50 - Dienstag

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JEFF
Verschlafen schlug ich meine Augen auf. Heute würde ich wieder in die Uni gehen. Ich musste. Ich fuhr mir einmal seufzend durch die Haare, eh ich mich mühsam aufrichtete und meine Beine aus dem Bett schwang. Wie in Trance lief ich auf den Kleiderschrank zu, schnappte mir eine neue Jeans, ein frisches Shirt und torkelte damit ins Badezimmer.

Völlig in Gedanken streifte ich mir meine Sachen vom Körper und stellte mich unter die Dusche. Ich schloss meine Augen und hielt mein Gesicht in den Wasserstrahl. Wie erholsam und beruhigend das Wasser wirkte. Es prasselte auf meinen Köper nieder und rüttelte mich langsam wach. Ich erwachte aus meinem Delirium.

Seit Sonntag war ich so. Seit Sonntag Abend hatte mich niemand mehr ansprechen können. Ich hatte mit niemanden gesprochen. Ich hatte einfach in meinem Bett gelegen und entweder an die Decke oder ins Kissen gestarrt. Mein Körper hatte sich einfach komplett leer angefühlt, wie ausgesaugt.

Seufzend fuhr ich mir durchs Gesicht und in die Haare, bevor ich das Wasser wieder abstellte und aus der Dusche stieg. Ich trocknete mich ab, zog mir meine Jeans sowie meine Shirt an und rubbelte meine Haare trocken. Zum Föhnen war ich wie immer zu faul.

Schlurfend bewegte ich mich in die Küche, wo ich mir erst einmal einen Kaffee machte und eine Brot schmierte, das ich mir darauf gierig in den Mund stopfte. Die letzte Tage hatte ich kaum etwas gegessen. Ich hatte mich einfach zu kraftlos gefühlt. Mir war alles gleichgültig vorgekommen.

Ich stopfte mir den letzten Bissen in den Mund und schwang mir meine Tasche über die Schulter. An der Tür zog ich mir rasch meine Schuhe an und warf noch einen letzten Blick auf die Uhr. Völlig im Zeitrahmen.

Ich schloss die Wohnungstür hinter mir ab und eilte die Treppe nach unten. Gestern war ich tatsächlich kein einziges Mal aus der Wohnung gegangen. Ich hatte einfach den ganzen Tag im Bett verbracht und mich selbst bemitleidet. Manche würde jetzt denken 'boah, wie armselig', doch ganz ehrlich, sollten sie doch erstmal die Liebe ihres Leben verlieren. Ich glaub kaum, dass sie dann noch so reagieren würden.

Mit schnellen Schritten steuerte ich auf die Haltestelle zu. Schon von weitem konnte man die Straßenbahn in der Ferne sehen. Also beeilte ich mich und kam gerade noch rechtzeitig an.

Erschöpft lehnte ich meine Stirn gegen die kühle Haltestange. Langsam aber sicher stieg die Nervosität. Ich würde ihr gleich wieder begegnen. Ihr in ihre wundervollen Augen schauen. Und sie dennoch nicht berühren dürfen. Nicht einmal mit ihr sprechen. Ich musste so tun, als ob ich sie nicht kannte, am ob wir völlig Fremde wären.

Die Bahn hielt wieder und ich stieg aus. Wie immer eilte ich quer über die Straße und ignorierte das Gehupe der Autofahrer. Ich quetschte mich zwischen den parkenden Autos hindurch und gelang letztendlich auf den Vorplatz der Uni. Ich drosselte mein Tempo und steuerte auf meine Kumpels zu. Ich begrüßte sie alle mit einem Handschlag bis auf Aiden, den natürlich mit einer kurzen Umarmung, und stellte mich zu ihnen.

Von Minute zu Minute wurde ich nervöser. Alles in mir kribbelte.

Nervös verlagerte ich mein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Immer wieder warf ich einen Blick zum Eingang. Immer wieder ließ ich meinen Blick suchend über die Menge schweifen. Warum war sie noch nicht da? Sie musste doch langsam mal auftauchen.

Ich stand im Kreis mit meinen Freunden und ließ sie erzählen. Ich war zwar anwesend, doch meine Gedanken waren ganz wo anders. Sie waren bei ihr. Ihr, dem wundervollsten Menschen auf der Welt. Mit einem Mal wurde mein Blick zur Seite gezogen. Sofort begegnete ich ihren wundervollen Augen. Auf der Stelle wurde ich in ihren Bann gezogen. Ich konnte mich von ihnen einfach nicht lösen. Sie waren zu bezaubernd, zu wundervoll, zu faszinierend. Ich war ihnen verfallen und würde mich nie von ihnen lösen können.

Mit einem Ruck löste sie ihren Blick von mir und setzte ihren Weg fort. Traurig schaute ich ihr nach. Mit jedem Schritt, mit dem sie sich von mir entfernte, wuchs der Schmerz in mir. Mit jedem Meter, den sie weiter von mir entfernt war, stieg das Verlangen nach ihr. Ich wollte durch ihre Haare fahren können. Ich wollte ihre Haut unter meinen Fingern fühlen. Ich wollte ihre Lippen auf meinen spüren. Ich wollte einfach nur sie.

Doch ich würde sie nicht bekommen. Nicht nach dem, was passiert war. Nie wieder würde ich ihren Atem spüren. Nie wieder würde ich ihren Herzschlag horchen können. Nie wieder würde ich sie berühren können. Und das Schlimmste war, nie wieder könnte ich je eine Person so lieben wie sie. Mein Herz gehörte ihr und würde nie jemand anderem gehören. Nie würde ich eine andere Person so vergöttern können. Nie. Mein gesamtes Leben lang.

Ich ignorierte alle Leute um mich herum. Mein gesamte Aufmerksamkeit galt ihr. Langsam stieg sie die Stufen zur Eingangstür hinauf. Mit jedem ihrer Schritte starb mein Herz ein Stückchen mehr. Mit jedem ihrer Schritte floss mehr Blut aus der Wunde. Sie öffnete die Tür und ging hindurch.

Mit einem Mal war sie verschwunden. Verschwunden aus meinem Sichtfeld. Auch wenn ich ihr nie wieder so nahe kommen würde, würde sie immer in meinem Herzen weiterleben. Egal was passieren würde, sie würde immer die Person bleiben, die ich über alles liebte und vergötterte. Sie würde immer die Person bleiben, die ich über mein eigenes Wohlergehen stellte. Ihr Leben würde mir immer wichtiger als mein eigenes sein...

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Hey, da ja alles mal ein Ende haben muss, ist das das Ende dieser Geschichte. Aber keine Sorge, es wird weitergehen. 'sure forever' steht bereits in den Startlöchern. Also, bis bald ihr Schnuffis! ❤️

sure neverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt