08. Momente der Ewigkeit

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3rd person pov.

,,Dann bis gleich!", rief Louis, als sich sein Weg mit Harry trennte. Heute hatte es zum ersten Mal in diesem Winter geschneit und das auch nicht gerade wenig. Natürlich war ihr Schulbus heute Morgen trotzdem gekommen...

Als es in der Pause dann immer mehr geschneit hat, haben sie sich dazu entschieden später eine ordentliche Schneeballschlacht zu machen. Dass die beiden besten Freunde nicht weit voneinander entfernt wohnten, war da durchaus ein Vorteil.

Man könnte meinen, dass man in der Abschlussklasse langsam mal zu alt dafür werden würde, aber davon ließen sich die beiden nicht groß beeindrucken. Schließlich hatten sie es all die Jahre zuvor auch gemacht. Und außerdem machte es mehr Spaß, als manch anderer vielleicht denken würde.

Nachdem sie zu Hause zu Mittag gegessen hatten, kramten sie die alten Schneeanzüge aus ihren Schränken hervor. Als Louis sich umgezogen hatte und vor dem Spiegel stand, kam er sich wie ein Schneemann vor. Er zog sich seine Stiefel an und wackelte wenig später wie ein Pinguin auf die große Wiese, die einige Meter von seinem und Harrys Haus entfernt lag.

Kaum hatte er einen Blick über die weiße und noch unberührte Schneelandschaft vor sich geworfen, kam auch schon Harry um die Ecke. Genauso dick eingepackt wie Louis, jedoch trug Harry bereits einen riesigen Schneeball in seinen Händen, den er auf dem Weg geformt hatte.

Die beiden hatten noch kein Wort gewechselt, als Harry seinen Schneeball warf und Louis' Jacke traf. Und damit hatte der Kampf begonnen. Louis hechtete über die Wiese und stolperte immer wieder, während er versuchte so viel Schnee wie möglich mit seinen Handschuhen aufzusammeln.

Der tiefe Schnee erschwerte den beiden das Laufen, sodass sie eher über ihre eigenen Füße stolperten, als dass sie liefen. Louis warf einen seiner Schneebälle nach Harry, der gerade noch ausweichen konnte. Direkt danach folgte der nächste, der Harry einen nassen Fleck auf seiner Schneehose verschaffte. Davon ließ er sich nicht groß beeindrucken und warf den nächsten nach Louis, der schon dabei war neue Bälle zu formen.

Wenn jetzt jemand aus dem Fenster geschaut hätte, hätte er sie wohl für kleine Kinder gehalten. Sie tollten auf der Wiese herum und rannten von links nach rechts, während sie sich immer wieder nach dem Schnee bückten. Schon in kürzester Zeit fingen die beiden an in ihren dicken Klamotten zu schwitzen.

Louis wollte seine Handschuhe ein bisschen lockern, als ihm der Schnee in den Ärmel viel und das unangenehmste der unangenehmen Gefühle entstand. Louis schüttelte wie wild seinen Arm, um den, dann doch zu kalten, Schnee loszuwerden, als Harry seine Chance nutzte.

Er zielte und traf genau Louis' Hinterkopf, als dieser sich empört umdrehte, erwachte Harry aus seiner Starre und fing an loszurennen. Louis lief ihm mit seinem einen Handschuh in der Hand hinterher und jagte ihn quasi über die gesamte Wiese, sodass am Ende kaum eine Stelle ohne Fußabdrücke übrig blieb.

,,Louis! I-Ich kann nicht mehr...", schnaufte Harry, während er trotzdem weiterlief und immer wieder nach hinten zu Louis schaute, der langsam aufholte. Als Louis bei ihm ankam, schubste er ihn in den weichen Schnee, sodass Harry wenig später mit dem Rücken auf dem Schnee lag und Louis über ihn gebeugt war.

Noch eben hatte er gelacht, während er hinter Harry hergelaufen war, doch jetzt geriet er irgendwie in Verlegenheit. Denn irgendwie hatte er sich vor einiger Zeit vielleicht ein ganz kleines bisschen in seinen besten Freund verknallt. Es vergingen nur wenige Sekunden doch in Louis' Kopf fühlten sie sich wie Minuten an, in denen er auf seinem besten Freund lag und ihn unter sich betrachtete.

Harry lag einfach nur da, noch völlig außer Atem von dem ganzen Gerenne eben. Wahrscheinlich schlug auch deshalb sein Herz noch so schnell, dass es sich gar nicht mehr beruhigen wollte.

Und auf einmal wusste Louis weder was er tun noch sagen sollte, wenn er es überhaupt gekonnt hätte. So eine unangenehme Situation hatte es für Louis zwischen den beiden noch nie gegeben. Harry empfand das ganze eher weniger als unangenehm, sondern eher als unerwartet.

Louis wollte von Harry herunter gehen und aufstehen, doch sein Körper ließ ihn nicht. Er fühlte sich als könne er sich kein Stückchen rühren. Stattdessen wanderte sein Blick über Harry unter ihm. Als ihre Blicke auf einander trafen, schaute er schnell wieder weg und blieb dann an seinen Lippen hängen. Sie waren ein wenig blau und sahen genauso weich aus wie als er davon geträumt hatte sie-

,,Ist dir kalt? Deine Wangen sind schon ganz rot", unterbrach Harry die Stille und auf seinen Lippen bildete sich ein kleines Lächeln. Louis führte seinen Gedanken nicht zu Ende, sondern wirkte nur noch erstaunter.

Seine Wangen waren auch noch rot? Und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wegen der Kälte...

Er blickte zur Seite über die zertrampelte Schneedecke, um irgendwie einen klaren Gedanken fassen zu können. Funktionieren tat das nicht so wirklich, denn bewegen konnte und irgendwie auch wollte er sich immer noch nicht.

Er blickte wieder zu Harry und fühlte sich auf einmal wie in Trance. Er fühlte sich als gäbe es gar keine andere Wahl, als das zu tun was er schon so lange tun wollte.

Er biss sich auf die Unterlippe, um dem Drang zu wiederstehen, doch ehe er sich versah lag sein Blick wieder auf Harrys Lippen. Ganz langsam hob er seine Hand, ohne Handschuh, und legte sie vorsichtig an Harrys Wange, ehe er sich zu ihm herunterbeugte und endlich seine Lippen auf Harrys legte.

In diesem Moment war ihm überhaupt nicht bewusst, was er tat, aber er fühlte sich, als würde ein ganzes Feuerwerk in ihm explodieren.

Harry war überrascht, aber gleichzeitig auch überhaupt nicht. Er wusste nicht was er denken sollte, doch er wusste was er fühlte und er wusste, dass es sich gut anfühlte. Er brauchte zwar eine kurze Sekunde, erwiderte dann aber Louis' zärtlichen Kuss.

Harry legte seine Hände auf Louis' Rücken und drückte ihn so ein wenig näher an sich. Dieser fühlte sich als wäre die Welt kurz stehen geblieben. Louis blendete alles um sich herum aus und konzentrierte sich nur auf das Gefühl, das in seinem Inneren zu brodeln schien.

Harry strich vorsichtig Louis' Rücken entlang, während dieser seine vergleichsweise warme Hand in Harrys Haaren vergrub. Louis wollte sich am liebsten nie wieder von seinen weichen Lippen trennen. Der Moment sollte für immer halten und irgendwie tat er das auch, zumindest folgten nach diesem Tag noch einige weitere, dieser Momente, in denen die Erde stehen blieb.

Larry-Adventskalender 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt