Teil 65

626 28 0
                                    

Laurian

Der Richter tritt wieder in den Saal und sagt: "Bitte erheben Sie sich zur Urteilsverkündung." Als sich alle erhoben haben, fährt er fort: "Das Gericht verurteilt den hier anwesenden Angeklagten zu zwei Jahren Gefängnis bedingt, ausserdem hat er die Gerichtskosten zu tragen und wird verpflichtet, dem Geschädigten Dreissigtausend Euro Schmerzensgeld zu zahlen. Bitte setzen Sie sich wieder."

Meine Beine hätten mich nicht länger getragen, so erleichtert bin ich über das Urteil. Ich setze mich hin und merke erst jetzt, dass meine Augen ganz feucht sind und mein linkes Bein nicht mehr aufhören will zu zittern.

Der Richter begründet seinen Entscheid mit den Worten: "Dass Herr Artocin tatsächlich Opfer eines Übergriffs wurde, steht aufgrund der Beweislage und Zeugenaussagen ausser Zweifel. Zu entscheiden blieb einzig, ob der Angeklagte die Tat begangen hat.
Hier steht Aussage gegen Aussage, allerdings hätte Herr Artocin keine Motivation, einen der Patienten der Klinik grundlos zu belasten. Zudem ist der Leumund des Opfers - im Gegensatz zu dem des Täters - tadellos, so dass sich das Gericht unter Einbezug der Aussage der Reinigungskraft entschieden hat, der Version des Opfers zu glauben.
Mir bleibt nur zu sagen, Herr Artocin, dass es mir ausserordentlich leid tut, was Ihnen widerfahren ist und Sie mit der Anklage die richtige Entscheidung getroffen haben. Möge dank Ihrem Vorbild das eine oder andere Opfer diesen Schritt auch wagen, zumal es oftmals gerade die Männer sind, die schweigen und das Ertragene in sich hinein fressen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft jedenfalls alles Gute."

Die Worte des Richters tun mir gut. Es war zwar extrem schmerzlich, aber es hat sich gelohnt, mit der Verhandlung alles nochmals aufzurollen.

Die Uhr des Dr. ArtocinWhere stories live. Discover now