Kapitel 21 - Das Mädchen vom Saint Mary Lake

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"With a secret like that, at some point the secret itself becomes irrelevant. The fact that you kept it does not."  - Sara Gruen (Water for elephants)

Am nächsten Nachmittag standen wir auch schon am vorerst letzten Flughafen unserer Reise. Ich scannte alles mit meinem Blick ganz genau ab. Einen der bekanntesten Flughäfen der Welt.
„Und gefällt dir LAX?" lächelnd drehte ich mich um. „Ja, sehr." Sie grinste. „Hab ich mir doch gedacht." Sie ging mit wippendem Schritt voraus, so dass ich ihre Haare hin und her schwingen beobachten konnte und einfach weiter in mich hinein lächelte. Sie war definitiv die Definition für Perfekt.
In dem Moment erinnerte ich mich genau daran, als wir im Unterricht einmal einen Liebesbrief an unseren zukünftigen Partner schreiben sollten.
Ich hatte mir keinen bestimmten Typen vorgestellt. Ich hatte nicht beschrieben, wie er aussehen sollte. Nur wie er sein sollte.
Er sollte mir die Welt zu Füßen legen, süß sein, ein schönes Lächeln haben, mich zum Lachen bringen, mir die Tränen wegküssen und jeden schönsten Moment mit einem Kuss besiegeln. Er sollte kreativ sein und meine Welt zu einem besseren Ort machen.
Das war alles, was ich mir gewünscht hatte. Ich hatte mir kein Top Model gewünscht und auch keinen Sugar Daddy. Nur jemanden, der sich um mich sorgte. Jemand, der mich von allen Schmerzen befreite.
Ich hatte mir Autumn herbeigesehnt ohne es zu wissen.
Damals hatte ich eine eins auf meinen Brief bekommen. Vielleicht weil ich die Aufgabe wirklich ernst genommen hatte und gleich mehrere Seiten geschrieben hatte. Ich hätte am liebsten einen ganzen Roman draus gemacht. Weil ich das schreiben schon immer geliebt hatte.
Jetzt war ich mir sicher, über Autumn könnte ich ein Leben lang schreiben. Sie würde nie langweilig werden. Ich könnte Drehbücher aus unserer Liebe machen. Und wüsste schon, wie ich jede einzelne Einstellung drehen würde, weil ich die schönsten Blickwinkel von ihr kannte.
Am meisten würde ich ihr lachen filmen. Oder wie sie mich küsste und dabei lächelte. Ich wollte das am liebsten alles für die Ewigkeit festhalten.
Meinen Polarstern, der mir den Weg leuchtete.

„Ist das der Polarstern?" Autumn kniff die Augen neben mir zusammen, was mich zum Lächeln brachte. Wenn sie wüsste, dass sie mein kleiner Polarstern war... „Klar, schau doch mal, wie hell er leuchtet." Sie lächelte zufrieden vor sich hin.
Noch am selben Abend, an dem wir gelandet waren, hatte sie mich mit hoch zum Hollywoodsign genommen. Dass sie über irgendwelche Zäune klettern würde, hatte ich nie gedacht. Aber sie hatte es sich nicht nehmen lassen, dass unser nächtliches Picknick hier oben durch irgendwelche Absperrungen eingeschränkt wird. Selbst nicht, als sie sich dafür ihr Kleid am Zaun zerriss und einmal ein wenig im Dreck landete. Aber ich als verantwortungsvolle Assistentin hatte ihr natürlich den Staub von den Knien gepustet und ihr einen Kuss auf die schmerzende Stelle gegeben. So fühlte es sich fast irgendwie real an. Unsere kleine Liebesblase.
Es war wunderschön gewesen und ich würde mir immer wieder die Beine am Draht aufkratzen, nur um den Sonnenuntergang von den Hügeln aus zu beobachten, während ich meine Hand mit Autumns verschränkt hatte und sie gedankenverloren mit ihren Fingerspitzen über meinen Handrücken strich.

