Kapitel 13

148 27 17
                                    

Joy wusste, dass es Abend war, denn Nicholas war vor ein paar Minuten hier gewesen und hatte die Nachttischlampe an- und das Licht ausgemacht. Er hatte seinen Kopf darüber geschüttelt, dass sie auf dem Boden lag, hatte aber nicht überrascht ausgesehen. Kein Wunder, es wurde schließlich alles live übertragen, er beobachtete sie vermutlich unentwegt. Sie war erstaunt gewesen, dass er es überhaupt so lange geduldet hatte, dass sie auf dem Boden lag. Bevor er den Raum verlassen hatte, hatte er ihren Stuhl wieder aufgestellt und sie richtig positioniert. Seither drehten sich die Wände um sie herum und sie atmete gegen eine aufkommende Übelkeit an. Es war so angenehm gewesen, ihren Kopf ablegen zu können, doch das war nun vorbei. Sie hatte tatsächlich ein wenig geschlafen, aber viel war es nicht gewesen. Zu viele Gedanken rasten durch ihren Kopf und die Schmerzen hatten sie wachgehalten.

Stöhnend atmete sie durch. Es war Abend, das bedeutete, es waren vermutlich mindestens sieben Stunden vergangen, seit Nicholas seine Rede gehalten hatte. Sieben Stunden, also hatte sie noch um die siebzehn Stunden vor sich. Siebzehn Stunden? Das konnte doch nicht wahr sein. Joy hatte schrecklichen Hunger, ihr war speiübel. Ein großes Loch klaffte in ihrem Magen. Außerdem hatte sie das Gefühl, zu verdursten. Sie fühlte sich immer schwächer und war kaum mehr in der Lage, ihre Augen offenzuhalten. Es kostete einfach zu viel Kraft. Sie hoffte, sie würde wieder schlafen können. Doch dann schlich sich die Angst in ihre Gedanken, dass sie eventuell nicht mehr aufwachen würde, wenn sie einmal eingeschlafen war. War das nicht möglich oder sogar wahrscheinlich? Dass sie einschlief und einfach nicht mehr aufwachte? Sie hatte viel Blut verloren und kaum etwas gegessen oder getrunken. Würde sie wieder aufwachen? Ihr Herz schlug träge, selbst wenn sie Angst empfand. Alles begann ihr egal zu werden.

Vielleicht war es gar nicht so schlecht, wenn sie nicht mehr aufwachte, dann hatte alle Qual ein Ende. Es tat ihr leid für ihren Dad, aber vermutlich machte es keinen Unterschied. So viel hatte sie von Black Soul gelernt: Traue keinem Psychopathen. Sie würde sterben, so oder so. Also ließ sie es zu. Sie schloss die Augen und schlief ein.

Irgendwann war ihr, als würde sie etwas hören. Müde öffnete sie die Augen einen Spalt. Tatsächlich stand Nicholas neben ihr.

„Ach, du bist wach. Das ist ja schön. Ich habe gerade unserem Publikum erzählt, was jetzt passiert. Siehst du, ich habe die Bombe dort abgestellt."

Er zeigte auf einen Hocker, der links von ihr stand. Sie drehte leicht den Kopf und erkannte den schwarzen Kasten darauf.

„Du bist gerade noch rechtzeitig aufgewacht, um mitzuerleben, wie ich sie aktiviere."

Er grinste sie an, doch sie glaubte auch etwas anderes in seinem Blick zu erkennen. Sie könnte sich täuschen, aber hinter seinem Grinsen lag Sorge verborgen. Er sah Joy und ihren Zustand und machte sich seine Gedanken, ob sie die nächsten siebzehn – nein, Moment, wenn er die Bombe aktivierte, bedeutete das zwölf Stunden! Also ob sie die nächsten zwölf Stunden überleben würde.

„Gleich ist es so weit." Er schaute auf seine Uhr. „Meine sehr verehrten Herrschaften – diejenigen, die um diese Uhrzeit ernsthaft zuschauen – in zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins –"

Joy starrte auf die Bombe und sah, wie die Zeit zu zählen begann. 11 Stunden, 59 Minuten und 59 Sekunden. Eine Träne verließ ihr rechtes Auge, doch das war es auch schon, was sie an Gefühlsregungen aufbringen konnte.

„Sie ist aktiviert!", jubelte Nicholas neben ihr. „Also liebe Polizei, denkt an meinen Deal. Joys Leben liegt in eurer Hand."

Joy ließ ihren Kopf sinken und schloss wieder die Augen.

~

„Wann haben Sie das letzte Mal geschlafen, Detective?", fragte Bryan, als Hansson sich seine gefühlt zehnte Tasse Kaffee diese Nacht einschenkte.

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon