15 - Dienstag

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MADDIE
Müde schlug ich meine Augen auf. Ich war so erschöpft. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu tun können, weil ich an Aiden denken musste. Ihm war es gestern wirklich nicht gut gegangen.

Flashback
Ich lehnte gerade an der Wand des Flures, als Aiden und Jeff am anderen Ende auftauchten. Ohne es zu erkennen, konnte ich mir denken, dass Jeff gerade in dem Moment seine Augen verdrehte. Aber dennoch steuerten sie auf mich zu.

"Hey, Aiden", begrüßte ich ihn, als sie bei mir angekommen waren. Jeff ignorierte ich.

"Hey", sagte er schwach und hob kurz seinen Blick.

"Wie geht's dir?", fragte ich ihn besorgt. Er sah wirklich nicht gut aus. "Ganz gut", sagte er nur ohne den Blick zu heben.

Genervt stöhnte Jeff auf und quetschte sich zwischen uns hindurch, wobei er natürlich 'unabsichtlich' meine Schulter streifte. "Arsch", sagte ich wütend, worauf er mir nur seinen Mittelfinger zeigte.

Wie er mich aufregen konnte. Er musste nur anwesend sein, und schon würde ich am liebsten kotzen. Er war so unerträglich wie der Gestank eines Stinktieres.

Wütend schaute ich ihm hinterher. Am liebsten würde ich ihm mit meinen Blicken Brandwunden am Hinterkopf verpassen. Zu schade, dass Blicke nicht töten konnten...

Ich widmete meinem Blick wieder Aiden, der immer noch traurig zu Boden blickte. "Wie alt war sie?", fragte ich ihn. "Zehn. Fünf Jahre jünger als ich", antwortete er und hob endlich wieder seinen Blick, wobei er mir direkt in die Augen starrte.

"Lass uns nach draußen gehen", schlug ich vor und setzte mich in Bewegung. Ohne Widerrede folgte er mir.

"Fünf Jahre ist es also her", sagte ich und ließ mich auf einer der Bänke auf dem Vorplatz nieder. "Ja", sagte er und setzte sich seufzend neben mich.

"Fünf Jahre schon und immer noch vermisse ich sie. Naja, trotz alledem komme ich damit wohl noch am besten klar. Meine Mutter war damals zusammengebrochen und musste eine Therapie machen. Inzwischen kommt sie damit eigentlich ganz gut klar. Doch am Schlimmsten ist es für meinen Vater. Er hat ja den Wagen gefahren und macht sich seitdem einfach extreme Vorwürfe. Wirklich damit leben kann er immer noch nicht. Er kann es einfach nicht ertragen, dass sein Engel tot ist. Und zusätzlich gibt er sich selbst die Schuld dafür", erzählte er mir.

"Und wie ist es inzwischen?", fragte ich ihn vorsichtig. "Naja, er kommt besser als vor fünf Jahren damit klar. Wirklich damit leben kann er jedoch immer noch nicht", meinte er und spielte mit seinen Fingern.

"Besuchst du sie oft?", fragte ich ihn. "So oft ich kann. Meistens kommt es auf einmal im Monat heraus", sagte er und lächelte mich an.

"Wie sind deine Eltern eigentlich gestorben?", fragte er plötzlich. "Sie sind halt gestorben", sagte ich knapp. Ich hasste dieses Thema und wollte nun wirklich nicht darüber reden. Auch nicht mit Aiden. Ich hatte noch nie mit jemanden darüber geredet und hatte es jetzt auch wirklich nicht vor.

"Tolle Antwort", sagte er und starrte in die Ferne. "Sei doch nicht sauer! Ich will darüber halt nicht reden!", meinte ich nun etwas angepisst.

"Super! Ich hab dir auf all deine Fragen ne Antwort gegeben und du willst nicht mal auf die eine antworten?!", fuhr er mich an.

"Verdammt! Ich will halt nicht drüber reden!", sagte ich nun wirklich sauer und stand auf. Er schnaubte nur und verschränkte seine Arme vor der Brust. Wütend drehte ich mich um und lief davon.

Warum konnte er nicht verstehen, dass ich nicht darüber reden wollte? Ich wollte doch lediglich vermeiden, dass alte Wunden wieder aufrissen. Alte Wunden, die ich mit Mühe und Not notdürftig verschlossen hatte...

sure neverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt