13. Die traurige Wahrheit

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Ich stand noch einige Minuten starr in der verdunkelten Abstellkammer, bis mich die Stühle, Requisiten und der Schrott zu erschlagen drohten, weshalb ich hastig aus dem Raum stolperte. Vor der geöffneten Tür stehend, wischte ich meine Träne verstohlen mit meinem rechten Handrücken weg und schloss die Tür sanft hinter mir. Es kostete mich all meine Kraft, sie nicht mit voller Wucht zuzuknallen und die Scharniere ins Wanken zu bringen, jedoch beherrschte ich mich, damit keiner mein Gefühlschaos erleben musste. Mir war nicht danach, allen mein Inneres auf dem Silbertablett zu präsentieren. Ein tiefer Atemzug durchströmte meine Lunge und das von Sauerstoff durchtränkte Blut floss bis in meine Zehenspitzen. Ich konnte meinen Blick heben und schaute geradewegs auf ein Bild in einem weißen Rahmen, welches gegenüber der Tür an der Wand auf meiner Augenhöhe hing. StrayKids lächelten mich an, jedoch war es mir nicht möglich, einen Grund zu finden, dieses Lächeln zu erwidern, weswegen ich mit zusammengezogenen Augenbrauen das Bild analysierend musterte. Oben rechts sprang Bang Chan in mein Blickfeld, mit seinen blonden Haaren, die einen leichten rosanen Stich aufwiesen. Seine Augen wirkten heller als sie mir in Realität vorkamen. Vermutlich trug er Kontaktlinsen, jedoch gefielen mir seine schwarzen Augen besser, da sie einen in ihre Tiefe einbetteten und nicht mehr losließen. Jedes Mal, wenn ich in den Genuss kam, in seine Augen schauen zu können, konnte ich meinen Blick nicht abwenden und verspürte nichts als Geborgenheit, auch wenn ich ihn in dem Moment dafür nur noch mehr hasste. Er trug zudem eine Art schwarze Jacke über einem fast durchsichtigen, weißen Hemd. Beides war nicht vor seiner Brust zugebunden, weshalb es möglich war, trotz des Winkels, in dem er sich zur Kamera drehte, seine definierten Muskeln zu erkennen. Er trug lediglich ein weißes Band, welches Teile seines Oberkörpers verdeckten, jedoch keineswegs alle Bereiche. Ich bemerkte, dass ich bereits deutlich zu lange vor diesem Bild stand und ihn begutachtete. Ich drehte mich nach rechts um und wollte Soo-Ri aufsuchen, da ich meine Arbeit verrichtet hatte. In meiner Drehbewegung wurde ich jedoch unterbrochen, als ich Changbin neben mir stehen sah, welcher mich belächelnd beobachtete. Ich schreckte zurück und stieß leicht gegen die Wand, da ich mich ertappt fühlte. „Du hast mich erschrocken!“, gab ich vom Besten. Mehr brachte ich jedoch nicht hervor, sondern wartete auf eine Reaktion seinerseits. „Das Outfit war vielleicht etwas gewagt, jedoch stimme ich zu, dass ihm die wenige Bekleidung ausgezeichnet steht“. Das hatte er nicht gesagt. Sah er nicht, dass mir die ganze Situation ohnehin unangenehm war und ich am liebsten im Erdboden versunken wäre? Ein bisschen Anstand konnte doch noch erwartet werden, oder täuschte ich mich erneut? Anstatt ihn zurechtzuweisen, stammelte ich nur ein „Ähhh“ heraus, was sehr überzeugend gewirkt haben musste, besonders in Kombination mit meinem rot angelaufenen Gesicht und dem Zittern in meiner Stimme, welches ihm mit Gewissheit nicht entgangen war. Seine weichen Gesichtszüge lockerten sich ein wenig und sein schwarz glänzendes Haar stoppte in seiner Bewegung, als er zu realisieren begann, wie unwohl ich mich durch ihn fühlte. Ich blickte in seine ebenfalls tiefschwarzen Augen, welche sich nun etwas unsicher nach links und rechts bewegten, mich dann wieder fokussierten und entschuldigend anblickten, sein Mund setzte an, Worte von sich zu geben. „Als wir dich in deinem Zimmer abgelegt hatten und nach Hause gefahren sind, hat er regelrecht von dir geschwärmt. Ich hatte ihn beinahe nicht mehr wieder erkannt, da er sich noch nie derart positiv und fasziniert über eine Frau geäußert hatte. Das wollte ich dir noch sagen.“ Ich hätte schwören können, dass ich mich verhört hatte. Mein Unterkiefer konnte sich vor Erstaunen nicht mehr am Oberkiefer festklammern, weshalb sie sich trennten, wie sich kurzzeitig auch mein Verstand von allem anderen verabschiedet hatte. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Mein Körper wollte einen Freudentanz vorführen, jedoch konnte ich mich in letzter Sekunde noch fangen. „Warum sagst du mir das, verspottest du mich nur? Wer sagt, dass das eine Bedeutung für mich hat?“ Ich konnte an seinem Blick erkennen, dass wir beide wussten, welch große Bedeutung seine Aussage für mich hatte. Hatte er mit Bang Chan auch über unsere Gespräche gesprochen? Was wusste er alles und wie viel könnte er mir erklären? Ich verstand schließlich nicht, warum er mich so abweisend behandelte, wenn er scheinbar nur in den höchsten Tönen von mir gesprochen hatte. Mir war es nicht möglich, zu sagen, ob er Gedanken lesen konnte oder ob sich meine Fragen mittlerweile in meine Haut eingebrannt hatten, jedoch fing er an, mir Antworten zu geben. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, jemals welche zu bekommen. „Er hatte an dem Abend und in der Nacht verdrängt, wer er war und welche Pflichten und Regeln ihm auferlegt wurden. Es ist nicht einfach, in der Öffentlichkeit zu stehen. Fehler könnten das Ende der Karriere bedeuten und nicht nur der eigenen, sondern ebenfalls die der ganzen Gruppe. Du musst verstehen, dass eine Beziehung die Träume der Fans zerstört, jedoch sind die es, die unseren Lebensunterhalt gewährleisten.“ Darüber hatte ich nicht nachgedacht. Ich sah ihn stets als Mensch und nicht als eine Person des öffentlichen Lebens, jedoch war es nicht fair, dass ich durch seine Unachtsamkeit leiden musste. „Uns ist es nicht wirklich erlaubt, Frauen zu treffen, die als potenzielles Date zählen könnten. Beziehungsweise ist es nicht gern gesehen.“ „Wer verbietet das, schließlich ist es euer Leben?“ „Unsere Manager.“ Sie griffen in deren privates Leben ein. Das war ebenfalls nicht fair. 

Forbidden Love (Bang Chan X Reader)Onde histórias criam vida. Descubra agora