20. Finn - der magische Fußboden

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„Oh", machte es überrascht, als auch schon der warme, harte Körper frontal mit mir zusammenstieß. Woran natürlich mich die Schuld traf, denn ich stand hier immer noch wie festgewurzelt.

Eigentlich war es gar nicht beabsichtigt, oder gar geplant gewesen, aber ich konnte einfach nicht anders. Als ich aus der Tür gestürmt war, kam ich lediglich ein paar Schritte weit. Meine Schuhsohlen schienen mit dem Fußboden des Hotels zu verschmelzen. Also blieb ich tatsächlich stehen und lauschte dem Gespräch der beideni. Ich musste es wissen, jetzt endgültig wissen. Gab es eine Chance für uns, oder verrannte ich mich erneut in eine meiner never ending Horrorlovestorys?

Ich stand also da, mit angehaltenem Atem und rasendem Herzschlag und lauschte dem Wortwechsel der beiden, und bevor ich reagieren konnte, kam auch schon Chris, um die Ecke geschossen, und rannte regelrecht in mich hinein.

Warm lag er in meinen Armen, kaum, dass ich ihn aufgefangen hatte, und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn noch etwas enger an mich zu ziehen, bevor ich ihn auf eine Armlänge von mir schob. Meine Hände lagen dabei immer noch schwer auf seinen Schultern. Irgendwie wollten, oder konnte ich den Körperkontakt nicht gänzlich aufheben. Zu gut fühlte es sich an, ihn zu berühren. Und zu weh der Gedanke, ihn loszulassen, vielleicht für immer.

Aber mein Fass war voll. Für heute, für die nächste Zeit. Wenn ich nicht durchdrehen wollte, dann musste ich endlich das Richtige tun. Das Richtige für mich und meine psychische Gesundheit. Bevor es mich innerlich zerriss, mich wieder an einen Punkt brachte, von dem es kein Zurück mehr gab.

„So geht das nicht!", ließ ich ihn nicht zu Wort kommen. „Ich kann so nicht weiter machen, verstehst du? !"

Aber wie konnte er verstehen, wenn er vermutlich gar keine Ahnung hatte? Innerlich schüttelte ich über mich selbst den Kopf und seufzte, bevor ich etwas weiter ausholte und für mehr Kontext sorgte. „Es tut mir leid. Eigentlich mag ich das gar nicht, jemanden die Pistole an die Brust zu setzten. Und wie gesagt, es tut mir wirklich, wirklich leid ... Aber, du musst dich entscheiden, Chris! Mein Leben ist ein extremes Auf und Ab der Gefühle, ein innerliches Chaos, womit ich in solchen Situationen eher schlecht, als recht zurechtkomme. Und du, du stellst es nur noch mehr auf den Kopf. Ich weiß nicht mehr ein, noch aus! Du bringst mich und meine Gefühle völlig durcheinander, ja regelrecht um den Verstand, doch kaum, dass du da bist, ist auf einmal alles gut, mein Inneres beruhigt sich, alles scheint auf einmal richtig. Du sogst dafür, dass ich auf der einen Seite ruhig werde und auf der anderen Seite mich in deiner Gegenwart fallen lassen kann. Aber dieses ständige Auf und Ab. Dieses nicht wissen, wo ich stehe. Nicht wissen, was du von mir willst. Wohin das mit uns führt. Ob es überhaupt irgendwohin führt ...", ich sog scharf die Luft in meine Lungen, weil sie mir schlicht und ergreifend ausgegangen war. „Das halte ich nicht aus! Ich ... ich ... ich mag dich sehr!" Welch Untertreibung des Jahrhunderts, fast hätte ich gelacht, doch ich wollte ihn nicht noch mehr unter Druck setzten. Er sollte nicht meinen, meinen Gefühlsausbruch erwidern zu müssen. „Jedoch ...", ich unterbrach mich selbst. Schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Mein wild schlagendes Herz würde mir sicherlich bald den Dienst quittieren und dabei in den Sonnenuntergang galoppieren, so hart und wild schlug es gegen meine Brust. Aber auch kein Wunder, bei dem, was ich jetzt zu sagen hatte. Auch, wenn die Worte eigentlich nicht über meine Lippen wollten, immerhin wusste ich, würde ich es jetzt aussprechen, gäbe es kein Zurück mehr. Nie mehr.

„Ich weiß, Gott, ja ich weiß! Es geht jetzt viel zu schnell, und ich weiß, dass ich das eigentlich nicht verlangen kann. Trotz alledem kann ich so nicht weiter machen! Wirklich ... Mein Leben ist eine Katastrophe, meine psychische Krankheit hat mich im Augenblick fest im Griff. Dadurch bin ich nicht einfach, sowohl für mich, als auch für meine Mitmenschen. Für dich ... Doch kann ich mit so einer großen Unsicherheit nicht umgehen. Nicht leben, ohne dass es dabei mein ganzes Leben auf den Kopf stellt und mich von einem Hoch in ein dunkles Tief stürzen lässt. Wenn du dir also nicht sicher bist, dass sich was Ernstes zwischen uns entwickeln könnte. Oder noch nicht dafür bereit bist. Was ich verstehen würde ... was okay wäre ... Dann sollten wir aufhören. Besser getrennte Wege gehen ...", beendete ich atemlos meinen Monolog.

Mr. Unverschämt (Mr. 3)Where stories live. Discover now