54 | Eklig

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C A Y E T A N A

Es ist gut möglich das eine oder sogar zwei Stunden nach der Vergewaltigung vergangen sind. Ich sitze immer noch auf dem selben Fleck und traue mich nicht aufzustehen. Es fühlt sich so an, als wäre ich gelähmt. Als würde ich zum Teil gar nichts mehr fühlen. Aber ich fühle etwas. Ich fühle mich eklig. So eklig, dass ich es zum Teil gar nicht in Worte fassen kann.

Meine Augen brennen höllisch von dem ganzen weinen und mein Körper zittert. Langsam erhebe ich meinen Kopf und blicke durch die Gasse. Leer. Nichts und niemand ist da. Niemand konnte mir helfen. Noch nicht einmal Domenico.

Ich kann meine Gefühlslage zum Teil nicht einmal mehr beschreiben. Wenn Domenico das erfährt...

Mit bebenden Lippen schüttle ich meinen Kopf. Domenico darf das nicht erfahren. Er wird mich eklig finden. Ob er mich dann auch nicht mehr lieben würde?

"Wenn es angeblich nur für mich geschlagen hat, ja, warum bist du dann diejenige von uns beiden, die fremdgegangen ist?"

Ich hatte schon wieder Sex mit Evandro. Er wird mich nicht mehr lieben. Er wird mich eklig finden. Schluchzend erhebe ich mich und ziehe meine Hose zurecht, ehe ich langsam aus der Gasse gehe. Ich muss mich duschen. Ich bin eklig.

Eklig.
Eklig.
Eklig.

Am liebsten würde ich jetzt vollkommen in Tränen ausbrechen, aber ich reiße mich zusammen. Ich darf nichts falsch machen. Ich muss nach Hause und mich duschen. Mein Hals schmerzt beim Schlucken und Flashbacks treten vor meine Augen. Wie Evandro mich angesehen hat. Wie doll er mich gewürgt hat. Oder wie schmerzhaft er mich vergewaltigt hat. Eine Träne nach der anderen läuft aus meinen Augen, während sogar mein Herz schmerzt. Eins steht definitiv fest.

Niemand, absolut niemand, darf davon erfahren.

-

Als ich es endlich am frühen Abend geschafft habe nach Hause zu fahren, bleibe ich vorerst im Auto sitzen. Die Tränen hören einfach nicht auf. Ich fühle mich so widerlich. Domenico würde mich niemals mehr anfassen, wenn er davon erfahren würde. Ein etwas lauter Schluchzer entweicht meinen Lippen. Ich weine so doll, dass ich fast sogar keine Luft mehr bekomme. Ich muss unter die Dusche.

Ich steige aus meinem Auto aus und laufe zügig ins Haus. Mit schnellen Schritten gehe ich die Treppen hoch und öffne die Tür zu unserem Schlafzimmer. Zum Glück ist es leer. Schnell gehe ich in den Schrank und hole mir frische Sachen raus, ehe ich wieder ins Schlafzimmer gehe und gerade dabei bin ins Badezimmer zu gehen. Ich lege gerade meine Hand auf den Türknauf, da höre ich etwas. Jemanden. "Amore mio", vernehme ich Domenicos leise Stimme. Er muss anscheinend gerade erst das Zimmer betreten haben. Noch mehr Tränen fließen mir aus den Augen, als ich seine Stimme höre. Aber ich erwidere nichts und gehe schnell ins Bad, bevor ich die Tür verschließe.

Daraufhin hörte ich schnelle Schritte, ehe Domenico gegen die Badezimmertür klopft. "Amore mio, bitte lass uns reden", höre ich seine leicht verstummte Stimme durch die Tür. Ich beiße mir auf meine zitternde Lippe, ehe ich meine Stirn gegen das Holz der Tür lege. Heiße Tränen strömen über meine Wange und sie hören gar nicht mehr auf. Ich kann meinen Schmerz gar nicht in Worte fassen.

