Kapitel 16

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Katarina

Blinzelnd komme ich wieder zu Bewusstsein. Als ich mich an die Helligkeit hier gewöhnt habe, schaue ich mich um. Das Zimmer ist weiß und sehr steril gehalten. Es gibt nur das Bett, eine Kommode und einen Stuhl. Ich richte mich langsam auf. Mein Kopf beginnt wieder leicht zu schmerzen und mir kommen die Erinnerungen wieder. Buddy! Schnell oder so schnell wie es geht, stehe ich auf und gehe zur Tür. Diese öffne ich und schaue neugierig hinaus. Vor mir erstreckt sich ein Gang. Ich schaue nochmal ins Zimmer zurück, bevor ich mich auf die Suche nach Buddy mache. Bitte lass ihn nicht tot sein. Komischerweise gab es in dem Gang nur noch zwei weitere Zimmer. Das eine sah aus wie ein Behandlungszimmer und das andere wie ein Büro. Doch in keinem dieser Zimmer war Buddy oder jemand der mir erklären kann, wo ich bin. Ich folge also dem Gang und biege um eine Ecke. Jetzt wird der Gang viel breiter. Ein Durchgang geht zu einem riesigen Wohnzimmer. In dem sitzen einige und reden. „Konntet ihr einen Blick auf die Luna werfen?" „Nein, aber sie soll wohl verletzt sein." „Wir können froh sein, dass Brendan sie gefunden hat auf seiner Patrouille. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was mit uns allen passiert wäre, wenn der Luna etwas zugestoßen wäre." Verwirrt folge ich deren Gespräch. Diese Luna muss ihnen wohl sehr wichtig sein. Da ich Buddy aber nicht sehe, schleiche ich weiter. Ich komme zu einer Treppe, die nach oben führt und rieche dann, dass in der Küche wohl gerade gekocht wird. Es riecht sehr lecker, woraufhin ich merke, dass mein Magen knurrt. Ihn aber ignorierend, schleiche ich weiter auf die Tür zu.

Draußen blicke ich mich verwundert um. Es sieht wie ein kleines Dorf aus, in dem ich stehe. Ich trete ein paar Schritte heraus und blicke zurück auf das Haus, aus dem ich kam. Es ist riesig. Erst Recht im Vergleich zu den anderen Häusern, die hier stehen. Muss wohl irgendein Haupthaus sein. Überlegend, wo ich hier wohl Buddy finde, schaue ich mich um.

Da sehe ich Brendan, Ben und Buddy aus dem Wald kommen. „Ich will, dass sich das nicht nochmal wiederholt. Der Rouges hätte nicht so lange unentdeckt in meinem Revier sein dürfen. Zieh zu, dass die Wachen verstärkt werden" „Ich werde mich darum kümmern, aber was ist mit Katarina? Wann erzählst du ihr die Wahrheit?" Leider erwidert Brendan daraufhin nichts, da Buddy mich entdeckt hat und auf mich zugerannt kommt. Ich lasse mich auf meine Knie fallen und schließe ihn in meine Arme, während ich gleichzeitig seiner Zunge ausweiche. Lachend schiebe ich ihn dann von mir und streichle ihn über den Kopf. Ich bin so froh, dass er lebt und keine großen Verletzungen davon hat. Mit einem Blick zu Ben und Brendan stehe ich wieder auf „Danke." „Kein Problem." sagt Brendan. „Welche Wahrheit meint Ben?" frage ich ohne Umschweife. „Du hast das gehört? Wie? Du bist ein Mensch, dass hättest du niemals hören können? Wie hat sie das gehört Brendan?" flippt Ben leicht aus. Brendan ignoriert ihn und fragt ruhig „Du hast das gesehen?" „Gesehen? Wie soll sie Wörter gesehen haben? Oh Gott, was habe ich alles in ihrer Gegenwart gesagt, dass sie vielleicht gehört haben konnte und uns eventuell verraten?" verwirrt blicke ich zu Ben, der seine Hände verzweifelt über seinen Kopf geschlagen hat. „Was verraten?" harke ich nach. Nach einem Schlag auf den Hinterkopf hört Ben endlich auf, mit seinem komischen Gerede. Brendan atmet tief durch „Komm mit. Ich wollte es dir zwar erst später sagen, aber dafür gibt es sowieso keinen perfekten Moment und ich will dich nicht anlügen."

