10 - [Früh Am Morgen]

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Mein Beine trugen mich aus dem Haus in die Trost- und farblose Nachbarschaft.

Auch heute hielt ich wieder bei dem Haus der Browns. Wie gestern, war heute die Hündin nicht zu sehen. Ich lehnte mich über den Zaun, um hinter die Büsche zu schauen, trotzdem war der Husky nirgends zu sehen.

Ich seufzte, ehe ich den Zaun losließ und weiter lief. Meine Augen schauten zum Boden. Ich beobachtete den makellosen Gehweg, der nun jedes bisschen Einzigartigkeit verloren hatte.

Meine Ohren hörten alles mit, während meine Augen beschäftigt waren. Ich hörte den Wind an mir vorbei ziehen, von weitem vernahm ich einige Autos und in der Ferne konnte ich Caitlins aufgeweckte Stimme hören.

Ich Blicke bei einer Kurve auf und beobachtete sie. Caitlin tappste fröhlich vor Irina umher, welche allerdings müde und etwas launisch aussah.

Ich musste lachen.

Unterschiedlicher hätten die beiden nicht sein können. Irina war temperamentvoll, besaß Durchsetzungsvermögen und sprach immer ihre Gedanken aus, während Caitlin sich eher im Hintergrund hielt und versuchte von allen gemocht zu werden.

Oft war aber auch genau das Verhalten der anderen ein Streitthema.

Caitlin empfand, dass Irina oft nur gemein und nicht temperamentvoll war, während Irina behauptete, dass Caitlin nur eine langweilerin ohne Persönlichkeit sei.

Oft spielten sich ihre Worte in meinen Gedanken automatisch ab. Schließlich unterscheideten Caitlin und ich uns nicht sehr.

Wenn Caitlin keine Persönlichkeit besaß, dann besaß ich ebenfalls keine. Ich tat das, was andere von mir erwarteten, nie tat ich das, was ich wollte.

Mein Blick fixierte sich auf die Schwarzhaarige, die freudig ihre Hand in die Luft streckte, als sie mich an der Mauer stehen sah. Sofort kam sie auf mich zu gelaufen und nahm mich in ihre Arme, während wir beide ungeduldig auf Irina warteten, die noch immer am Ende der Straße war.

,,Geht's dir gut?" Fragte sie mich sofort besorgt, als wir uns aus der Umarmung lösten. Ich beobachtete, wie sich ihre Haltung etwas anspannte und sich ihre Mundwinkel sofort nach unten zogen.
,,Schlecht geschlafen" Log ich. Meine Gedanken drehten sich nur um heute und wie ich das Nachsitzen mit Rose überleben konnte.

Ich malte mir die verschiedensten Situationen aus. Was, wenn sie nicht auftauchen würde, oder sie mir wieder versuchen würde Drogen anzudrehen?

Ich hatte Angst, dass ich dieses Mal ja sagen würde. Das sie mich mit ihren Worten dazu verführen würde.

,,Wie immer also" Hörte ich Irina von etwas weiter weg lachend sagen. Mein Kopf drehte sich sofort in ihre Richtung.

Mit einen Grinsen auf den Lippen und verschrängten Armen, kam sie auf uns zu.

Ich wollte mich zu ihr vorlehnen und sie in den Arm nehmen, allerdings lief sie einfach an mir vorbei und ging weiter.

Ein kurzes Kopfschütteln überkam mich. Ich fragte mich, was heute wieder mit ihr los war.

Sie war kein Morgenmensch, aber so unhöflich war sie eigentlich nie.

Mein Blick landete auf Caitlin, die Irina wie ein kleines Hündchen hinterher lief. Ich hatte keine andere Option, also tat ich es ihr gleich.

Leise redeten die beiden, während ich ihnen wortlos folgte. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders und bemerkte erst gar nicht, dass Irina meinen Namen zum zweiten Mal wiederholte.

,,Entschuldige" Sprach ich schnell, mit einem verlegenden Lächeln.
,,Wo warst du gestern?" Fragte sie neugierig, aber irgendwie auch nicht wirklich interessiert.

Ich stöhnte angestrengt auf. Sofort drehten sich die beiden zu mir um und sahen mich überrascht an.

,,Ich darf wegen Rose jetzt das Nachsitzen betreuen" Seufzte ich und hielt meinen Kopf zum Boden gerichtet.
,,War ja klar" Meinte Irina mürrisch.
,,Jeden Tag?" Fragte Caitlin neugierig.
,,Ja, ihr müsst also nicht mehr auf mich warten"

Caitlin drehte sich fassungslos zu mir um und wollte gegen meine Worte protestieren, aber Irina kam ihr zu vor.
,,Okay"

Kein bisschen Verständnuslosigkeit war in ihrer Stimme zu hören. Sofort wendete Caitlin ihren Blick von mir zu ihr und starrte Irina schweigend an.

Schmollend blieb die schwarzhaarige kurz stehen und wartete darauf das ich neben ihr war, um unsere Arme ineinander zu verschränken.

,,Was ist den passiert?" Fragte sie. Seufzend sah ich sie mit einem unsicheren Lächeln an.

Ich konnte Caitlin nicht die Wahrheit sagen. Zumindest nicht die ganze.

,,Rose... Rose" Begann ich meine Sätze, doch brachte ich nur ihren Namen hervor. Bitter kam er mir über die Zunge und trotzdem klang er süß.

Ich hasste es.

,,Ist schon in Ordnung" Versicherte sie mir mit einen Lächeln.
,,Rose Dexter ist eben mit einer Menge Arbeit verbunden" Ihre Worte brachten mich zum Lachen. So laut, dass sich sogar Irina für einen kurzen Moment zu uns drehte.

Genervt sah sie uns an. Ihr Blick ließ mich erschaudern. Sofort drehte sie sich wieder um und ignorierte uns.
,,Was ist mit ihr bitteschön los?" Wisperte ich.
,,Frag Demian" War alles, was sie mir sagte.

Demien und ich redeten nicht viel. Eigentlich redeten wir so gut wie gar nicht. Ständig waren wir unter der Beobachtung unser Eltern, was keinen wirklichen Freiraum schuff, um uns besser kennen zu lernen.

,,Dahlia" Hörte ich ihre Stimme gegen den warmen Wind sagen.
,,Ich bin stolz auf dich" Sprach sie mit einem verlegenden Lächeln.
,,Ich könnt nicht neidischer auf dich sein" Mein Lächeln verflog, während Caitlins nur noch breiter wurde.
,,Dieses Vertrauen der Leute zu haben" Sagte sie mit einem seufzen.
,,Muss einfach toll sein"

Sie sah mich an, während ich mich dazu zwingen musste, ihr in die Augen zu schauen. Sie hatte keinerlei böse Absichten, aber ihre Worte öffneten eine Art von Loch, welches alles um sich herum in die Leere zog.

,,Ach, Caitlin" Stammelte ich nervös. Wenn du nur wüsstest.

Mein Blick richtete sich nach vorn. Ich konnte schon die Schule sehen. Die Straßen waren auf einmal so viel voller. Vielleicht waren sie es auch einfach die ganze Zeit schon, nur hatte ich es wahrscheinlich einfach nicht bemerkt.

Fake Love Where stories live. Discover now