Kapitel 6 - The celebration of love

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"Just the thought of you makes me feel less alone, but more alive."

Es war eine kühle Winternacht, in der mir die Schneeflocken um die Nase tanzten. Ich beobachtete sie gemächlich dabei, wie sie sanft vom Himmel rieselten und ihren Tanz bis in meine Haare fortführten.
Das kleine, feine Eis schmolz auf meinen blonden Strähnen und ließ sie mit der Zeit nass werden. Dabei hatte ich sie mir doch so mühevoll gemacht.
Ich stand etwa fünf Minuten vor ihrer Tür und wartete, während meine Beine sich zu Eisklötzen verwandelten. Ich trug nur eine dünne Strumpfhose unter meinem Kleid, was zwar bis zum Boden reichte, allerdings wurde durch den Schlitz an der Seite immer wieder Wind gegen meine Beine gepustet.
Irgendwann schwang die Tür auf und mit dem Schwung wedelten meine Haare der Wärme entgegen. Es musste aussehen wie im Film, wenn das kleine Weisenmädchen zu ihrem Retter aufsah. So sah ich nun zu Miss Blake, die wie eine junge Blume erblüht war. Sie sah umwerfend aus.
Nicht, dass sie das sonst nicht tat. Sie war schließlich immer um ein adrettes Aussehen bemüht, aber heute war wohl der Tag, an dem sie unbestreitbar die Schönste sein musste.
„Tut mir leid für die Verspätung, ich musste nur kurz zu Ende telefonieren." Ich lächelte nur verständnisvoll und sah sie bittend von unten herab an. Wenn ich hier noch weiter stehen würde, konnte mich Miss Blake solange ansehen, wie sie wollte, dann würde ich mich eh nicht mehr von der Stelle rühren können.
Das tat sie nämlich... Mich die ganze Zeit ansehen, als wäre ich ein Museumsstück. Nur hoffentlich weniger verstaubt. Ihre Augen wanderten über mein klammes Haar, bis hin zu meinen geröteten Wangen, meinen grünen Augen, die ihr aufmerksam entgegen sahen und weiter über meinen Oberkörper, der in einem flauschigen Mantel steckte. Ihr Blick verfolgte meine Beine und landete schließlich an meinen schwarzen Absatzschuhen. So unauffälliger sie versuchte mich zu mustern, desto auffälliger wurde es, sodass mir die Röte ins Gesicht schoss. „Miss Blake?" Sofort schossen ihre Augen nach oben, nur um auf Meine zu treffen.
„K...K...Könnten Sie mich rein lassen? Es ist ziemlich kalt hier draußen." Wie, als wollte mein Körper diese Aussage unterstreichen, nieste ich noch einmal bestätigend. Eilig nickte Miss Blake, ehe sie Platz machte damit ich eintreten konnte. Sie murmelte etwas Unverständliches zu sich, das ich zu gerne gehört hatte, stattdessen aber rief sie nur eilig einen Namen. Auf der Stelle kam ein etwas älterer Herr herbei geeilt, der mich aus kleinen Augen freundlich ansah. Durch die Falten sah man deutlich, wie sehr ihn das Leben bereits gezeichnet hatte, aber in seinen Augen sah man, dass es bisher ein Zufriedenes war.
„Mister Blare, würden Sie Miss Parker bitte ihren Mantel abnehmen?" Er nickte mir freundlich zu, ehe er das Tablett was er in der Hand hielt, abstellte, um mir aus meinen Mantel zu helfen. Wieder einmal merkte ich Augen auf mir, die ganz genau zusahen, wie der beigefarbene Mantel von meinen Schultern glitt.
„Eine zauberhafte Begleitung haben Sie heute Abend, Miss." Merkte Mister Blare an und zwinkerte Miss Blake zu, die mich ungläubig anstarrte. „Was Sie nicht sagen, Mister Blare." nuschelte sie kaum verständlich, ehe sie zur Besinnung kam, sich räusperte und wieder aufrecht hinstellte. „Wie ich sehe haben Sie sich schon fertig gemacht?" Ich nickte stumm. Manchmal fühlte ich mich bei ihr, wie beim Militär. Stramm stehen und nicken, ansonsten gibts Strafliegestütze. Und ich wusste ganz genau, Miss Blake würde sich selbst davor nicht scheuen.
Als sie meine vom Schnee verwüsteten Haare betrachtete entfuhr ihr ein kleines Lächeln. „Aber die sollten wir vorher noch in Ordnung bringen." Ehrlich freudig deutete Sie mir ihr zu folgen. Schnellen Schrittes eilte Sie voraus, so dass ich nur gerade so hinter herkam. Das war wohl unser Ding. Ich rannte ihr hinterher und sie vor mir weg.
