14 - [Loveless]

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Es klopfte an der Tür des Physikraumes. Fragend richteten alle ihre Köpfe auf Mister Hargrove, der durch diese schreitete.

Ich beobachtete, wie Mister Green den Film über Radioaktivität stoppte. Schnell wanderte mein Blick allerdings wieder zurück zu Mister Hargrove, als er zu sprechen begann.

,,Ich möchte euch darüber informieren, dass auch dieses Jahr wieder, der Tag der offenen Tür an der Calfort-High stattfindet. Ich möchte, dass so viele von euch wie möglich helfen werden, die Veranstaltung zum Laufen zu bringen"

Neugierig starrte ich meine Mitschüler an. Man konnte sie in zwei Gruppen teilen, die, die keine Lust darauf hatten, und die, denen es absolut egal war. Irina zählte zur ersten Gruppe, während Caitlin zur zweiten gehörte.

,,Dahlia" Hörte ich plötzlich meinen Namen. Leicht schreckte ich auf und begann mich sofort vor seinen Worten zu sträuben, schließlich wusste ich schon, was er wollte.
,,Ich möchte, dass du bitte einen Auge auf die Sache hältst" In anderen Worten; ich sollte die Veranstaltung leiteten.
,,Außerdem sollst du eine Willkommensrede halten" Und das bedeutete soviel wie; ich soll mich darum kümmern, dass die neuen Schüler Interesse an der Schule bekommen.

Mit einem falschen Lächeln nickte ich ihm zu, bevor er sich an Mister Green wandte.

Ich wollte schlafen. Diesen Tag einfach verpennen. Ich wollte nie wieder aufwachen. Aber das war alles nicht möglich.

Wenigstens war es nicht so kurzfristig gewesen. Das einzige positive daran.

Ich atmete tief durch und sah in die Gesichter von meinen Freundinnen. Irina zu meiner rechten, die mich beeindruckt anstarrte und Caitlin zu meiner linken, welche nicht hätte stolzer sein können.

Mein Blick wanderte zu den Rest der Schüler, auch wenn er nur bei einer Person hingen blieb.

Rose.

Sie starrte desinteressiert Mister Hargrove an, welcher sie wiederum streng ansah.

Noch immer befolgte sie den Dresscode nicht, und das schien Mister Hargrove nicht zu gefallen. Sein Blick schrie förmlich, dass er sie im Büro sehen wollte.

Auf einmal, dachte ich mir. Sonst hatte es ihm auch nicht interessiert.

Mit einem Grinsen löste sie ihren Blick von ihm, bevor sie zu mir sah. Sie sah viel lebendiger aus. Ihre Augen waren geweitet und haut hatte etwas Farbe abbekommen.

Verträumt starrte sie mich an, ehe sich ihr Blick in Mitleid umwandelte. Ich brach unseren Blickkontakt und richtete meine Augen wieder auf die Tafel.

Mister Hargrove verschwand aus der Tür, und in den Moment, in dem Muster Green in den Film weiter laufen lassen wollte, begann die Pausenklingel zu läuten.

Schnell packten alle ihre Sachen ein, doch wie erwartet war Rose die erste, die den Raum verließ.

,,Dahlia!" Stöhnte Irina ungeduldig.
,,Du bist zu langsam" Ergänzte Caitlin mit einem Lächeln.

Ich packte noch schnell meine Notizen ein, bevor ich auf sie zu ging.

,,Du bist sicher aufgeregt!" Sagte Caitlin sofort energisch, als wir durch die Tür zum Pausenhof Schritten.
,,Naja, wer wäre das nicht?" Versuchte ich darauf gelassen zu antworten.
,,Neid" War alles, was Irina zur Konversation beizutragen hatte.

Caitlin musste lachen. Ich wünschte, ich hätte mitlachen können.
,,Du kannst gern die ganze Arbeit machen, ich habe damit kein Problem" Meinte ich sarkastisch.
,,Du weisst, ich arbeite nicht gerne"

Ich schüttelte meinen Kopf.
,,Hast du überhaupt Zeit eine Rede vorzubereiten" Fragte die schwarzhaarige neben mir besorgt.
,,Ich kann beim Nachsitzen eine schreiben, schließlich muss ich nur aufpassen, dass Rose den Raum nicht verlässt" Witzelte ich.