"Bitte amore mio, es tut mir leid", höre ich seine flehende Stimme. Ich drehe mich etwas und lasse mich langsam an der Tür hinabsinken, bevor ich meine Hand auf den Mund presse, um das Schluchzen zu unterdrücken. "Es tut mir so leid." Ich schlucke den dicken Kloß in meinem Hals runter und wische mir die Tränen aus dem Gesicht, was aber nichts bringt, da immer mehr fließen. "Ich liebe dich, Cayetana. Und natürlich bist du mir nicht fremdgegangen. Ich habe über reagiert. Nur werde ich jedes Mal wütend, wenn ich an seine Hände auf deinem Körper denke", sagt er leise. "Ich wollte deine Briefe und den Traum nicht in den Dreck ziehen. Ich liebe deine Briefe." Er macht eine Pause und ich höre ihn seufzen. "Ich weiß nicht was in mich gefahren ist, amore mio." Seine Stimme ist brüchig, was mir noch mehr schmerzt.

Evandro war erneut in mir. Und Domenico würde mir das niemals verzeihen. "Bitte verzeih mir, amore mio. Ich weiß, was ich dir für Schmerzen zugefügt habe, aber bitte vergib mir. Es tut mir so leid", fleht er. Schluchzend stehe ich auf, was er anscheinend hört. Er klopft erneut gegen die Tür. "Amore mio, ich flehe dich an, lass mich bitte rein. Ich will dich umarmen", fleht er. Wenn du die Wahrheit wüsstest, dann würdest du mich nicht mehr umarmen wollen, denke ich mir, ehe ich langsam auf die Dusche zugehe. Ich muss mich waschen. Ich muss seine Hände von meinem Körper schrubben. Diese ekligen Erinnerung wegspülen. Ich streife mir meine Klamotten von dem Körper und steige unter die Dusche. Ich stelle das Wasser an, aber nicht auf warm, nein, auf kalt. Ich will einfach nur dieses eklige Gefühl von mir waschen.

Ich nehme mir das Duschgel und den Schwamm und beginne mich einzuseifen. Ich schrubbe so stark, dass meine ganze Haut rot wird. Es tut weh, aber ich will dieses Gefühl loswerden. Zig Sachen hallen durch meinen Kopf, die mich noch doller schrubben lassen.

Domenico wird dich eklig finden.

Domenico wird dich nicht mehr lieben.

Du bist widerlich.

Domenico wird sich von dir trennen und dir Lorenzo wegnehmen.

Ein bitterlicher Schluchzer entfährt mir und ich lasse den Schwamm fallen. Ich fiel förmlich mit ihm zu Boden, ehe ich einfach nur dasitze auf den kalten Fließen und mir die Seele aus dem Leib weine. Ich ziehe meine Knie an meinen Körper heran und lege meinen Kopf darauf ab. ehe ich den Tränen und den Schluchzern einfach freien Lauf lasse.

Nach einigen Minuten, stehe ich kraftlos wieder auf und spüle mir die restliche Seife von meinem Körper, ehe ich die Dusche abstelle und raussteige. Gerade während ich mir ein Handtuch um meinen Körper wickle, trete ich vor den Spiegel, wo ich erstarre. Dunkle Augenringe zieren mein Gesicht und mein Hals hat rote Abdrücke. Instinktiv lege ich meine Finger an meinen Hals. Evandro hat Spuren hinterlassen. Mist. Domenico darf das nicht sehen. Panisch drehe ich mich um und laufe zur Kommode in welcher meine Schminke ist.

Ich hole sie raus und beginne wie verrückt die Flecken zu über schminken. Es wollen sich schon wieder neue Tränen in meine Augen schleichen, aber ich unterdrücke sie mit Mühe und Not.

Beruhig dich, Cayetana. Domenico darf nichts merken. Denk an eure Familie, die du nicht kaputt machen darfst!

Nach einem hin und her zwischen den ganzen Make-Up Produkten, habe ich es endlich geschafft die Flecken gut zu überdecken. Ich ziehe mir mein Schlafshirt an und laufe dann zögerlich auf die Tür zu. Für einen kurzen Moment ziehe ich es sogar in Erwägung, die Nacht in der Badewanne zu verbringen, aber das wäre lächerlich. Soll ich mich einfach zu ins Bett zu Domenico legen? Er wird sicher weiterhin versuchen zu entschuldigen. Ich kann ihn irgendwie verstehen, schließlich weiß ich nicht wie ich mich in seiner Situation fühlen würde.

Zögerlich trete ich näher an die Tür heran und lege meine Finger vorsichtig an den Schlüssel. Ich beiße gedankenverloren auf meine Lippe, ehe ich ihn umdrehe und die Tür öffne. Unmittelbar werden meine Augen groß.

 Unmittelbar werden meine Augen groß

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Amore mio | Wir für immerМесто, где живут истории. Откройте их для себя