Teil 18

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Sarina

Ich habe gerade die Studierenden nach der Vorlesung verabschiedet, als ich merke, dass eine kleine Gruppe von Studentinnen tuschelnd zusammen steht und die Frauen immer wieder zur Türe schielen. Ich folge ihrem Blick und sehe den Grund für ihr Verhalten. Vor der Tür steht ein grosser, schlanker, attraktiver Mann, und als ich genauer hinsehe, erkenne ich Laurian. Ganz leger gekleidet, immer noch leicht braun gebrannt von seinen letzten Ferien und mit silber meliertem Haar sowie dem Dreitagebart sieht er zum Anbeissen aus - was auch den Studentinnen nicht entgangen ist. Locker tritt er ins Zimmer und nickt den jungen Frauen zu, die ihr bezauberndstes Lächeln aufsetzen. Laurian kommt zu mir und legt mir ganz lässig den Arm um die Schultern, während er mir einen Kuss auf die Stirn drückt.

Ich frage ihn: "Was verschafft mir denn die Ehre Ihres Besuches, Herr Doktor?" "Ich war gerade in der Nähe und habe Sie so vermisst, Frau Mancuso, dass ich mich entschieden habe, Sie zu überraschen", meint er und überreicht mir einen schönen bunten Blumenstrauss, den er hinter seinem Rücken versteckt hat. Die jungen Frauen geben anerkennende Laute von sich, und eine sagt: "Wenn Sie mal einen Blumenstrauss übrig haben, gebe ich Ihnen gern meine Adresse, damit Sie ihn vorbeibringen können." Die anderen Frauen lachen, und Laurian meint charmant: "Vielen Dank, ich werd es mir merken."

Mit einem Schmunzeln schicke ich die Studentinnen raus und schliesse die Türe hinter ihnen. Laurian schaut mir tief in die Augen, beugt seinen Kopf zu mir und küsst mich innig. Ich lege meine Hände um seinen Nacken und erwidere den Kuss leidenschaftlich. Wir sind beide ganz verzaubert voneinander und merken erst, dass jemand ins Zimmer getreten ist, als sich dieser jemand räuspert: "H-hm, äh, Frau Mancuso?" Überrascht schaue ich auf und sehe, dass ausgerechnet mein Lieblingsstudent ins Zimmer zurückgekommen ist und uns mit grossen Augen anschaut. Ich löse mich verlegen von Laurian, doch dieser meint nur ganz locker: "Guten Tag, was wünschen Sie?" "Ähm, ich - ich wollte nur noch zwei Fragen zur Vorlesung stellen" stottert er und fügt schnell hinzu: "Aber das kann ich auch ein andermal machen." Laurian, der sich gewohnt ist, Entscheidungen zu treffen, tut dies auch hier ganz selbstverständlich: "Kein Problem, kommen Sie nur, ich warte solange."


Laurian

Ich beobachte, wie Sarina dem Studenten die Fragen ausführlich beantwortet und wie er an ihren Lippen hängt und sie bewundernd anschaut. Er ist ein attraktiver junger Mann Mitte zwanzig, ebenso gross wie ich, auch sportlich und im Gegensatz zu meinen grau melierten Haaren sind seine dunkelblond. Seine blauen Augen sind fasziniert auf Sarina gerichtet und er gefällt mir ausnehmend gut.
Ich bin ziemlich sicher, dass er von Sarina beeindruckt ist, und die Sympathie scheint gegenseitig zu sein. Ich empfinde so etwas wie Eifersucht, weil Sarina sich seiner so ausführlich annimmt. Während ich die beiden betrachte, kommt mir plötzlich ein erregender Gedanke: Ich frage mich, wie es wohl wäre, wenn wir drei uns als "Ménage à trois" treffen würden und ich merke, wie mich dieser Gedanke total anmacht.

Erst jetzt merke ich, wie Sarina zu mir rüber blickt, und ich bin gottenfroh, dass sie meine Gedanken nicht lesen kann. Ich kann trotzdem nicht verhindern, dass ich erröte, und das hingegen ist gut sichtbar. Sarina verabschiedet den Studenten, der mir ein lässiges "Tschüss" zuruft, während er beschwingt aus dem Zimmer tritt.

Sie kommt zu mir und meint: "Na, woran denkst du gerade?" "Das erzähle ich dir beim Nachtessen, ich habe einen Tisch in unserem Sushi-Restaurant reserviert.''

Die Uhr des Dr. ArtocinWhere stories live. Discover now