Kapitel 28

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Katarina

Aufgeregt fahre ich Ben hinterher. Nachdem ich meine Erkenntnis hatte, dass ich Brendan eine Chance geben will, kam Ben zu mir und wir haben unsere neuen Informationen ausgetauscht, wobei seine sich nur darauf beliefen, dass die Spurensicherung die Flecken wirklich als Blut identifizieren, doch zu mehr noch nichts sagen können. Als schließlich dann auch der Bericht fertig war, den Ben auch für mich übernommen hat, sodass ich schon einmal packen konnte, sind wir losgefahren. Seitdem folge ich Ben und bin froh darüber. Alleine würde ich nie und nimmer diesen Weg fahren, dafür ist er viel zu holperig und sieht unbefahren aus, auch wenn Ben mir versicherte, dass der Weg öfters genutzt wird, er nur extra so präpariert wird, damit weniger Menschen zu ihnen kommen und ihre Siedlung wirklich sicher ist.

Buddy scheint meine Nervosität auch zu spüren, so wie er die ganze Zeit sich bewegt und keine gute Position findet. Was mache ich bloß, wenn ich auf Brendan treffe? Stelle ich ihm einfach die Fragen oder sage ich, dass wir reden müssen? Wobei nein, dass klingt dann so, als würde ich das beenden wollen, was noch gar nicht gestartet ist. Solche Überlegen plagen mich die gesamte Fahrt über. Das wir jetzt inzwischen aus dem Wald heraus sind und ich Ben zu dem Haus von Brendan wieder folge, merke ich gar nicht. Ich bin nur froh noch den Wagen rechtzeitig zu stoppen, ehe ich in das Auto von Ben krache. Konzentriere dich Rina. Du schaffst das. Falle bloß nicht mit der Tür ins Haus, spreche ich mir selber Mut zu.

Während ich aussteige sehe ich, wie Ben aus dem Auto und Brendan aus dem Haus kommt. Beide begrüßen sich, ehe Brendan zu mir kommt. Noch ehe ich nachdenke, geschweige denn noch an meinen Vorsatz denke, frage ich schon „Was ist markieren? Geht es dir deswegen nicht gut? Akzeptierst du mich? Ist das Rudel wirklich nur neugierig?" Brendan bleibt erstarrt stehen und auch Ben schaut mich erschrocken an. „Oh wei, bei dem Gespräch will ich ganz sicher nicht dabei sein. Viel Glück Kumpel. Wir sehen uns ... Hoffentlich." spricht Ben und klopft Brendan aufmunternd auf die Schulter, bevor er mal wieder flüchtet. Verwirrt von seiner Flucht und Brendans Reaktion schaue ich überall hin, nur nicht zu ihm.

Lass uns reingehen, sodass nicht jeder unser Gespräch mitbekommt." Oh man, warum musste ich ihn so mit meinen Fragen überfallen. Das war sau blöd von mir. Wer weiß, was er jetzt von mir denkt. Was mache ich hier eigentlich? Vielleicht sollte ich wieder fahren? Eine sanfte Berührung an meinem Arm lässt mich aufsehen. Brendan steht vor mir und lächelt mich sanft an. Wie ist er mir bitte so nah gekommen, ohne dass ich das bemerkt habe? „Du musst mich schon ansehen, damit du siehst was ich rede." bewegen sich seine Lippen. Warum bewegt er sie nur und spricht nicht? Es scheint, als hätte Brendan meine Gedanken gelesen, denn schon bewegt er seine Lippen wieder „Wir stehen vor dem Alpha-Haus mitten in der Siedlung. Okay eigentlich eher am Rand, aber die Aufmerksamkeit gilt immer dem Haus. Wenn du nicht willst, dass uns wer belauscht, würde ich vorschlagen, wir gehen hinein. Hoffentlich lassen mich die Anderen wenigstens für heute in Ruhe." Ich nicke, als Zeichen dafür, dass ich ihn verstanden habe. Nachdem ich noch meine Tasche und die für Buddy aus dem Kofferraum geholt habe, welche mir gleich Brendan abnahm, gingen wir endlich rein. Die Taschen stellte Brendan in den Flur bei der Treppe ab. Dann führt er mich in die Küche, wo ein Tisch für zwei gedeckt ist. „Ich dachte mir, du hast bestimmt Hunger nach einem Tag, wo du noch nicht einmal bemerkst, dass du Feierabend hast." spricht er dieses Mal wieder. Ich nicke ihm zu.

Das Essen verläuft ziemlich schweigsam ab. Da ich mich zum ersten Mal nicht ganz wohl fühle in der Nähe von Brendan, bekomme ich nicht wirklich viel von dem Essen herunter, obwohl es echt hervorragend schmeckt. Brendan bemerkt es, denn er murmelt etwas, was ich leider nicht verstehen kann. Dann räumt er den Tisch ab und führt mich ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich zwar zu Brendan auf die Couch, aber ans andere Ende, sodass genügend Platz zwischen uns ist.

„Ich möchte mich erklären Katarina. Meine Reaktion auf deine Fragen war, nun ich weiß nicht wie ich es am besten sagen soll, vielleicht blöd? Jedenfalls möchte ich mich entschuldigen, aber ich dachte ich hätte klar und deutlich gezeigt, dass ich dich akzeptiere? Ich habe Jahrelang auf meine Mate gewartet, um mit ihr meinen ersten Kuss, mein erstes Date und was es noch für erste Male gibt zu haben. Ich kenne mich in alle dem überhaupt nicht aus. Die einzige Frau in meinem Leben ist meine Mutter. Und tatsächlich auch seit ein paar Jahren die Gefährtin einer meiner besten Alpha-Freunde. Doch ich hatte eben noch keine Frau an meiner Seite. Wenn ich etwas Falsch mache, muss du es mir sagen Katarina." Erstaunt schaue ich ihn an. Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Warum schafft er es immer wieder, dass ich dahin schmelze? Ich dachte, dass es so was nur in Büchern gibt.

„Aber du musst mir auch vieles in Bezug auf das Dasein als Werwolf erklären. Ich habe heute ziemlich Joe angefahren, weil es mich genervt hat, dass er mich auch schon als Luna ansieht. Das geht für mich alles irgendwie zu schnell. Ich mein, ich will es gerne mit uns versuchen, aber die ganze Luna-Sache geht mir viel zu schnell. Was wenn wir merken, dass wir nicht zu einander passen? Oder wir uns ständig über irgendwas streiten?" Bevor ich noch weitere Möglichkeiten aufzähle, unterbricht er mich. „Dann hätte sich Luna ziemlich getäuscht. Sie macht keine Fehler, wenn es darum geht Mate-Verbindungen zu erschaffen. Ja, manchmal treffen die Mates zu früh aufeinander, wodurch sie noch nicht reif füreinander sind oder wichtige Lebensentscheidungen noch nicht getroffen haben und sich daraufhin ablehnen. Aber Katarina, wenn du in dich hinein fühlst, wie fühlst du dich, wenn wir zusammen sind?" Ich wende meinen Blick ab und fühle in mich hinein, ehe ich antworte „Gut, mehr als das. Ich fühle mich wohl, beschützt, respektiert und geliebt." Beim letzten Wort schnellt mein Blick wieder zu ihm. „Du weißt gar nicht, was du mit mir machst. Ich habe mich gleich bei unseren ersten Begegnung in dich verguckt. Jeder Moment, den wir miteinander verbracht haben, hat dazu geführt, dass ich dich immer mehr liebe Katarina." Während des Sprechens ist Brendan aufgestanden und hat sich vor mich hingehockt. Er streicht mir eine Strähne aus der Stirn. „Ich weiß, für euch Menschen muss das ziemlich verrückt sein, dass man jemanden lieben kann innerhalb von zwei Wochen. Deshalb muss du auch gar nichts antworten." „Ich kann das zwar noch nicht erwidern, aber ich habe begonnen mich in dich zu verlieben Brendan. Auch auf die Gefahr hin, den Moment jetzt zu zerstören, aber es würde mir unheimlich helfen, zu wissen auf was ich mich einlasse. Könntest du daher auch noch meine anderen Fragen beantworten?" frage ich ihn schüchtern.

Brendan seufzt auf und wird rot im Gesicht „Ich hatte gehofft, die noch umgehen zu können. Aber gut. Also bevor du fragst, nein wir pinkeln nirgendwo hin. Markieren beinhaltet bei uns zwei Schritte. Einmal dass der dominantere Mate dem anderen in den Hals beißt und der zweite dann Sex. Meistens wird beides gleichzeitig gemacht, da dann der Biss angeblich nicht so schmerzhaft sein soll." flüstert Brendan und ich habe Mühe ihn zu verstehen. „Und meine andere Frage? Joe meinte, das Alphas eigentlich sofort ihre Mate markieren." Mit seiner Hand fährt Brendan wieder durch sein Gesicht „Joe hat ein viel zu loses Mundwerk." „Was hast du gesagt?" Er schaut auf „Ach nicht so wichtig. Alphas also. Das kann man nicht so pauschal sagen. Vieles kommt und steht mit der Mate. Wenn diese ein Werwolf ist, ja dann hat er wohl recht und die Alphas fackeln nicht lange. Aber wenn die Mate ein Mensch ist, dann kann der Mensch den Wolf ziemlich gut zurückhalten. Zudem will der Wolf seine Mate auch nicht verschrecken oder Angst einjagen. Nathan, er ist ein Alpha-Freund, der leider zu weit weg wohnt, aber er hat auch eine Mate, die menschlich ist. Er hat sich zwar echt blöd angestellt, als er endlich auf sie getroffen ist, aber hat sie letztendlich doch markieren dürfen. Er hatte es sogar geschafft sie gehen zu lassen, weil er und sein Wolf sie glücklich sehen wollten. Aber zum Glück ist sie wieder gekommen, ansonsten hätte es ihn und das Rudel zerstört." Mit großen Augen schaue ich ihn an. „Ich könnte das Rudel zerstören, wenn ich gehe?" Beruhigend streicht Brendan über meine Wange „Die Mate des Alphas stärkt ihn und seinen Wolf. Je stärker beide sind, desto besser für den Zusammenhalt des Rudels, wobei da noch mehr zusammen spielt. Aber wenn ein Alpha nicht mehr stark ist, zerfällt irgendwann ein Rudel. Und nein, mir und dem Rudel geht es gut. Wie ich heute erfahren habe, gibt mir meine Mate eine Chance und das macht mich zum glücklichsten Werwolf. Über die Luna-Sache können wir auch noch sprechen, wenn du soweit bist." Ich lächle ihn zaghaft an, während er einem Honigkuchenpferd gleicht, so breit wie er grinst.

Langsam beuge ich mich zu ihm vor und auch er kommt mir nun näher. Überprüfend schaut er mir nochmal in die Augen, doch ich überbrücke den letzten Abstand zwischen uns und schließe meine Augen. Scheu treffen unsere Lippen aufeinander. Dieser Kuss ist irgendwie anders, als die wenigen, die wir schon gewechselt haben. Irgendwie schwingt eine Freiheit in dem Kuss mit, die mich beflügelt. Ich weiß worauf ich mich einlasse, wenn ich mich auf ihn einlasse. Und ja verdammt, ich will es tun, weil ich ihn will. Und so wird aus einem scheuen Kuss ein leidenschaftlicher Kuss.

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