Dort hätte ich sie nicht geschrieben. Ich hatte meine Freiheit mit Rose genossen. Wahrscheinlich hätte ich sie in einer meiner schlaflosen Nächte geschrieben, in denen ich eigentlich vor Müdigkeit hätte umkippen können.

,,Wenn man vom Teufel spricht" Hörte ich Irina schadenfreudig sagen. Rose sah nicht wirklich glücklich aus. Tat sie nie, aber eigentlich sah sie auch nie so wütend.

Ich wollte zu ihr. Wissen was los war. Sie aufmuntern. Aber ich konnte nicht, etwas hielt mich in diesen Moment.

Ich wollte sie so nicht sehen, also sah ich weg.

,,Hey" Meinte ich schnell, um uns alle von Rose abzulenken.
,,Demian hat gestern nach dem Nachsitzen auf mich gewartet" War das erst beste, was mir einfiel.

Während Caitlin ein aufgeregtes Lächeln trug, sah ich, wie Irina sofort ihre Augen rollte.

Ich hatte vergessen, dass sie eine Abfuhr von ihm bekam.

,,Er steht auf dich!" Hörte ich Caitlin fröhlich trällern.
,,Ach, meint ihr?"
,,Sie meint das" Kam es nur scharf von Irina.

,,Jetzt freu dich doch für Dahlia" Die schwarzhaarige nahm Irinas Hände in ihre und drückte sie fest.
,,Sie braucht ein bisschen Liebe, um sich von der ganzen Arbeit abzulenken" Lachte sie.

Liebe klang so anders, als 'er steht auf mich'. Ich konnte spüren, wie sich mein Magen nach außen drehte. Ich wollte nicht von ihm geliebt werden.

Ich Zwang mich zu einem Lächeln, als sie zu mir sah.
,,Ja, ist doch gut" Stöhnte Irina nur mürrisch und rieß sich aus Caitlins Griff.

,,Du magst ihn doch auch" Sofort wandte sich Caitlin an mich.

Mögen war wieder völlig anders, als lieben. Ich hasste die Vorstellung von all dem, wenn es um Demian ging.

Das Nachsitzen hatte uns definitiv näher gebracht. Etwas, dass Jahre des kennens nicht schafften.

Aber nie hätte ich daran gedacht, dass jemals mehr daraus werden könnte. Niemals. So fühlte ich nicht.

Ich wusste nicht einmal, wie man sich fühlen sollte. Ich konnte darüber lesen und Filme schauen, trotzdem hatte ich keine Ahnung davon.

Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Ich wollte es fühlen, wirklich. Aber vielleicht war ich es einfach nicht wert.

,,Ich weiss nicht, Caitlin" Meinte ich ehrlich. Man könnte die Unsicherheit und die Zweifel aus meiner Stimme hören.

Besorgt sah sie mich an und nahm mich schnell in ihre Arme.
,,Du musst es auch nicht wissen. Lass dir all die Zeit der Welt. Wer weiss, vielleicht ist Demian auch nicht der richtige"

Ihre Worte brachten mir ein ehrliches Lächeln auf die Lippen. Caitlin gab mir eine Sicherheit, welche völlig anders war, als die von Rose.

Ich glaube, die beiden hätten wirklich Freunde werden können. Oder sich zumindest mit einander gut verstand.

Irgendwie brachte mich das zum Lachen. Mir gefiel die Vorstellung, dass die beiden sich richtig kennenlernten.

Aber Irina war nicht in dieser. Egal wie sehr ich es versuchte, es waren immer nur Rose, Caitlin und ich.

Es gefiel mir, und gleichzeitig fühlte ich mich schlecht.

Ich hasste meine Schuldgefühle.

Fake Love Where stories live. Discover now