„Woran denkst du?" Autumn lag neben mir auf der Picknickdecke und drehte sich auf die Seite um mich zu beobachten, während ich immer noch in den dunklen, sternenbedeckten Himmel sah. Heute waren die Sterne besonders hell und erinnerten mich an laue Sommerabende. Hier war es auch nicht so bitterlich kalt.
„Ich überlege immer, ob man ein Stern wird, wenn man geht. Eine Seele kann doch nicht plötzlich verschwinden. Und es werden so viele neue Sterne entdeckt. Tausende und aber tausende. So viele, dass man sie nicht zählen kann. Das kann doch kein Zufall sein, oder?" Ich drehte meinen Kopf um die Schönheit neben mir zu betrachten. Ihre Haare trug sie lockig, wie so oft. In dunklen Wellen flossen sie ihr über die Schultern. Sie hatte eine Decke leicht über sich gelegt, genauso wie ich. Hauptsächlich wärmte mich jedoch die Hitze, die von ihr ausging. Oder meine Gedanken an sie.
„Du vermisst deine Familie sehr, nicht wahr?" Ich nickte, während ich versuchte die Tränen wieder runterzuschlucken. Es waren die kleinen, schönen Momente, die mich immer wieder an den größten Schmerz erinnerten.
„Es tut mir so Leid." Sie rückte näher an mich ran um einen Arm um meine Hüfte zu legen und mir einen Kuss auf den Kopf zu drücken. Ich kuschelte mich ein weniger näher an sie, sodass ich meinen Kopf in ihre Halsbeuge vergraben konnte. An ihrem Hals prangte ein kleiner, silberner Anhänger. Ein Herz, was mit kleinen Glitzersteinchen bedeckt war. Es war das Herz, was ich ihr geschenkt hatte. Der Gedanke, dass sie es immer bei sich trug, zauberte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht, was allerdings im nächsten Moment sofort wieder verschwand.
„Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn sich einer der Menschen, die du am meisten liebst, das Leben nimmt." Ich hielt für einen Moment inne. Ich hörte das Blut durch meine Adern rauschen und mein Herz einen Sprung machen. Sofort richtete ich mich auf. „Ich habe dir nie erzählt, weshalb mein Dad gestorben ist. Woher weißt du das?" Kleine Tropfen begannen plötzlich immer stärker vom Himmel zu regnen. Als ob mir mein Dad ein Zeichen schickte. Dass er da war.
Sie sah mir aus diesen großen, meerblauen Augen so geschockt entgegen, wie ich sie ansah.
„Gracie, ich..." Sie hielt inne und setzte sich ebenfalls auf. Augenblicklich schossen mir Tränen in die Augen. „Jetzt rede schon, woher weißt du das?"
Sie setzte sich in einen Schneidersitz und griff nach meinem Handgelenk um mich ruhig zu halten, doch ich schüttelte nur vollkommen perplex den Kopf. Ich verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte sie etwas wissen, was ich ihr nie erzählt hatte? Weil ich es selbst nie verstanden hatte. Ich hatte nicht gewusst, was passiert war. Es hätte zwar nichts geändert, rein gar nichts daran, dass meine Familie ein Loch in meinem Herzen hinterlassen hatte, aber es hätte mir inneren Frieden geschenkt.
Auch wenn ich es damals nicht verstanden hätte. Ich war viel zu jung gewesen. Aber jetzt war ich es nicht mehr. Und doch hatte ich nie eine Erklärung bekommen.
„Gracie, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll, ich..."
„Dann erklär es von vorne, verdammt nochmal." Schluchzte ich schon fast verzweifelt. Wie konnte ein Mädchen, welches ich bis vor einem viertel Jahr nicht einmal gekannt hatte, mehr über mein Leben wissen, als ich? Was war daran fair?
„Du warst das Mädchen, was ich damals im Urlaub kennengelernt habe. Am Saint Mary Lake." Ich hielt inne. Und sah sie einfach nur an. In meinem Kopf war es leer. Ich versuchte die Worte zu verarbeiten. Aber ich verstand gar nichts.
