Kapitel 17 - Die Geschichte der sieben Raben

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"Be the kiss in my hair
That no one sees
Move, when I move
Sigh, when I sigh...
Be that line from a poem
That I hold in my eyes."
- Sanober Khan

Vollkommen fertig ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich war gerade in mein Zimmer gekommen um mich wieder umzuziehen. Den Tag im Anzug zu verbringen nur um in „Arbeitsstimmung" zu kommen, wie es Autumn nannte, war echt eine Qual.
Als ich durch den Spiegel mein blasses Gesicht sah, rollte ich genervt mit den Augen. Kein Wunder, dass ich so ein Käse war, ich kam hier ja kein bisschen raus. Ich fühlte mich langsam wie ein Vampir, der nie irgendwelches Sonnenlicht zu Gesicht bekam.
Ich hatte Autumn angebettelt, dass wir uns zusammen die Stadt ansehen, aber sie meinte wir wären hier nicht zum Vergnügen und hatten noch eine Menge Arbeit vor uns. Das war heute morgen um sieben gewesen, mittlerweile war es fast sechs Uhr Abends. Es war anstrengend gewesen, einen Haufen Anrufe den wir zu erledigen hatten, planen, rechnen, E-mails schreiben, Skizzen machen, verwerfen und wieder Neue machen.
Gerade als ich mir einen anderen BH übergezogen hatte, klopfte es an der Tür und Autumn platzte ohne Vorankündigung rein. Ich schaffte es gerade so mir ein T-shirt vor zu halten, als ich schon sah, wie ihr Gesicht sich knallrot färbte.
Langsam hatte ich das Gefühl, eine höhere Macht, machte sich einen Spaß daraus uns immer in so unangenehme Situationen zu verfrachten.
Ich zog mir das Shirt schnell über, während Autumn so tat, als würde sie interessiert die Vögel draußen vor meinem Fenster mustern, die vergnügt zwitscherten. Man könnte fast das Gefühl haben, es wäre einer der ersten Frühlingstage, doch dabei war es gerade einmal Januar. Nur der Frost an den Fensterscheiben spiegelte die kalte Jahreszeit wieder.
Sobald ich wieder etwas an hatte, drehte ich mich zu Autumn um, welche mich abwartend betrachtete. Ihr Blick fiel auf mein Shirt und sie lächelte. Anders als sonst. Ganz gelassen und etwas schüchtern.
„Steht dir... Das Shirt meine ich." Ich lächelte zurück. Einfach so. Dass wir uns mal so gut verstanden, auf einer freundschaftlichen Ebene war irgendwie... schön. Erfrischend anders. Heute morgen hatte mich Autumn auch nicht wie sonst von sich gestoßen. Sie hatte mich einfach nur angelächelt als ich in ihr Zimmer gekommen war und hatte auf den Platz neben sich gedeutet.
„Also Autumn, was gibts?" fragte ich irgendwann, nachdem mich Autumn eine Weile dabei beobachtet hatte, wie ich meine Klamotten sorgfältig zusammengelegt und in den Schrank gesteckt hatte.
„Ich hab eine Überraschung für dich." Ich sah verwirrt auf. Vielleicht auch etwas alarmiert, aus Angst, dass es eine Falle war und sie mich jetzt doch noch in ihren Folterkeller stecken würde. Diese Nettigkeit von ihr war ja doch schon sehr ungewöhnlich.
„Für mich?" fragte ich also nur. Sie nickte. „Du wolltest dir doch London anschauen." Ich nickte ebenfalls. „Aber du hast ja gesagt, wir haben genug zu tun, da dachte ich..."
Miss Blake unterbrach mich kurzerhand. „Ohne dich wäre das alles auch nicht möglich gewesen. Du greifst mir so gut unter die Arme wie keiner zuvor. Ich hatte vorher nie einen freien Tag. Das konnte ich mir einfach nicht leisten, aber mit dir ist es anders. Mit dir ist generell alles anders." Sie hatte sich in meinen Augen verloren und ich war nicht sicher, ob sie überhaupt noch über das nachdachte, was sie gerade sagte. Das schien ihr auch gerade aufzufallen, denn sie schüttelte kurz darauf den Kopf, als wäre sie gerade aus ihrem Tagtraum aufgewacht und war schon dabei das Zimmer zu verlassen.
„Komm!" Sie streckte ihre Hand aus um mir zu bedeuten ihr zu folgen.
Ich sah an mir runter. „Sehe ich so ok aus?"
„Mehr als ok." war Autumns Antwort, was mir insgeheim ziemlich schmeichelte.

                                        

Was genau wir vor hatten, wollte mir Autumn nicht verraten. Das sah ich erst als ich aus dem Taxi ausstieg und wir genau vor dem London Eye Halt machten.
Autumn half mir aus dem Auto, mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
„Ich dachte mir, heute ganz London zu erkunden schaffen wir nicht mehr, aber ich wollte es dir trotzdem ermöglichen ganz London an einem einzigen Abend zu sehen."

Die Assistentin der Miss Blake Where stories live. Discover now