Die erste Berührung ist ein absolut zartes Streifen über meinen Kieferknochen, ihm hinab den Konturen folgend, bis zu meinem Kinn. Dort, in meiner Erwartung, dass der Finger sich entweder zu meinem Mund bewegt oder an meinem Hals hinab in Richtung meiner Brüste gleitet, verliere ich den Kontakt zu der Fingerspitze, setzt die Bewegung plötzlich aus.
Ich war in mir schon längst dabei meinen Mund für ihn leicht zu öffnen, weil ich es so gelernt habe. Den Mund leicht geöffnet macht ihm alles möglich, was er will. Er kann meine Lippen fühlen, er kann meine Zunge erreichen, er kann sich in meinen Mund hineinstecken, ihn weiter öffnen oder auch nur an ihm entlang gleiten. Alles wird möglich - so hatte ich es gelernt und so war es in mir, ganz automatisch, meinen Mund leicht zu öffnen, als der Finger unvermittelt von mir absetzte.
Ich bin in gleicher Erwartung schon dabei mich darauf zu konzentrieren, meinen Oberkörper gestreckt zu lassen, meine Brüste damit leicht nach vorne zu drücken, dass er es einerseits nicht bemerkt und gleichzeitig meine kleineren Brüste fest und spitz nach vorne zeigen, bereit für den Finger, der vielleicht zu einer Hand wird, die mich greift, umfasst oder auch nur über meine Brüste hinweg streift. Ich mag schön sein. Weiblich. In bester Form. Doch er lässt von mir ab - und lässt mich kurz in einer Stille der Unsicherheit zurück.
Das ist ungewöhnlich. Zumal ich in dem Moment den Finger wieder an meinem Ohr spüre. Er streicht so absolut zart, kaum zu bemerken, aber doch zu spüren, über meine Ohrmuschel. Der Finger gleitet über die Windungen meines Ohres und als er über die kleine Öffnung streift, ist diese absolut zarte Berührung in dieser meiner Stille so laut, dass ich zusammen zucke. Da ich durch die Augenbinde nichts sehe, ist es wie ein lauter Schauer, der dort an mir hinüber gleitet. Und in meinem kurzen Schreck, setzt der Finger wieder ab und lässt mich in mir und meiner nackten Hingabe wieder allein zurück.
Ich stehe nackt in diesem Raum. Es war bereits dunkel draußen, als ich mich dort wie vorgegeben leicht gespreizt hinstellte, mir die Augen verband und wartete. Wie ich es kannte, wie es so häufig war. Und es war warm, ich fühlte keinen Luftzug, ich hörte kein Geräusch. Ich war allein mit mir und der Erwartung. In allen meinen Erlebnissen ist dieser Moment sehr intim. Weil ich mich so unglaublich spüre. Wenn ich nervös bin, höre ich meinen Herzschlag, wie ein lautes Dröhnen einer pochenden Maschine. Ich spüre mein Herz und mag es kontrollieren und verliere bereits im Versuch die Kontrolle. Ich atme plötzlich nicht mehr frei, ich spüre meinen Atem, der sonst ohne gespürt zu sein sein Werk tut. Jetzt aber spüre ich ihn und alles ist außer Kontrolle. Und dann versuche ich mir klar zu machen, dass sich nichts verändert hat zu dem,was vor einigen Minuten war. Und doch weiß ich, dass es nicht stimmt. Alles ist anders, als vor wenigen Minuten war, denn jetzt bin ich hier - und was kommt wird geschehen. Ich gebe mich hin.
Diese absolute Hingabe erregt mich. Weil ich weiß, dass er mich sieht und auch diese Momente dazu gehören. In denen der Boden schwankt, während ich warte. Und ich spüre wie erregt ich bin - und ich bin sicher, dass diese meine Feuchtigkeit auch der sehen wird, auch die sehen werden, die zwischen meine gestreckten Beine schauen.
