Kapitel 2 - Na super.

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Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.

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Auf meinem Weg nach Hause, schickte ich eine kurze Nachricht an Colin, dass er den Rest des Tages zu jedem Zeitpunkt vorbeikommen konnte. Ich wollte das so schnell wie möglich über die Bühne bringen und mich danach einfach verkriechen. Das, was Theo gesagt hatte, brachte mich derbe zum Nachdenken.

War ich wirklich ein Zufluchtsort für Colin, so wie er für mich oder war das nur eine einseitige Beziehung? Damals, als wir zusammengekommen sind, da haben wir uns geschworen füreinander da zu sein. Selbst davor noch, als wir „nur" beste Freunde waren, konnten wir uns aufeinander verlassen. Wenn ich jetzt aber so darüber nachdachte, dann war es eigentlich meist Colin, der sich um mich kümmerte. Abgesehen von der kurzen Zeit, in der ich quasi in seinem Zimmer gewohnt hatte, weil er noch viele Alpträume hatte... war ich wirklich emotional auch immer für ihn da?

Ich bin ehrlich, ich konnte mich an keinen Zeitpunkt zu Studienzeiten erinnern, in der er eine einzige Sorge geäußert, sich bei mir wegen des Prüfungsstress beschwert oder auch nur einmal schlechte Laune nach außen gezeigt hatte. Ich dachte immer, er wäre einfach fröhlich gewesen, aber vielleicht war das nicht so? Vielleicht ist die Beziehung langsam, aber sicher den Bach hinunter gegangen und ich habe aktiv nachgeschubst, ohne es zu merken.

Zu Hause sammelte ich langsam alle Sachen ein und legte sie auf mein Bett. Seine Mütze, seinen grünen Hoodie und sonstige Klamotten, die er dagelassen hatte, alle sauber aufgefaltet. Ich hatte mich noch nie getrennt, also wusste ich nicht, was man da zurückgibt? Gebe ich Geschenke zurück? Ich legte den Ring, den er mir noch zu Schulzeiten geschenkt hatte auf den Hoodie, überlegte es mir aber mehrfach anders. Wie häufig ich ihn letztendlich aufzog, wieder abnahm und ständig woanders platzierte, da hatte ich aufgehört mitzuzählen.

Die ganzen Dinge wieder in der Hand zu halten, brachte eine Menge Erinnerungen zurück und ich musste unweigerlich lächeln. Der grüne Pulli, an dem ich so sehr hing, war das erste Kleidungsstück, was ich von ihm geklaut hatte. Wir saßen auf seinem Bett und schauten einen Film. Mir war die ganze Zeit schon kalt, also stand ich auf und nahm den erst besten Pulli, den ich finden konnte und zog ihn über. Ich schwamm praktisch darin und er roch nach Colin. Kaum, dass ich mich wieder zu ihm gesetzt und angelehnt hatte, schlief ich ein. Als ich am nächsten Morgen wieder aufwachte, hatte Colin die Arme um mich gelegt, mein Kopf war in der Mütze des Pullis vergraben und ich konnte nur die Hälfte von seinem Gesicht sehen. Mir war wohlig warm, es war bequem und Colin lächelte mich an. Er schien kurz vor mir wach geworden zu sein und die Sonne strahlte durch die Rollos hinein und warf einen leichten Schein auf unsere Gesichter. In dem Moment wurde mir auch unglaublich warm ums Herz uns ich konnte nicht anders, als Colin nur total liebesblöd anzulächeln.

Er küsste mich und murmelte ein guten Morgen und in dem Moment wollte ich nirgendwo anders hin. Aber genauso, wie der Moment irgendwann enden musste, endeten auch meine Erinnerungen. Ein eigenartiges Gefühl der Furcht machte sich in mir breit und ich strich mir ein paar Mal über die Brust, um das loszuwerden. Es klingelte und das Gefühl wurde nur stärker. Colin war da und in ein paar Minuten hatte ich wahrscheinlich die Gewissheit, dass ich den Moment in dem grünen Pulli nicht wieder bekommen würde.

Ich schlurfte zur Tür und öffnete sie langsam. Colin stand dort, als hätte man ihn getreten. Ich hatte jetzt auch nicht erwartet, dass es ihm sonderlich gut mit der Gesamtsituation ging. Das war nun auch eine echt beschissene Lösung.

Ich murmelte genauso wie er eine Begrüßung und führte ihn in mein Zimmer. Die Wohnungstür schloss er hinter sich, was vielleicht schonmal ein gutes Zeichen war, dass wir noch einmal reden sollten.

„Ehm, ich habe dir auch noch ein paar von deinen Sachen mitgebracht", sagte er und stellte seinen Rucksack auf meinen Schreibtisch, um das ein oder andere Kleidungsstück rauszuholen. Ich nickte nur und nahm sie ihm ab. Ich hatte aber wohl wie ein angeschossenes Reh ausgesehen, denn er selbst sah ziemlich schuldbewusst aus.

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