13. Ein friedlicher Schneespaziergang

81 6 0
                                    


Louis pov.

Unzählige kleine Schneeflocken fielen vom Himmel, während ich gedankenverloren aus dem Schlafzimmerfenster schaute.
So viel geschneit hatte es schon lange nicht mehr. Draußen war jeder Baum und jede Straße von einer feinen Schneedecke bedeckt, die nur ab und zu durch ein paar Fußspuren durchbrochen wurde.

Ich schaute auf das leere Bett hinter mir, ehe ich ins Badezimmer ging. Wahrscheinlich war Harry schon vor einiger Zeit aufgestanden.
Und wenn ich Glück hatte, dann hatte er vielleicht auch schon frühstück gemacht...

Während ich meine Zähne putzte, fiel mein Blick wieder auf das Schneegestöber draußen und ich überlegte wie ich Harry am besten zu einem kleinen Spaziergang überreden könnte.

Als ich die Treppe nach unten ging, bestätigte sich meine Vermutung, denn der wunderbare Geruch von Ei und Speck lag im ganzen Haus in der Luft.
Als ich grinsend in die Küche kam, stand Harry mit dem Rücken zu mir vor dem Herd.

,,Guten Morgen", flüsterte ich, als ich hinter ihn trat. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm über die Schulter zu schauen.
Überrascht drehte er sich zu mir um, ehe er ebenfalls sagte: ,,Guten Morgen Louis!"
Er gab mir einen schnellen Kuss auf meine Stirn, ehe er sich wieder der Pfanne zuwendete.
Harry schien schon deutlich wacher zu sein als ich.
,,Hast du gut geschlafen?", fragte er dann.

Ich bejahte seine Frage, ehe ich anfing darüber nachzudenken, was ich geträumt hatte. Aber zugegebenermaßen hatte ich bis jetzt immer gut geschlafen seitdem wir uns ein Bett teilten.

Als wir wenig später am Küchentisch saßen und sein leckeres Frühstück aßen, fiel mir meine eigentliche Frage wieder ein.
,,Wollen wir heute zusammen einen kleinen Schneespaziergang machen?"

Harry schien kaum eine Sekunde über meine Frage nachzudenken, ehe er sagte: ,,Klar warum nicht!"
Da Dienstag unser freier Tag war, ließen wir uns eigentlich selten eine Gelegenheit entgehen etwas zusammen zu machen. Sonst hatten wir für so etwas eher selten Zeit, wenn wir arbeiten mussten.

Nach dem Frühstück zogen wir uns also um und suchten unsere warmen Sachen zusammen. Während ich meine wasserfesten Schuhe schnürte, warf Harry sich seinen Mantel über.
Angezogen als hätten wir eine mehrtägige Schneewanderung vor uns verließen wir wenig später das Haus.

Der Schnee knirschte unter unseren Schuhsohlen, als wir unsere Einfahrt herunter gingen. Die kalte Luft umhüllte uns und wir konnten unseren Atem sehen.

Als wir in eine Seitenstraße einbogen, hatte es immer noch nicht aufgehört zu schneien. Der Bürgersteig wurde immer wieder von neuen Schneeflocken bedeckt und somit auch die Fußspuren von denen, die diesen Weg vor uns gegangen waren.

Wir hatten nicht geplant wohin unser Spaziergang gehen sollte und so ließen wir uns einfach treiben.
Stumm liefen wir nebeneinander her, während wir die Weihnachtsdeko der Nachbarn betrachteten.
Es war eine angenehme Stille zwischen uns, diese friedliche Stille, die zur Weihnachtszeit typisch war.

Auch wenn es noch einige Tage dauern würde, konnte man merken, dass eine gewisse Vorfreude in der Luft lag gerade, weil es geschneit hatte.

Während wir wenig später einen der noch unberührten Feldwege entlang gingen, griff ich Harrys Hand. Obwohl wir beide Handschuhe trugen, konnte man dennoch irgendwie eine gewisse Wärme spüren, wenn auch nur symbolisch.

Die Schneelandschaft um uns herum war wunderschön. Die großen Wiesen waren alle weiß und die Schneedecke war noch völlig unberührt.
Wir waren die ersten, die parallel zu einander ihre Fußspuren im Schnee hinterließen.

