7. Chris - ein sonderbarer Ort

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Seine nervöse Art ließ mich gerade aufs Neue schmunzeln. Heute wirkte er ganz anders auf mich. Weg war die Arroganz, und vor allem auch die Wut, die ihn scheinbar bei unserem ersten Aufeinandertreffen angestachelt hatte. Vielleicht waren all meine Ängste, bezüglich unserer bevorstehenden Zusammenarbeit völlig unbegründet und er war tatsächlich kein hysterischer Egozentriker.

„Sag mal Finn, hast du vielleicht Lust auf einen Kaffee? Außer du bist hier noch nicht fertig, dann möchte ich dich natürlich nicht abhalten!" Folgte ich einer Eingebung. Es wäre sicherlich für unsere zukünftige Arbeitsbeziehung von Vorteil, wenn wir uns etwas kennenlernten. Dann konnten wir uns beide auch gegenseitig besser einschätzen.

Kurz hielt ich die Luft an, wartete gespannt auf eine Antwort. Immerhin bestand eine fifty-fifty Chance, dass er tatsächlich „nein" sagte und das Weite suchte. Schließlich war ihm vorhin scheinbar schon seine freundliche Geste, bei der er mich am Arm berührt hatte, zuwider gewesen. So schnell, wie er danach den Arm weggezogen hatte. Trotzdem wollte ich unser Treffen in die Länge ziehen. Nur der Arbeit wegen natürlich.

„Klar ..." Dabei legte er seinen Kopf etwas schief und lächelte mir zu. Dieses ganze Zurückhaltende ließ ihn unglaublich jung wirken. Wobei er ja auch mit Sicherheit noch nicht wirklich alt war. Jung und verdammt sexy, denn das hatte sich seit unserem Treffen eindeutig nicht geändert. „... warum nicht!", setzte er etwas verzögert hinzu und griff nach seinen Büchern. „Ich gebe die nur schnell ab, dann können wir los."

Nahm den Stapel und schlenderte damit in aller Seelenruhe zur Kasse, an der Herr Heinrich scheinbar höchstpersönlich auf ihn wartete.

Ich folgte ihm. Konnte nicht umhin, seine Statur zu mustern. Da waren seine langen Beine, die in einer dunklen, sehr verwaschenen Jeans stecken, die mit einigen Löchern gespickt war. Sie fiel im sehr locker um die Beine, wurde nach oben hin aber immer enger, nur um schlussendlich zwei knackige Backen zu umhüllen. Dieser Anblick war überaus appetitlich. Und es juckte mir in den Fingern, einfach hinzugehen und drauf zu klatschen.

Verdammt auch, ich hatte gar nicht mitbekommen, dass meine Gedanken sich scheinbar verselbstständigt hatten. Also setze ich brav meine Musterung fort, in dem ich meine Augen hob und aus der Gefahrenzone brachte. Ein schwarzes Longsleeve folgte, dass wie eine zweite Haut anzuliegen schien und dabei seine schlanke und sehnige Figur betonte. Seine Schultern waren etwas breiter als die Taille und ergaben eine immer noch schöne V-Form. Die Aussicht hatte sich somit nicht wesentlich verschlechtert, auch wenn mein Blick sich nur allzu gern noch einmal nach unten verirrt hätte. Sein Haar trug er erneut zu einem lockeren Pferdeschwanz, aus welchem schon einige Strähnen gerutscht waren. Ein bisschen sah es wieder danach aus, als hätte er sie sich heute schon mal gerauft und irgendwie konnte ich mir das bei ihm sehr gut vorstellen.

„Soll ich sie ihnen schicken, Herr Weber?!", wollte Herr Heinrich freundlich von Finn wissen und riss mich mit seinen Worten aus meiner Betrachtung. Widerwillig löste ich meinen Blick und trat einen Schritt beiseite, um etwas Abstand zu gewinnen. Es ging mich immerhin nichts an, was die beiden zu besprechen hatten. Ich wollte mich schließlich weder einmischen, noch aufdrängen. Lediglich etwas Zeit mit meinem zukünftigen Autor verbringen.

Es dauerte auch keine Minute, da trat er, wohlgemerkt, ohne Bücher zu mir. Sogar verdammt nah an mich heran. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Sein Oberkörper streifte den Meinen, als er sich noch etwas vorbeugte und an mir vorbei griff. Mein Herzschlag beschleunigte sich von selbst. Dieser Mann schien ganz eindeutig seine Wirkung auf mich auszuüben und das war nicht gut. Überhaupt nicht gut! Wir hatten eine Geschäftsbeziehung und die konnte und wollte ich schließlich nicht gefährden. Außerdem hatte ich die Schnauze voll von Beziehungen. Davon bekam man lediglich gebrochene Herzen.

Mr. Unverschämt (Mr. 3)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora