Kapitel 3 - Aua.

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„Leo, bist du dir sicher?"

„Ja."

„Wirklich? Das bleibt ewig."

Ich gab Theo bloß einen Blick von der Seite, während der Tätowierer nur seufzte und Desinfektionsmittel auf meine Seite sprühte. Ich quiekte einmal kurz, war halt verdammt kalt. Er schwieg jedoch und arbeitete weiter an meiner Seite, während Theo weiter seufzte.

„Wenigstens hast du dir kein Motiv ausgesucht was schreit >ich wurde verlassen.<." Theo lehnte sich ein wenig weiter in die Kabine hinein, jedoch nie so weit, dass er hineinkam und das gelbe Klebeband am Boden übertrat. Das hatte ich wirklich nicht. Okay, Kontext:

Es sind schon ein paar Wochen vergangen und ich war mir ziemlich sicher, dass Colin bereits weg war. Wenn man seinem Instagram Account trauen konnte, dass war er vor gut sechs Wochen gelandet und hat sich auch bereits ein bisschen eingelebt. Ich schaute mir besonders in den ersten Tagen jeden einzelnen Beitrag bestimmt eine Stunde lang an, während ich weinend in meinem Bett lag. Und was macht man noch, wenn man den ganzen Tag im Bett liegt? Genau, durch Instagram scrollen und sich fragen, an welchem Punkt man sich an Slime und/oder Hundevideos satt gesehen hatte.

Beim Scrollen kam ich allerdings auf über eine Werbung eines Tätowierers aus der Stadt. Er hatte ziemlich feine Motive in schwarz/weiß gepostet. Als ich aber auf seine Seite ging, hatte er alles Mögliche, insbesondere aber viele Manga Motive, die mich ebenso interessierten.

Ich scrollte bald bis ans untere Ende seiner Seite und traf ganz kurzfristig die Entscheidung das Studio zu besuchen und mich direkt mit ihm zu unterhalten. Dauerte nicht lange, bis ich dann auch wirklich einen Termin hatte. Von der Stelle riet er mir eigentlich ab. Der Rippenbogen sollte wohl wirklich wehtun und für den Anfang nahm man eigentlich den Arm oder die Waden. Ich gab ihm allerdings das Argument der Argumente: „Ich will das aber so.", nachdem wir mehrere andere Ideen und Stellen diskutierten. Er selbst war immernoch nicht zu sehr davon begeistert, meinte aber, dass es zumindest eine Stelle sei, die man verstecken konnte und nicht so offensichtlich sei.

Wir hatten ein paar Ideen hin und her geworfen, bis wir uns auf eine Reihe von Pfingstrosen einigten, die er an dem Tag frei Hand aufmalen wollte. Da war er auch grade dabei und schien hochkonzentriert, während ich versuchte nicht laut loszulachen und Theo weiter mit verschränkten Armen hinter dem Klebeband stand. „Ich komme dann wie vereinbart in so drei Stunden wieder, okay? Wenn irgendwas ist, dann ruf an."

Ich schaute ihn an und nickte leicht. Theo verabschiedete sich noch einmal und ging dann. Dann war erst einmal Stille, während Sam weiter mit einem Stift auf meiner Seite kritzelte. Mir war die Stille nicht ganz so angenehm, das lag aber wohl auch eher daran, dass ich ohne Theo nun doch ein wenig eingeschüchtert war.

„Ehm.. Du müsstest stillhalten." Oh, ups. Ich hatte unbewusst angefangen auf meinen Füßen zu wippen, hielt aber sofort still. Ich murmelte ein „Sorry" und dann war wieder Stille. Gott, wie ich Stille hasse. Die machte mich nur noch nervöser, aber ich wollte den Typen nicht doch noch vollsabbeln, wenn er sich konzentrieren musste. Man man man...

„Okay, du kannst mal in den Spiegel gucken und mir sagen, ob vielleicht etwas anders soll oder das so in Ordnung ist." Er deutete auf einen Spiegel und ich machte ein paar Schritte hin, um das Werk zu beobachten. Es war eine größere und zwei kleinere Blumen, die sich schon elegant über meine Rippen streckten. Ich konnte noch nicht allzu viele Details erkennen, aber das war schon in Ordnung, ich vertraute ihm da voll und ganz, dass er das hinbekam.

„Bist du dir mit der Stelle wirklich sicher? Es tut weh und du musst für ein paar Stunden schon ruhig liegen. Du hast beim Aufmalen schon nicht ganz stillhalten können." Er bereitete gleichzeitig alles weiter vor und schüttelte eine Flasche mit schwarzer Farbe. Ich schaute ihn einen Moment an.

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