Der Finger holt mich zurück in mich und in diesen Raum. Er gleitet über meine Schultern, so leicht wie er es zuvor getan hat. Und er setzt diesmal nicht ab, gleitet an meinem Oberarm weiter, hinab über den Ellbogen, gleitet über meinen Unterarm und ich öffne meine Hände - in der Erwartung, dass er in meine Handinnenfläche gleitet. Doch auch dies tut er nicht. Wieder ist er plötzlich fort.
Ich atme tief ein. Ich stöhne.Der Finger ist in diesem Moment oberhalb meines Popos und fährt an meinem Rücken hinauf. Ich muss mich kurz strecken, der Reflex ist unaufhaltsam - und der Finger ist weg, nur um fast im gleichen Moment über meine Brustwarze zu streifen. Es ist eine ganz kurze Berührung, aber mir ist sofort klar, dass er entweder sehr geschickt mit beiden Händen sein muss - oder es mehr als nur ein Mann ist.
Und kaum ist diese Gedanke in mir, schon spüre ich zwei Fingerspitzen. Die eine wieder an meinem Ohr, die andere an meiner Stirn. Ich bin völlig durcheinander. Es ist ganz anders als ich es kenne. Es ist so wenig, es ist so langsam und geduldig und es ist damit so viel und löst in mir eine absolute Ungeduld aus. Ich will berührt werden. Endlich berührt, richtig berührt. Angefasst. Wirklich angefasst. Gegriffen. Genommen.
Ich versuche still zu sein, aber ich kann nur stöhnen. Vor Ungeduld. Vor Lust. Vor Unsicherheit. Und in meinem Stöhnen verlassen mich die beiden Finger und bereits kurz danach sind sie an meinem Po, an meinem Hals, streifen über meine Brust und bleiben oder setzen erneut an meinem Ohr an. Nun sind es mehrere. Es sind eindeutig mehrere. Es müssen mehrere Hände sein, mehrere Männern sein. Ich bin erregt, aufgeregt und nun tatsächlich auch unsicher.
Ich kenne diese Situation mit mehr als nur einem Mann. Doch so war die Berührung noch nie. Nicht verwunderlich, weil es immer wieder neue Situationen gibt, neue Herausforderung, Prüfungen und auch harte und schwere Momente. Doch dies hier ist anders. Diese absolut zarten Fingerspitzen sind ungewöhnlich in der Art, wie sie mich berühren. Kaum zu bemerken aber doch absolut wissend, wo sie was auslösen. Und dieses Wissen erregt mich. Immer schon. Auch in allen anderen Situationen, im Sex, in meiner Hingabe, in meiner Lust.
Ich kann meine Unsicherheit nicht ausleben, weil die Finger plötzlich fort sind, nur um wieder neu auf mir zu sein. Ich zucke zusammen, ohne das es einen Grund dazu gäbe. Ich bin so sensibilisiert, dass ich mich in jeder Berührung verliere und sie jedes Mal wieder wie einen Impuls auslöst, der mich in mir durchzuckt. Ich spüre mich, meine nackten Brüste, ich spüre meine Feuchtigkeit, meine Nässe, ich spüre meine Haare bis in die Spitzen, mich durchzuckt es bis in meinen Po. Und ich bin berührt. Überall. Sie sind nun tatsächlich überall. Finger. So viele. So zart. So wenig und so viel auf einmal. Ich bin hoffnungslos verloren in ungezählten Fingerspitzen.
Und ich stöhne verzweifelt auf. Laut. Ich höre mich schreien.
Und in genau in diesem Moment - treibt sich einer der Fingerspitzen tief in mich hinein...
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Meine Lust in Worten
Short StoryIn mir ist Lust. Sie ist da - das war sie wohl schon immer und ich weiß heute, dass ich großes Glück hatte, dass er sie aus mir und in mir hervorgeholt hat. Und sie ist da, sie ist in mir... ich darf es, ich darf sie erleben, ich darf mich hingeben...