42 | first meet

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JULIA

»Ich treffe mich heute wieder mit Barry«, erzählte mir meine Mom am Frühstückstisch.

»Super! Was macht ihr?«

»Ich hatte überlegt ... bei ihm die Nacht zu verbringen«, nuschelte sie in ihre Kaffeetasse.

Ich fand es niedlich, wie zurückhaltend sie über sich und Barry sprach. Vielleicht hatte sie noch immer Bedenken, wie ich das ganze zwischen ihnen aufnehmen würde. Mom war glücklich und das war alles, was für mich zählte. »Das klingt toll! Wann gehst du los?«

»Gegen Mittag. Also hast du kein Problem damit, dass ich mich mit ihm treffe und ... dass du auf Finn aufpasst?« Den zweiten Teil des Satzes nuschelte sie wieder in ihre Kaffeetasse.

»Kein Problem, ich – Halt. Mom, ich kann heute nicht auf Finn aufpassen.«

Sie presste ihre Lippen zu einer Linie. »Wieso nicht?«

»Ich bin heute den ganzen Tag unterwegs, weil ich Nachhilfe gebe.«

»Kannst du das denn nicht verschieben?«

»Nein, das geht nicht, meine ganze Woche ist schon ausgeplant. Warum kann Finn nicht zu Conrad? Er wohnt doch sowieso fast da.«

»Conrad liegt mit Windpocken im Bett«, seufzte sie. »Na ja und Finn hat nicht gerade andere Freunde, zu denen er gehen könnte. Wie lange wirst du unterwegs sein?«

»Ich schätze mal, bis Abends. Kann er denn nicht diese Stunden alleine verbringen? Meinst du nicht, dass er das hinbekommt?«

"Finn – einen trotzigen siebenjährigen – sechs Stunden alleine zu Hause lassen?"

»Dad und du haben mich auch in dem Alter für ein paar Stunden allein gelassen, wenn ihr mit Grace unterwegs wart.«

»Ja, du warst aber auch schon als Kind ein kleiner Einstein und konntest gut auf dich selbst aufpassen.«

»Was kann schon schief gehen?« Ich zuckte mit meinen Schultern.

»So einiges. Stell dir noch mal vor, was passieren könnte. Er könnte sich verletzen oder sogar schlimmeres! Ich werde Finn nicht alleine lassen. Punkt!«

»Du hast recht. Aber Mom, ich kann heute nicht. Finde jemand anderen.«

• • •

Für heute konnte ich meine Schule hinter mir lassen. Mein ohnehin langer Tag, würde allerdings nun noch länger werden.

Ich fuhr mit dem Bus zur Middleschool of Hawstone, um dort das Mädchen abzuholen, das mich ab heute als ihre Tutorin ansehen konnte.

Ich war ziemlich aufgeregt, freute mich aber auch riesig auf die Möglichkeit, einem jüngeren Menschen in einer schwierigen Phase zu helfen. Ich malte mir schon aus, wie wir sowas wie Freundinnen werden würden und sie mir bei unserem letzten Treffen aus Dankbarkeit eine selbstgebastelte Freundschaftskette schenkte.

Schon den ganzen Tag lang war ich ziemlich nervös und aufgeregt, doch eher im positiven Sinne. Denn auch wenn ich schon vorher des Öfteren Nachhilfe gab, ähnelte es nie solch einer Situation. Ich bekam ohne zu wissen, wer es war, einen Schützling zugewiesen. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl mit dieser ganzen Sache.

Angekommen vor der Junior High, hielt ich sogleich Ausschau nach... Nun ja... Nach was genau wusste ich nicht. Ich beäugte einfach den gesamten Schulhof. Mir sprang sofort eine mir bekannte Dame in die Augen. Zwischen ihr und mir lagen ein paar Meter Entfernung, doch es schien so, als ob sie mich auch erkannte.

Fears Between UsWhere stories live. Discover now