel brachte es die Pferde dazu, umzukehren und den Weg zurück zu trotten. Es war Nacht, als Aralaya im Dorf ankam. Leise legte sie vor jedes Häuschen einige Taler und etwas Essbares, bis alles verteilt war.

 Leise legte sie vor jedes Häuschen einige Taler und etwas Essbares, bis alles verteilt war

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Da traf sie auf einen Mann, der im Dunkeln plötzlich zu ihr sprach. Fidor knurrte sogleich. „Keine Angst, ich wollte mich nur bei dir bedanken", versicherte der Mann. „Wer bist Du und warum tust Du das?" fragte er darauf.

Doch Aralaya antwortete nur: „Ich bringe zurück, was Euch gestohlen wurde."

„Gott dank es Dir von Herzen. Aber warum hast Du denn um Himmels Willen keine Kleider an?"

Und da sprach Aralaya: „Ihr glaubt, dass ihr hinter Kleidern eure Scham verstecken oder Ansehen und Geltung erreichen könnt. Doch in Wahrheit verbergt ihr damit das göttliche in euch, und ihr trennt euch von seiner Schöpfung. Wahrer Reichtum braucht keine Kleider oder Dinge. Ohne Kleider sind wir näher bei Gott."

Danach ritt sie zurück in den Wald und liess den Mann nachdenklich zurück.

Sieben Sonnenuntergänge später warteten das Mädchen und die Wölfe wieder, und erneut fiel es ihnen leicht, einen Wagen zu überfallen und grosse Beute zu machen. Diesmal trafen sie auf einen reichen Mann mit seinem Sohn, einen Leibwächter und den Kutscher.

„Edler Herr", sagte Aralaya, „ihr habt mehr Reichtum angesammelt als ihr braucht. Bitte verteilt einen Teil an diejenigen, die es nötig haben."

Doch sie wurde barsch abgewiesen und vom Leibwächter angegriffen. Da wurden die drei Männer rasch von den Wölfen erlegt; den Knaben jedoch verschonten sie.

Aralaya gab ihm ein Säcklein gefüllt mit Talern und ein Pferd und sprach: „Dein Vater hat Reichtum angehäuft, der ihm nicht zustand. Dadurch hat er andere in Not und Hunger getrieben. Er hat gemeint, dass er Reichtümer besitzt, aber in Wahrheit war er vom Reichtum besessen. Reichtum ist nicht in den Dingen. Geh nun hin und mach es besser als Dein Vater."

Der Knabe schaute sie mit wütendem Gesicht an. Als er sah, dass die Wölfe abgelenkt waren, zog er plötzlich ein Messer und stürzte sich damit auf das Mädchen. Doch Aralaya warf sich geschickt auf den Boden und rollte sich auf die Seite.

Schliesslich stürzte sich Fidor auf ihn und biss ihm die Kehle durch

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Schliesslich stürzte sich Fidor auf ihn und biss ihm die Kehle durch.

Und wiederum brachten Aralaya und Fidor die Beute zu den umliegenden Dörfern und verteilten sie unter den Häusern.

Und da es so leicht ging, lagen sie auch sieben Sonnenuntergänge später auf der Lauer. Doch dem Tyrannen waren die Überfälle nicht entgangen und diesmal war der Wagen mit einem halben Duzend Soldaten bewacht.

Zwei davon widerstanden dem ersten Angriff der Wölfe und stachen mit ihrem Schwert auf die Wölfe ein. Aralaya hörte ein lautes Winseln. Sie versuchte den Speer eines toten Soldaten zu werfen, doch sie musste erkennen, dass ihr Wurf nach viel zu kurzer Zeit unverrichteter Dinge zu Boden fiel.

Zwei weitere Wölfe wurden von den Soldaten verletzt, aber schliesslich fiel Raia, die grösste Wölfin des Rudels, von Hinten über einen von ihnen und biss so lange zu, bis er sich nicht mehr bewegte.

Der zweite Soldat schaffte es, auf ein Pferd zu springen und zu flüchten.

„Ritus, Baridor, Tyna!" rief Aralaya und schaute nach den verletzten Wölfen. Ritus lag röchelnd am Boden. Er war am Hals verletzt und es floss viel Blut. Mit Tränen in den Augen versuchte das Mädchen, die Blutung zu stillen, aber sie konnte nicht verhindern, dass Ritus bald seiner Verletzung erlag. Bei Baridor und Tyna waren es Fleischwunden, die Aralaya später mit Wasser ausspülte und sauber hielt.

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