Ich folgte ihr in ein, wie es schien, Umkleidezimmer. Wie mir vorher schon aufgefallen war, musste sie schwarz lieben. Die meisten Möbel in ihrem Haus waren schwarz oder ein dunkles Braun, so auch hier. Rechts von mir befand sich ein riesiger Kleiderschrank mit allerhand Sektionen von Kleidung. Vor mir war eine riesige Fensterfront und links neben mir ein Schminktisch mit einem verdammt großen Spiegel. Da es allerdings schon dunkel draußen war, wurde das Zimmer von feinen Lichtpunkten an der Decke erhält. Kein Wunder, dass Miss Blake immer fantastisch aussah. Mit diesem Zimmer konnte ihr das Styling morgens nur gelingen.
Miss Blake deutete auf den Schminktisch und sagte mir damit indirekt, dass ich mich auf den Hocker davor setzen sollte. Ich zögerte etwas, aber Miss Blakes Blick sagte mir, dass es ok war. Also ging ich langsam darauf zu und setzte mich. Im Spiegel sah ich, wie auch Miss Blake näher zu mir kam und rechts neben mir nach einem Lockenstab griff. Wenn Sie mir die Haare auch nur annähernd so machte, wie sie sie sich des öfteren lockte, konnte ich nur glücklich sein.
Trotzdem etwas unsicher und nervös wippte ich mit meinem rechten Bein auf und ab.
„Sie sind nervös." Es war weniger eine Frage, sondern mehr eine Feststellung.
„Keine Sorge, ich werde mir größte Mühe geben." Dabei hatte ich nicht einmal Angst, dass sie mir die Haare versaute. Es war ihre Präsenz, die mich nervös machte. Sobald sie mir näher gekommen war hatte sich ein unbändiges, freudiges Kribbeln in mir breit gemacht, was ich mir nicht hatte erklären können. Ich hörte sie lächeln, während sie das sagte, sodass ich automatisch mit lächeln musste. „Geht doch. So gefallen Sie mir wesentlich besser." murmelte sie hinter mir, wodurch ich rot wurde. Hatte sie mir gerade indirekt ein Kompliment gemacht?
„Es ist ewig her, dass ich jemand anderem die Haare gemacht habe. Das hab ich irgendwie vermisst." Fast etwas erstaunt schaute ich sie durch den Spiegel hinweg an. Ich war es nicht gewöhnt, dass sie so viele Emotionen zeigte. Vielleicht lag es daran, dass heute Weihnachten war. Und das auch ihr kleines Grinch Herz etwas erweichte. Etwas wie Bedauern lag in ihrer Stimme. „Wem haben Sie denn vorher immer die Haare gemacht?" fragte ich vorsichtig, während Miss Blake die erste Strähne zwischen ihre grazilen Finger nahm und behutsam eindrehte. „Meistens meiner Schwester. Sie hatte Haare zum niederknien. Obwohl ihre noch ein wenig..." sie stockte und ergänzte dann ganz leise. „Besser einzudrehen gehen." Ich beobachtete sie weiter stumm.
„Und dann sind Sie erwachsen geworden?" Als Miss Blake die erste Haarsträhne langsam nach unten sinken ließ, sah sie mich mit einem Blick an, der irgendwie abwesend wirkte. Ihre Augen waren verschleiert und sie nickte schnell. „Ja, wir sind vermutlich einfach erwachsen geworden." Wir schwiegen beide wieder. Ihr schien es nicht sonderlich leicht über ihre Schwester zu reden, deshalb ließ ich das Thema ruhen, aber trotzdem hätte ich zu gern gewusst, was zwischen ihr und ihrer Schwester vorgefallen war. Da war definitiv mehr als sie zeigen wollte.
„Und Sie?" fragte sie unvermittelt. „Haben Sie Geschwister?" Ich wollte einfach nur mit dem Kopf schütteln, aber da sie einen ziemlich heißen Lockenstab in der Nähe meines Kopfes in der Hand hielt, wäre das wohl ein ziemlich schwieriges Unterfangen gewesen. Also presste ich nur ein „Nein" hervor.
Das Thema ließ mich schwitzen und mich unwohl auf meinem Stuhl rumrutschen. Familie war nicht gerade etwas, worüber ich reden wollte. Erst recht nicht zu Weihnachten. Das musste wohl auch Autumn aufgefallen sein, denn sie legte ganz behutsam eine Hand auf meine Schulter, was mich sofort innehalten ließ. Ihre grazilen Finger schwebten kaum merklich auf meiner Haut, sodass ich auf der Stelle vergas zu Atmen.