Leicht verunsichert folge ich ihm wieder in den Wald hinein. „Weiß du, ob mit Buddy alles in Ordnung ist? Also ich meine Verletzungen, die man nicht sieht?" „Es geht ihm gut. Er hatte Glück, dass er nur bewusstlos wurde." „Brendan" sage ich, durch meinen Tonfall sieht er wieder zu mir. „Oh entschuldige, Ich sagte, dass es ihm gut geht. Unser Arzt hat ihn durchgecheckt." Dankbar lächle ich ihn an. Vor uns kam ein Feuerplatz zum Vorschein, um den einige Baumstämme lagen. „Setzt dich bitte." Ich setze mich und schaue nun fragend zu Brendan. „Glaubst du an das Übernatürliche?" Diese Frage überraschte mich. Ich schaue ihn an, bevor ich vollkommen ehrlich antworte „Meine Großeltern kommen aus Irland. Ich habe die Geschichten geliebt, die mir mein Großvater erzählt hat. Durch sie habe ich das Lippenlesen verbessert. Ich glaube, die ersten Wörter die ich immer erkennen konnte, obwohl ich die Lippen nicht richtig sehen konnte oder ein Bart sie versteckte waren Elfen, Feen, Kobolde, Geister, Vampire, Hexe und Werwölfe. Die Geschichten hat mein Großvater so lebendig erzählt, dass ich als kleines Kind fest daran geglaubt habe. Als ich dann älter wurde, wurden sie aber wieder mehr zu bloßen Geschichten." erinnere ich mich lächelnd. Brendans Gesicht hat am Anfang fast gestrahlt, wurde nun wieder ernster. „Irgendwie hoffe ich aber tief in mir, dass ein bisschen Wahrheit in den Geschichten steckt. Schließlich gibt es viel, was wir uns nicht erklären können. Also warum nicht?" Hoffend schaut er mich wieder an. „Und wenn ich dir sage, dass die Geschichten wahr sind?" fragt Brendan vorsichtig. „Dann würde ich sagen, zeige mir Beweise und ich glaube dir." Etwas in seinen Augen funkelt auf.

Er steht von dem Baumstamm auf „Ich verspreche dir, du musst keine Angst vor mir haben, ich werde dir nichts tun. Das könnte ich auch gar nicht." Verwirrt schaue ich ihn an „Warum sollte ich Angst vor dir haben?" Er beginnt sein Hemd aufzuknöpfen und ich halte mir schnell die Hand vor Augen. Eine sanfte Berührung schiebt meine Hand wieder nach unten in meinen Schoß. Brendan kniet vor mir, mit dem aufgeknöpften Hemd. Sofort zwinge ich mich wieder dazu, in seine Augen zu schauen. Er grinst, bevor er wieder ernst wird. „Du willst einen Beweis, also muss du auch hinschauen. In Ordnung?" Ich nicke und schaue zu ihm. Er geht wieder einige Schritte nach hinten und zieht sich weiter aus. Meine Wangen müssen inzwischen rot leuchten. Fast schon zwanghaft, versuche ich meinen Blick bei seinen Augen zu halten. Blödes peripheres Sehen. Doch ehe ich wirklich etwas sehe, verändert sich sein Körper und es steht nicht mehr Brendan vor mir, sondern ein grauer Wolf.

Erschrocken rutsche ich hinten über den Baumstamm. Ich richte mich wieder auf, bleibe aber hinter dem Baumstamm. Der Wolf ist einige Schritte näher gekommen, doch liegt er da jetzt ganz ruhig. Langsam stehe ich ganz auf und steige über den Baumstamm. Der Wolf beobachtet mich ganz genau. Vor ihm hocke ich mich dann hin und schaue ihm in die Augen. Es sind dieselben dunklen Augen, wie Brendan sie hat. „Brendan?" frage ich sprachlos. Der Wolf vor mir nickt und robbt etwas näher. Langsam strecke ich meine Hand aus und lege sie vorsichtig auf seinem Kopf ab. Sein Fell ist ganz weich. Zaghaft beginne ich ihn zu streicheln.

Anscheinend gefällt ihm das, da Brendan die Augen schließt. An meinem anderen Arm werde ich angestupst und Buddy steht da, mit einem Welpenblick. Lachend sage ich „Ich vergesse dich schon nicht." Also sitze ich hier nun und streichle mit jeder Hand einen Wolf.

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