9. Soo-Ris Angebot

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Ich fühlte mich fast schon wie in einem K-Drama, in dem ich mich umdrehen und entdecken würde, dass in meinem Fall Bang Chan den Schirm aus dem Nichts über mich halten würde, um mich vor dem Regen schützen zu können. Als ich mich jedoch umdrehte, blickte ich in die Augen eines alten freundlich aussehenden Verkäufers, der mir den Schirm hinhielt, um ihn mir andrehen zu können. Richtig verstehen konnte ich ihn jedoch nicht. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass Ich eben keinem K-Drama entsprang.
Neben dem Tteokbokki kaufte ich mir ebenfalls Alkohol, den ich am Abend in meinem Zimmer allein trank, um meinen aufgestauten Frust loszuwerden. Ich hatte den ganzen Tag nach dem Aufstehen nicht mehr auf mein Handy geschaut, um falschen Hoffnungen entgehen zu können. Jetzt aber konnte ich dem nicht mehr ausweichen. Ich musste und wollte schließlich ebenfalls meiner Familie und meiner Freundin antworten, sonst würden sie noch Panik schieben und denken, dass ich zur Strecke gebracht wurde. Das hoffte ich zumindest, aber vielleicht heuchelten sie auch lediglich ihr Interesse und ihre Fürsorge mir gegenüber vor und waren froh, dass ich fort aus ihrem Leben und womöglich auch weg vom Fenster war. Das war eindeutig genug Alkohol für diesen Abend, ich fing bereits an, wieder zu übertreiben. Nach dem Öffnen von WhatsApp sprang mir die Nummer entgegen, die ich auf dem Zettel gefunden hatte. Es leuchtete eine Nachricht auf. Während ich dies realisierte, setzte ich mich instinktiv auf. Schmetterlinge schlüpften aus ihrem Kokon und entfalteten sich in meinem Inneren. Ich öffnete seine Nachricht und als ich las, was er geschrieben hatte, starben alle Schmetterlinge prompt in mir und ihre leblosen Körper glitten nicht, sondern plumpsten nach unten. „Lösch diese Nummer“. Das war alles, was er mir zu sagen hatte. Kein Smiley, kein Hey, kein wie geht’s. Nichts. Meine Faust umschloss bereits mein Handy, was ich im hohen Bogen gegen die mir gegenüberliegende Wand schleudern wollte, bis ich mir einreden konnte, dass nur ich dadurch Schaden nehmen würde und dass es keine Rache an ihm wäre. Es schien zu seinem Vorteil zu sein, da die Nummer mit dem vollständigen Inhalt auf meinem Handy ins Jenseits katapultiert worden wäre. Nein, den Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Er hatte derart lange Zeit benötigt, um diese kurze unpoetische Nachricht zu verfassen? Einfach empörend. Ich hätte es bleiben lassen und mich schlafen legen sollen, aber ich konnte nicht. Zu viel Wut brodelte in mir, die ich rauslassen musste. Was bildete er sich nur ein? So kam es dazu, dass ich ihm entgegnete: „Was soll der Scheiß?“. Das war alles. Etwas beruhigter schloss ich meine Augen und schlief ein.
Mein Klingelton weckte mich. Ein Blick auf die Uhrzeit schreckte mich auf. Es war bereits frühen Nachmittag, der Alkohol hatte mich tief und fest schlafen lassen. Ich hatte zwar den Anruf entgegengenommen, jedoch keine Begrüßung von mir gegeben, weshalb Soo-Ri, welcher mich angerufen hatte, ein langes verwirrtes „Haaallooo“ von sich gab. Nachdem ich ihm antwortete, stellte er seine Frage. „Wollen wir uns in einem Café treffen?“ Sein freier Tag stand an und er wusste nichts mit sich anzustellen, da sein Freund arbeiten musste. „Klar, ich brauche aber noch ein paar Minuten. Bis gleich.“ Jetzt hatte ich doch noch einen Grund, mein Bett zu verlassen.
Das Café lag nur zehn Minuten von meinem Hotel entfernt, weshalb ich mich zu Fuß auf den Weg machte. Ich ging an vielen kleinen Geschäften vorbei, die nur zu verlockend aussahen, dass ich mich beinahe dort hineinbegeben hätte, jedoch konnte ich mich jedes Mal gerade noch beherrschen. An jeder zweiten Ecke roch es nach etwas Köstlichem und ich bemerkte, wie mein Magen anfing zu grummeln, da ich noch kein Frühstück gegessen hatte. Nach meinem kleinen Spaziergang konnte ich das Gebäck und den schönen warmen Milchkaffee nicht mehr erwarten und war froh, dass Soo-Ri überpünktlich bereits am Eingang auf mich wartete. Wir setzten uns in die hinterste Ecke. Abgeschirmt durch eine kleine mit Efeu bedeckte Holzwand saßen wir gemütlich an unserem kleinen runden Tisch auf einem mit cremefarbenen samt ummantelten Sessel und schlürften unser heißes schmackhaftes Getränk. Ich erzählte von dem Markt, auf dem ich war und was ich bis jetzt noch alles nach unserem letzten Treffen erlebt hatte, jedoch ließ ich den Teil mit Bang Chan aus. Er hingegen berichtete mir von der Klemme, in der er steckte. „Ich habe ein Problem. Uns gehen langsam die Mitarbeiter aus, alle sind krank oder bekommen gerade Kinder. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Mir fehlen zu viele Leute für eigentlich alles.“  Er fuhr damit fort, dass sie aktuell jeden noch so unqualifizierten Menschen anstellen und gut bezahlen würden, da ein Konzert bevorstand und sie viel Hilfe unbedingt brauchten. „Was willst du damit sagen?“ Es dauerte eine Weile, bis er mir antwortete. „Das scheint vielleicht etwas überstürzt und irrational, aber hättest du nicht Lust, ein wenig Geld zu verdienen? Du würdest mir echt aus der Klemme helfen und ich teile dir auch keine komplizierten oder schweren Aufgaben zu. Ich gebe dir mein Wort. Ich brauche deine Hilfe, also bitte sag ja. Außerdem könnten wir uns dann auch öfter sehen.“ Ich dachte eine Weile darüber nach. Ich hatte vorgehabt während meiner kleinen Reise etwas zu arbeiten, da es vorteilhaft für eine Bewerbung gewesen wäre und weil ich dringend Geld gebrauchen konnte. Ich lebte schließlich nur von meinen wenigen Ersparnissen. Ich fing an unterbewusst mit meinem Kopf leicht zu nicken, woraufhin ich ihm einfach zustimmte. „Na gut, ich versuche es, aber nur, wenn du mich auch gut bezahlst.“ Er schien überrascht von meiner Antwort zu sein und lachte leicht. „Natürlich.“
Wir tranken unseren Kaffee aus, plauderten und machten anschließend einen kleinen Spaziergang durch einen wunderschönen Park, den ich vorher noch nicht entdeckt hatte. Der Weg bestand aus feinen braunen Steinen und ringsherum waren Bäume, Büsche und alle paar Meter eine Bank. Nach der halben Strecke erreichten wir einen kleinen Teich, auf dem Enten schwammen. Es war ein wunderschöner Nachmittag, der jedoch viel zu schnell verging.

Forbidden Love (Bang Chan X Reader)Where stories live. Discover now