„Was hat das mit meinem Dad zu tun?" Sie seufzte und zog mich auf ihren Schoß. Auf dem ich eigentlich gar nicht sitzen wollte, aber der sich so nach Geborgenheit anfühlte.
„Wir haben immer so viel Zeit miteinander verbracht, erinnerst du dich noch daran?" Natürlich, wie hätte ich das vergessen können? Ich hatte all die Jahre so oft an sie gedacht. Weil ich sie irgendwie cool gefunden hatte. Sie war so lässig gewesen. Hatte mir damals von den Sternen erzählt. Alle möglichen Mythen darüber. Ich hatte dieses Gefühl, was sie mir damals gegeben hatte, nie richtig verstanden. Aber sie hatte mich immer ganz kribbelig gemacht. Und ich hatte sie verehrt. Sie war schließlich ein paar Jahre älter als ich gewesen.
Wir hatten Abende zusammen an meinem Fernrohr verbracht und Tage damit durch den Wald zu rennen, im See schwimmen zu gehen, uns Hütten zu bauen und unter freiem Himmel zu campen.
„Ja." brachte ich nur irgendwann heraus.
„Erinnerst du dich auch noch daran, dass sich unsere Eltern, dann auch miteinander angefreundet hatten?" Ich zuckte halb nickend, halb kopfschüttelnd mit den Schultern. Ich erinnerte mich dran, dass sie uns immer gemeinsam beim spielen beobachtet und sich unterhalten hatten. Ich erinnerte mich aber kaum noch, wie ihre Eltern ausgesehen hatten. Sie waren immer gut angezogen gewesen. Ihr Dad hatte meistens ein Poloshirt getragen. Daran hatte ich mich erinnert.
„Dein Dad hat mal ein Geschäft gehabt, stimmts?" Ich nickte wieder, weil ich nicht reden konnte. Ich merkte, wie mir die Luft knapp wurde. Das wurde alles so unreal, als wäre ich in einem schlechten Traum.
„Unsere Eltern haben sich immer darüber unterhalten. Das Geschäft von deinem Dad lief ganz schön gut." Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, mein Dad hat mich immer aus der Arbeit rausgehalten." Autumn lächelte müde und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Besser ist es. Du warst viel zu süß, als dass dir jemand deine unschuldige Kindheit hätte stehlen sollen." Ich sah sie weiter einfach nur an. Ihre blauen Augen musterten mich, so traurig, dass sie in einem Meer von Tränen zu ertrinken schienen. Dabei waren es meine Augen, die wieder feucht geworden waren und mich fast zum Ertrinken brachten.
„Was hat das alles mit meinem Dad zu tun?" brachte ich nur hervor.
„Nun ja, mein Dad hat damals sehr viel investiert und wollte an dem Geschäft von deinem Dad teilhaben. Erst wollte er nur Partner werden. Das hat ihm aber nicht gereicht und er wollte es aufkaufen."
„Aber mein Dad hat nein gesagt?" Sie nickte.
„Mein Dad hätte sein Geschäft nie verkauft. Manchmal hatte ich das Gefühl, er würde es mehr lieben als mich." Ich lächelte schwach, was Autumn ein wenig zum Lachen brachte. „Dann wäre er ein ziemlicher Idiot gewesen." Wir schwiegen ein paar Sekunden, in denen wir uns einfach nur ansahen. „Was ist dann passiert?"
Autumn seufzte. „Mein Dad drohte deinem Dad sein Business kaputt zu machen, wenn er nicht kooperiert." Mir klappte der Mund auf.
„Und er hat es durchgezogen. Deine Familie hat in dem Moment alles verloren. Und du warst einfach zu jung um das zu verstehen. Genau wie ich. Bis ich es nach ein paar Jahren verstanden habe."
In mir begann etwas zu bröckeln. Eine ganze Welt schien zusammen zu brechen. Jahrelang hatte es in mir genagt, ob sein Tod mit mir zu tun gehabt hatte. Weil ich eine schlechte Tochter gewesen war. Oder weil ich ihm nicht das geben konnte, was er sich immer gewünscht hatte. Ich hatte Angst gehabt, ich hätte ihm nicht genug „Ich liebe dich" gesagt. Dabei war gar nichts davon meine Schuld gewesen.
„Deine Familie hat meinen Dad umgebracht?" Ich schaffte es nicht einmal zu schluchzen. Ich fühlte mich leer. Einfach nur leer.
„Gracie, es tut mir so leid..." Stammelte sie, aber ich sprang nur von ihrem Schoß auf. Ich konnte einfach nicht bei ihr sein. In ihren Augen lag so viel Schuld, dass ich es einfach nicht aushalten konnte.
„Seit wann... Wann hast du dich erinnert, dass ich das Mädchen vom Saint Mary Lake bin?" Schluchzte ich.
„Weißt du noch, als ich dich an deinem Geburtstag das erste mal Rosie genannt hab?" Ich nickte unsicher. „Damals wusste ich es noch nicht. Aber irgendwas hat die ganze Zeit an mir genagt und ich wusste nicht, was es war. Dann hab ich am gleichen Abend das Bild von dir und deinem Dad auf deinem Nachttischschrank gesehen und als du mir erzählt hast, dass dein Dad... Es hat plötzlich alles Sinn gemacht. Dass wir beide am Saint Mary Lake gewesen sein konnten, das war ein bloßer Zufall dachte ich. Aber es hat sich alles gefügt und mir wurde klar, warum ich es nicht eher gesehen habe. Ich habe dich früher immer Rosie genannt, nicht Gracie. Aber plötzlich, mit dem Bild...hat alles Sinn ergeben." Die Welt begann sich plötzlich unaufhörlich zu drehen. Mein Geburtstag war mittlerweile über einen Monat her. Einen Monat, in dem sie nicht einmal ansatzweise irgendetwas gesagt hatte. In dem sie gemerkt hatte, wie sehr meine Vergangenheit an mir nagte und nie auch nur einen Ton gesagt hatte. Vielleicht hätte auch ich es merken müssen. Anhand der Geschichten, die sie mir erzählt hatte. Von den Sternenbildern. Von Cassopeia und Delphinos. Sie hatte mir diese Geschichten damals schon erzählt. Und hatte mir damals schon gesagt, dass ich ihre Andromeda bin.
Und trotzdem hätte sie es mir erzählen müssen. Dass sie es wusste. Wenigstens das hatte sie mir geschuldet. Mir wurde so schlecht, dass ich mich am liebsten übergeben hätte.
„Dank deiner Familie hab ich alles verloren. Meinen Dad, meine Mum, alles! Alles was ich damals hatte und du hattest nicht einmal den Mut, mir zu sagen, was passiert ist. Wie lange hättest du das noch für dich behalten?" Ihr Ausdruck sagte alles. Sie hätte es mir nie gesagt, wäre es ihr nicht heute Abend rausgerutscht.
„Deine Mum, ich verstehe nicht..." Schaffte sie gerade so zu sagen.
„Meine Mum ist am broken heart syndrom gestorben, verdammt noch mal." Meine Worte waren mehr ein Schniefen als noch klare deutliche Töne. Doch sie verstand es trotzdem. Ein Schmerz durchzuckte mein Herz. Ich hasste es darüber nachzudenken. Ich hatte sie nicht retten können. Genauso wie ich meinen Dad nicht hatte retten können.
Nur mich. Und das war einfach nie genug gewesen.
Autumns Blick hatte sich mit Tränen gefüllt. Aber das versetzte mir nur noch einen größeren Stich ins Herz. Ich wollte kein Mitleid haben. Vor allem nicht von ihr.
Ich stolperte ein paar Schritte zurück. Sie hatte die ganze Zeit dieses Geheimnis für sich behalten. Keinen einzigen Ton gesagt. Ihre Familie hatte Meine zerrissen und sie hatte weiter gemacht, als wäre nie etwas gewesen. Aber vielleicht war sie deshalb so wie sie war, so kühl und undurchdringlich. Damit niemand hinter die Fassade sah, was sie wirklich verbarg.
„Gracie, warte!" Sie streckte die Hand nach mir aus, doch ich wich aus. Mittlerweile war alles nass, der Regen hatte mich komplett durchweicht und beinahe wäre ich in dem nassen Schlamm ausgerutscht, als ich zurückwich. „Fass mich nicht an!" fauchte ich, immer noch gedämpft durch die Tränen, die endlos über meine Wange zu laufen schienen. Wie ein unaufhaltsamer Sturzbach.
Autumn zog sofort ihren Arm zurück.
Ich konnte es nicht fassen, dass ich mich ausgerechnet in das falsche Mädchen verliebt hatte. Deren Vater für den Tod meines Vaters verantwortlich war. Ich konnte nicht einmal im Ansatz beschreiben, wie ich mich in dem Moment fühlte. Nach über zehn Jahren, hatte ich die Antwort auf alle Fragen bekommen. Auf einen Schlag und so unvorbereitet, dass ich fast nicht wusste, was ich mit der Information anfangen sollte. Mir wurde schlecht bei dem Gedanken, dass mein Herz für sie geschlagen hatte. Ich sie geküsst hatte und das obwohl sie alles gewusst hatte. Die ganze Zeit über.
Ich drehte mich auf dem Absatz um.
„Gracie, bitte geh nicht, lass uns darüber reden!" Autumn packte erneut meinen Arm.
„Wieso? Damit du wieder alles vor mir verheimlichen kannst? Autumn, wie konntest du mir das antun? Ich hab mir jahrelang die Schuld gegeben, dass mein Dad nicht mehr lebt und meine Mutter die Liebe ihres Lebens verloren hat. Ich habe 14 Jahre nicht mehr ruhig geschlafen. Seit Jahren habe ich Bilder im Kopf, von dem Moment als ich meinen Dad gefunden habe. Ich vermisse meine Familie jeden Tag, weil ihr mir alles kaputt gemacht habt und du kannst einfach weiter leben, als wäre nie etwas passiert? Das ist so ungerecht!" Sie zog mich näher zu sich ran. „Gracie, ich bitte dich..." Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf.
„Ich will doch einfach nur, dass du mich in Ruhe lässt. Ist das zu viel verlangt?" Sie nickte, ebenfalls unter Tränen. Als hätte ich ihr Herz auf den Boden geworfen und dem Erdboden gleich gemacht. Und selbst wenn war es mir egal.
„Es hätte eh nie zwischen uns funktionieren können. Weil du nie zu mir gestanden hättest. Ist ja auch klar, ich bin ja schließlich nur das Mädchen, deren Familie ihr dem Erdboden gleich gemacht habt. Du weißt scheinbar nicht einmal was Liebe heißt. Aber ich weiß es. Und das was du mir angetan hast, das ist keine Liebe." Ich riss mich los und rannte davon. Ich sah auch nicht einmal zurück. Ich rannte einfach als ginge es um mein Leben. Mein Herz schwer wie Blei und meine Füße fühlten sich ein, als wären sie einbetoniert.
Schon in der nächsten Sekunde hatte ich gemerkt, dass egal ob sie mich liebte oder nicht: Ich liebte sie, wie ich noch nie jemanden geliebt hatte. Umso mehr tat es mir weh, wie sehr sie mich hintergangen hatte.
Sie hätte mit mir reden sollen, an dem Abend als sie mich so schuld bewusst angesehen hatte, mit dem Bild von meinem Dad und mir in der Hand. Aber sie hatte einfach geschwiegen, weil sie so verdammt feige gewesen war.
Sie hatte mich mit meinen Gefühlen alleine gelassen, die mich von innen aufgefressen hatten. Und trotzdem konnte ich nichts anderes tun, als an ihre wunderschönen, blauen Augen zu denken, die meinetwegen tränengefüllt waren.

Die Assistentin der Miss Blake Where stories live. Discover now