6. Filmriss

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Ich schüttelte nur stumm meinen Kopf und ließ meine Augen nicht mehr von seinen weichen. So standen wir dort einige Zeit, bis ein weiterer Gast uns aus unseren Gedanken riss, woraufhin wir leicht beschämt uns in Richtung Hauptraum begeben wollten. Als ich meine Haltung wieder aufrichten und einen Schritt nach vorne machen wollte, bemerkte ich, dass sich mein Gleichgewichtssinn von mir freundlich verabschiedet hatte. Ich torkelte ein wenig und stützte mich dann ungewollt mit meinen Händen an seinen Oberkörper. Besser gesagt, fiel ich leicht nach vorne und da er dort stand, hatte ich keine andere Wahl, als mich an ihm festzuhalten. Mein Gesicht errötete augenblicklich, als ich ihm entschuldigend in die Augen sah. Ich konnte mein Lachen nur schwer bedingt unterdrücken. Gleichzeitig bemerkte ich, was für eine Muskelpracht sich unter seinem weiten Shirt verbarg. Er sah nicht übergewichtig oder unsportlich aus, jedoch hatte ich nicht mit einem derart trainierten Körper gerechnet. Dies vermutete ich zumindest, da ich es nur dort erfühlen konnte, wo meine Hände lagen. Sein Blick blieb auf meiner Wenigkeit beruhen und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, weshalb ich mich beschämt räusperte und mich erneut versuchte aufzurichten und meine Finger von ihm zu lassen. Nun konnte ich ihm nicht mehr in die Augen schauen, nachdem ich in diese unpassende Situation geraten war. „Tut mir leid“, sagte ich mit leiser Stimme, woraufhin er meinen rechten Arm behutsam ergriff und deutlich machte, dass es kein Problem sei. Er hatte scheinbar kein Vertrauen mehr in meinem Gleichgewichtssinn und hielt meinen Arm, bis wir am Tisch angelangt waren. Ich konnte nicht behaupten, dass ich diese Tatsache bedauerte. Dahingegen genoss ich seine warme Hand im Geheimen in vollen Zügen. Am Tisch angelangt, bemerkte ich, dass bereits die meisten Gäste verschwunden waren. Nur noch der Mann namens Changbin, der mir gegenübersaß und eine weitere Person waren an unserem Tisch aufzufinden. Mir war nicht bewusst, dass ich derart lange fort war. Sogar Soo-Ri war verschwunden, was mich ein wenig empörte. „Er ist schon los. Er meinte, dass er morgen noch viel vorhat und nicht mehr warten konnte“, entgegnete mir Changbin, der meinen Blick auf den leeren Platz neben mir sah. Ich schaute ihn mit aufgerissenen und fassungslosen Augen an. Er hatte mich nicht ernsthaft allein gelassen? „Ernsthaft? Er erwartet, dass ich alleine nach Hause gehe, obwohl er mir sonst das Gegenteil gepredigt hatte?“ Ich war entsetzt. Was ist nun aus dieser Aussage geworden? Ich brachte nur ein leises, „Wie soll ich denn jetzt nach Hause kommen?“, aus mir heraus. Daraufhin schauten sich Bang Chan und Changbin an und wechselten vielsagende Blicke, die ich nicht verstand. So dramatisch wie ich war, sah ich mich bereits am Straßenrand verkümmern, weil kein Bus mehr gekommen war, der mich zu meinem Hotel bringen konnte. Die Gedankenströme bezüglich meiner kommenden Zukunft wurden von Bang Chans zärtlicher Stimme unterbrochen. „Wir bringen dich nach Hause, mach dir keine Sorgen. Wir lassen dich hier nicht allein. Einverstanden?“ Innerlich schrie ich regelrecht vor Freude und konnte mein Glück kaum fassen, jedoch sagte ich nur, dass es sehr freundlich wäre, wenn es keine Umstände bereiten würde. Wir saßen zu dritt in einem Taxi und quetschten uns alle auf die Rückbank. Ich saß in der Mitte, links von mir Changbin und rechts Bang Chan. Die Bewegungen des Autos während der Fahrt ließen mich spüren, wie müde ich war, weshalb mir immer wieder die Augen zufielen und mein Kopf nach rechts kippte. Ich konnte mich jedoch jedes Mal wieder fangen, sodass ich diesen nicht auf Bang Chans Schulter abgelegte. Noch mehr Blöße hätte ich mir für heute nicht erlauben können.

Ich wachte am nächsten Tag in meinem Bett auf und hatte noch meine Klamotten vom Vorabend an, konnte mich jedoch nicht mehr daran erinnern, wie ich hierhergekommen war und warum ich mich nicht umgezogen hatte. Ich kratzte an meinem Kopf, in der Hoffnung, mich so wieder an die vergangene Nacht zu erinnern, was mir dann zu meinem Leidwesen auch gelang. Scheinbar hatte ich meinem Vorsatz nicht durchhalten können, weshalb ich mit meinem Kopf auf Bang Chans Schulter während der Fahrt eingeschlafen war. Ich ärgerte mich darüber, schließlich wollte ich ein wenig Anstand nach dem Abend noch behalten und mich nicht über jede Kleinigkeit schämen müssen. Seine breite Schulter war scheinbar derart gemütlich gewesen, dass ich nicht mehr aufgewacht war. Zumindest konnte ich mich nicht mehr entsinnen, selbst zu meinem Zimmer gekommen zu sein. Ich vermutete, dass er mich nach oben getragen und dann in mein Bett gelegt hatte, was erklären würde, warum ich meine Sachen vom vergangenen Abend noch trug. Er hätte sie mir schließlich schlecht ausziehen können. Auch wenn es unangenehm war, wenn ich daran zurückdachte, konnte ich nicht sagen, dass ich diesen Gedanken nicht genoss. Irgendwas an ihm ließ mich nicht los und ich hatte das Verlangen, ihn wieder zu sehen, jedoch konnte ich mich nach den Aktionen nur noch schlecht bei ihm blicken lassen. Das wäre eh etwas schwierig, da ich keinen blassen Schimmer hatte, wo er wohnte oder was er genau machte.

Ich setzte mich auf und als ich nach rechts blickte, sah ich ein Glas mit Wasser auch meinem Nachttisch stehen und daneben lag ein Zettel. „Trink das Wasser. Ich hoffe, dass du gut geschlafen hast und es dir nicht allzu schlecht heute Morgen geht“, stand auf dem Zettel und unterschrieben war der Zettel mit dem Namen Bang Chan. Mein Herz machte einen kleinen Satz und ein warmer Schauer lief über meinen Rücken. Als ich den Zettel in meine Hand nahm, bemerkte ich, dass auf der Rückseite ein paar Zahlen notiert waren, die den Anschein machten, einer Handynummer zu entspringen.

Forbidden Love (Bang Chan X Reader)Where stories live. Discover now