Teil 57

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Sarina


Irgendwann schreibt mir Laurian, dass sein Einsatz wohl doch länger dauert als geplant, ich lege das Handy zur Seite und versuche etwas zu dösen. Doch die Gliederschmerzen und das Kopfweh lassen mich nicht einschlafen, zudem tut mir inzwischen auch noch mein Bauch weh, so dass sich die Zeit in die Länge zieht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaue ich auf die Uhr, es ist vier Uhr nachmittags, und Laurian ist immer noch nicht zurück. Ich raffe mich auf und koche mir einen heissen Tee, den ich mit ins Schlafzimmer nehme und in kleinen Schlucken trinke. Die Kälte lässt ein klein wenig nach, aber die Schmerzen sind eher schlimmer geworden.

Danach muss ich wohl doch ein wenig eingedöst sein. Als die Türe aufgeht, erwache ich aus dem Dämmerschlaf und sehe erleichtert, dass Laurian heimgekehrt ist.

Er kommt direkt zu mir ins Schlafzimmer und fragt erstaunt: "Nanu, Sarina, du bist schon im Bett?"

Ich versuche mich aufzusetzen, doch in meinem Kopf dreht sich alles, so dass ich mich gleich wieder auf die Kissen sinken lasse. Laurian schaut mich besorgt an und fühlt meine heisse Stirn. "Hey, Kleine, du bist ja ganz heiss, was ist los mit dir?" fragt er mich besorgt. Ich versuche zu scherzen: "Das hoffe ich doch, dass ich heiss bin für dich."
Doch Laurian ist schon voll im Arztmodus und geht nicht auf meine Bemerkung ein: "Hast du die Temperatur schon gemessen?"
Ich versuche das Ganze klein zu reden: "Ach, das wird sich bald wieder legen, vielleicht hast du ein Fieber senkendes Medikament, dann wird es sicher schnell wieder besser."
Doch davon will Laurian nichts wissen: "Nichts da, Kleine, ich werde dich jetzt erst mal gründlich untersuchen, und dann entscheiden wir, ob ich dich hier behandle oder ob du ins Krankenhaus gehörst."

Ich erschrecke und versichere: "So schlimm ist es sicher nicht. Echt, Laurian, mach dir keine Umstände."

Doch er brummt nur: "Umstände macht es mir, wenn ich dich hier so liegen sehe!"
Er zieht seine Jacke aus, wäscht sich die Hände, holt seine Tasche und ist kurze Zeit später wieder bei mir.

Oh je, was habe ich mir da nur eingebrockt? Ich möchte eigentlich nur in Ruhe liegen bleiben und warten, bis alles vorbei ist. Doch Laurian sieht das leider ganz anders. 

Noch immer in seinen Outdoor Kleidern - ausser der Notarztjacke, die er ausgezogen hat - kehrt er mit der Arzttasche in der Hand zurück und setzt sich zu mir. "So, Sarina," meint er mit seiner tiefen beruhigenden Stimme, "dann werde ich dich mal durchchecken, du brauchst keine Angst zu haben, es wird nicht weh tun." Er fühlt noch einmal meine Stirn, die inzwischen kalt schweissig ist und meinen Puls, der ziemlich rast - und das nicht nur wegen des heissen Docs auf meiner Bettkante.

Er betastet meinen Hals und zieht dann die Decke runter. Sofort beginne ich zu zittern und jammere: "Bitte nicht, Laurian, mir ist so kalt." Doch er lässt sich nicht beirren: "Tut mir leid, Sarina, das muss sein, es dauert nur kurz. Ich möchte dein Herz und deine Lunge abhören."

Während er das Stethoskop ansetzt, legt er seine grosse warme Hand beruhigend auf meinen Oberkörper, so dass mein Zittern etwas nach lässt. Mit einem besorgten Blick fragt er: "Wo tut es denn weh?" Ich antworte: "In meinem Unterbauch habe ich Schmerzen." Er sagt: "Dann leg dich bitte auf den Rücken, damit ich deinen Bauch abtasten kann.''
Er zieht meine Hose etwas runter, drückt an einigen Stellen meines Bauches und schaut mich prüfend an. Obwohl er ganz sanft tastet, verziehe ich mehrmals vor Schmerzen das Gesicht.

"Das gefällt mir nicht so ganz, Sarina, lass uns noch deine genaue Temperatur messen, aber ich vermute, dass du im Spital behandelt werden musst." "Oh nein, bitte nicht, Laurian", bettle ich. "Dreh dich jetzt erst mal auf den Bauch", weist er mich an.

Die Uhr des Dr. ArtocinWhere stories live. Discover now