„Schon gut." hauchte Autumn, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von mir zu wenden. Sie gab mir das Gefühl, dass es ok war, was ich schon lange nicht mehr gespürt hatte. Das Gefühl nicht ganz alleine zu sein. Obwohl wir das ja waren. Wir waren zusammen allein. Autumn beugte sich ein wenig nach unten, nachdem ich immer noch kaum merklich zitterte. Aber immer noch so, dass sie es merkte. Sie drehte mich etwas zu sich, sodass ich ihr zwangsläufig in die Augen sehen musste. In dieses Meer von Emotionen.
„Es ist alles in Ordnung, ok?" Ich nickte abwesend. Das Einzige worauf ich überhaupt achten konnte, war ihr Blick, der mich gefangen hielt. Das war das erste mal, dass einzig und allein ich das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit war. Und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, doch ich genoss es.
Ihre Augen spiegelten auf einmal so viel Wärme wieder, dass es sich anfühlte, als würde ich in der warmen Sommersonne sitzen und mir die Sonnenstrahlen auf die Haut scheinen lassen. Ihr Blick war so viel mehr als nur gesehen zu werden. Ihr Blick schien mich zu durchsuchen, nach irgendeinem Anzeichen, was sie gesagt hatte, was mich plötzlich so verunsichert hatte. Kaum merklich seufzte ich.
„Ich bin gleich fertig, ja?" Aufmunternd lächelte sie mich an, als sie sich wieder erhob und mir die letzten Strähnen noch einmal lockte. Ich wollte nicht, dass sie aufhörte. Diese Art wie sie mir die Haare machte, sprach wie eine andere Sprache. So voller Zuneigung, dass ich sie den ganzen Tag dabei hätte beobachten können, wie sie verträumt meine blonden Locken betrachtete.
Als sie fertig war, strich sie mir noch einmal ehrfürchtig übers Haar, was eine Gänsehaut an meinem Körper auslöste. Mit großen Augen sah ich zu ihr, kontrollierend ob sie das gemerkt hatte. Offensichtlich allerdings zum Glück nicht.
„Lassen Sie sich nochmal ansehen." Ich erhob mich, sodass ich nun vor ihr stand und sie unsicher ansah. Sie betrachtete mein glitzerndes schulterfreies Kleid, an dem nur zwei Streifen von Ärmeln meinen Oberarm schmückten. Als ihre Augen weiter nach oben wanderten, trafen sich unsere Blicke sofort. Die Wellen schlugen einmal wieder über. Wir betrachteten uns beide scheinbar eindringlich.
Bevor ich groß etwas tun konnte, drehte sie sich plötzlich um und ging. Sie ließ mich einfach stehen, wie bestellt und nicht abgeholt. Nach nicht einmal einer Minute tauchte sie wieder vor mir auf. Sie strich mir so sanft, dass ich hätte schwören können, es wäre ein Lufthauch, eine Haarsträhne nach hinten. Erst legte sie mir einen Ohrring auf der rechten Seite an, dann auf der linken. „Jetzt ist es perfekt." Sie drehte mich noch einmal zu dem Spiegel, sodass ich das finale Werk betrachten konnte. Die kleinen Strasssteine, die dort an meinen Ohren hingen, spiegelten mein Kleid wieder, was sofort eine perfekte Harmonie bildete. Vollkommen perplex sah ich einer Frau ins Gesicht, die ich zuletzt bei Chloe gesehen hatte. Stark, mutig und feminin. Eine Frau, die ich immer begehrt hatte zu sein und jetzt wo sie dort so stand, hatte ich Angst, diese Illusion von mir zu enttäuschen.
„Aber... Sie können mir doch nicht einfach ihre Ohrringe geben. Die müssen doch ein Vermögen wert sein, ich..." Als ich mich zu ihr umdrehte und meine Hand an mein Ohr legte um sie wieder abzunehmen, griff Autumn entschieden nach meinem Handgelenk. „Für diesen einen Abend, gehe ich das Risiko gerne ein. Sie sehen damit ohnehin viel bezaubernder aus als ich." Als wäre ihr erst jetzt klar geworden, was sie gerade gesagt hatte, verstummte sie kurz und ihre Wangen färbten sich augenblicklich rosa. Was ihr zugegebenermaßen wirklich gut stand. Ich hätte sie gerne weiter so betrachtet, doch man merkte, wie unangenehm ihr die Situation war, denn sie machte sich schon zum Aufbruch bereit. „Vielleicht sollten wir los, ich meine, wir wollen ja nicht zu spät auftauchen oder?" So zerstreut wie heute hatte ich sie noch nie erlebt. Und rot werden hatte ich sie auch noch nicht gesehen.Und ich wusste jetzt schon, dass ich diese Version von ihr vermissen würde.

Die Assistentin der Miss Blake Onde histórias criam vida. Descubra agora