Wir liefen auf einen kleinen Wald zu, dessen hohe Tannen ebenfalls schneebedeckt waren. Auch im Wald schien es irgendwie diese friedliche Stille zu geben, die nur das Knirschen unter unsren Schuhsohlen zu brechen schien.

,,Ist es nicht wunderschön hier?", fragte ich flüsternd, da es sich irgendwie komisch anfühlte die Stille zu unterbrechen. Harry pflichtete mir mit einem Nicken bei.
,,War wirklich eine gute Idee spazieren zu gehen", antwortete er dann, ehe er meine Hand losließ und seine wenig später um meine Hüfte legte, um mich noch ein Stückchen näher zu sich zu ziehen.

Als ich zu ihm nach oben schaute, blieb mein Blick an seinen Locken hängen, in denen unzählige kleine verschiedene Schneeflocken ihren Platz gefunden hatten. Ich musste grinsen, ehe ich meine Hand ausstreckte und wenig später auch auf meinem schwarzen Handschuh die kleinen Schneeflocken landeten.

Als ich sie genauer betrachtete, sah ich, dass sie unglaublich definiert waren und irgendwie alle unterschiedlich aussahen.
,,Es ist nicht faszinierend?", fragte ich erstaunt mehr oder weniger eigentlich mich selbst.
,,Dass sie alle so unterschiedlich sind?", fragte Harry daraufhin.
Ich nickte nur, als ich meinen Blick von meinem Handschuh abwand.
,,Sie sind wie die Menschen, findest du nicht auch?", fragte er dann.

Ich musste einige Augenblicke über seine Aussage nachdenken, ehe ich feststellte, dass er irgendwo recht hatte. Schließlich waren wir auch alle verschieden.

,,Weißt du eigentlich", unterbrach Harry meinen Gedankengang, ,,wir sehr ich dich liebe?"
Seine Frage kam so plötzlich, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als überrascht stehen zu bleiben.
,,Ich wette mit dir, dass ich dich viiiel mehr liebe", entgegnete ich dann und er blieb ebenfalls stehen.

Er warf mir einem vorwurfsvollen Blick zu, ehe er herausfordernd murmelte: ,,Um was wetten wir denn?"
Ein schnelles Lächeln huschte übet meine Lippen, ehe er bereits seine Hand an meine Wange und seine Lippen auf meine gelegt hatte.
Sie waren zwar kalt, aber vergleichsweise übermittelten sie trotzdem eine gewisse Wärme.
Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um ihm noch ein Stückchen näher zu sein und seinen liebevollen Kuss zu erwidern.

,,Siehst du...", murmelte er in unseren Kuss, als er mich dazu gebracht hatte meine Lippen einen Spalt breit zu öffnen. Ich antwortete nichts, sondern drückte meine Liebe und Überzeugung in unserem liebevollen Zungenkuss aus.
Als er sich von mir löste, strich er mir nur eine Haarsträhne aus der Stirn, ehe er meine Hand nahm und wir weiter gingen. Und mit einem Mal war mir auch überhaupt nicht mehr kalt.
Stattdessen spürte ich das langanhaltende Kribbeln in meinem Bauch, das sich irgendwie in meinem ganzen Körper ausbreitete.

Wir gingen noch eine Weile weiter in den Wald hinein, bis wir uns entschieden umzudrehen. Da außer uns niemand mehr auf dem Weg gegangen war, konnte man auf dem Rückweg noch genau die Stelle erkennen an der wir uns vor einer Weile geküsst hatten.

Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien und stattdessen wehte ein kalter Wind. Je weiter wir gingen, desto kälter wurden meine Füße schließlich doch. Und als wir wieder in unserer Straße angekommen waren, blieb mir nichts anderes übrig, als zu sagen: ,,Ich glaube mir frieren gleich die Füße ab."

Harry fragte nur schmunzelnd: ,,Jetzt wo wir fast zu Hause sind?"
Wenig später saß ich mit dicken Kuschelsocken und einer Tasse Tee auf dem Sofa und betrachtete die Schneelandschaft von meinem Platz an der Heizung aus.

Egal wie lange ich schon mit Harry zusammen war, diese beruhigende Wärme hatte er schon immer versprüht. Und egal wie lange wir schon zusammen waren, es fühlte sich immer noch so an wie vor vielen Jahren, als wir uns zum ersten Mal geküsst hatten.

Larry-Adventskalender 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt