33. Kapitel

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Einige Minuten lang sagte ich gar nichts. Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte. Nervös spielte ich mit meinen Fingern. Adrian nahm meine Hände und löste meine Finger. „Du kannst dir so viel Zeit nehmen, wie du brauchst, Gia. Fang einfach an, wenn du bereit bist."

„Es ist schon wirklich lange her, beinahe 11 Jahre, als es passiert ist", fing ich zögerlich an zu erzählen. „Ich weiß, ich sollte allmählich darüber hinweg sein."

„Jeder Mensch verarbeitet Erlebnisse auf unterschiedliche Art und Weise, Liebes. Die Zeit ist vollkommen nebensächlich", sagte Adrian, als er merkte, dass ich schon jetzt ins Stocken kam.

„Ich war siebzehn und war damals mit André zusammen, den Mann, dem du auf dem Event begegnet bist. Wir sind auf die gleiche Schule gegangen und haben uns über Freunde kennengelernt", sagte ich. Als ich die Augen schloss, fühlte es sich so an, als hätte mich jemand in eine Zeitmaschine gesetzt und wieder in meine Vergangenheit katapultiert. „Anfangs war es eine sehr schöne Beziehung, aber irgendwann hat es sich verändert. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, würde ich sagen, André und ich hatten von Anfang an eine toxische Beziehung. Ich war vor dieser Beziehung sehr extrovertiert und laut. Danach - naja, du hast mich ja schon ein wenig kennengelernt", sagte ich mit einem milden Lächeln, während Adrian meine Hand drückte.

„Wir waren ein Jahr zusammen. Mit der Zeit ist er immer ungeduldiger geworden, weil ich mich nicht bereit gefühlt habe, mit ihm zu schlafen." Ich spürte, wie Adrians Hand in meiner zuckte. „Meine Eltern waren im Urlaub und er war bei mir zuhause. Das war der erste Tag in der Beziehung, den ich damals wirklich als schrecklich empfunden habe."

Ich seufzte und schloss meine Augen, während ich in unschönen Erinnerungen versank ...

Rückblick

„André, du kannst nicht bei mir übernachten", sagte ich und sah ihn kopfschüttelnd an. „Du weißt, dass meine Eltern das niemals erlauben würden. Sie wären total enttäuscht von mir, wenn ich das heimlich hinter ihrem Rücken machen würde, wenn sie nicht da sind."

„Ach komm, hab dich nicht so." André sah mich mit spottendem Blick an. „Du weißt, dass es mich sowieso nicht interessiert." Auch durch seinen französischen Akzent klangen seine Worte nicht netter.

Gekränkt sah ich ihn an. Elli hatte mir schon etliche Male eingetrichtert, dass ich mich von dem Kerl trennen musste.

„Schön. Aber du schläfst trotzdem nicht hier, André. Mason kommt später nach Hause und er wird dich rausschmeißen, wenn du noch hier sein solltest", sagte ich und schrumpfte unter seinem eisigen Blick förmlich zusammen.

Ich versuchte der Hand, die sich in meine Haare krallen wollte, auszuweichen, doch ich war zu langsam. Mir traten die Tränen in die Augen, als er mich nah an sich heran zog, sodass sein Gesicht nur Millimeter von meinem entfernt war. „Du solltest wirklich aufpassen, wie du mit mir redest. Sonst kann ich sehr ungemütlich werden." Das war der erste Abend, an dem er mich schlug. Es sollten noch viele weitere folgen.

Rückblick Ende

Adrian presste seine Lippen so fest zusammen, dass sie beinahe eine Linie bildeten. „Dieses Schwein hat dich geschlagen? Mehr als einmal?" Seine Stimme war eiskalt.

Zögerlich nickte ich, woraufhin Adrian heftig ausatmete.

„Sag mir bitte, dass du ihn angezeigt hast und er dafür bestraft wurde, sonst kann ich dir nicht versprechen, dass ich nicht dafür sorge", schnaubte Adrian.

„Es ist nicht das Ende der Geschichte, Adrian", sagte ich leise, doch gleichzeitig wusste ich nicht, ob ich bereit dazu war, ihm die vollständige Wahrheit anzuvertrauen.

Kiss MeWhere stories live. Discover now