Kapitel 17

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Joy wollte ihre Verzweiflung herausbrüllen. Es war so schrecklich unfair! Sie hatte keine Chance, zu entkommen. Jeden Moment würde der Kofferraum sich öffnen und zwei Psychopathen würden sie anstarren, wie sie gefesselt, geknebelt, verletzt und erniedrigt in einem verdammten Kofferraum lag. Sie hörte bereits die sich nähernden Schritte. Panisch schloss sie die Augen. Die beiden sollten denken, dass sie bewusstlos war. In ihrem Zustand war das glaubwürdig. Nur eine Sekunde später wurde der Kofferraum bereits aufgerissen und Joy kämpfte schwer dagegen an, zusammenzuzucken.

Einen Moment sagte niemand etwas. Dann: „Joy?" Black Soul schien nicht fassen zu können, was er sah. Die müden Muskeln in Joys Körper spannten sich kaum wahrnehmbar an. Ihr Herz pumpte wie verrückt.

„Ich weiß, dass du sie töten wolltest. Ich habe sie dir mitgebracht, damit du dein Werk vollenden kannst. Sie ist mein Willkommensgeschenk an dich."

„Die ist ja schon bloß noch halb am Leben. Lebt sie überhaupt noch?"

Jemand rüttelte an ihr und sie war gezwungen, die Augen zu öffnen.

„Ja, sie lebt noch", antwortete Nicholas.

„Na was sagt man dazu." Black Soul schmunzelte. Widerwillig sah Joy zu ihm auf. So wütend es ihr Zustand zuließ, funkelte sie ihn an. Vermutlich scheiterte sie.

„Trotzdem ist sie nur noch halb am Leben. Schau sie dir doch an. Ich glaube, sie würde mich gerne böse anschauen, so wie sie das immer tut. Aber nicht einmal das schafft sie. Sie jetzt zu töten würde eher einem Gnadenschuss gleichkommen. Nein, das macht keinen Spaß. Ich will, dass du sie zuerst wieder aufpäppelst. Es ist sowieso sehr amüsant, ein wenig Zeit mit ihr zu verbringen. Aye, es wäre schade, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Und wenn sie wieder auf der Höhe ist, kann ich sie immer noch töten. Dann ergibt das viel mehr Sinn."

Black Soul grinste und Joy starrte ihn fassungslos an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Er war so ein krankes Monster! Kaum hatte sie ihn zehn Sekunden gesehen, begann er bereits mit seinen Spielchen. Im Moment wünschte sie sich zu sterben, aber wenn die beiden erstmal dafür gesorgt hatten, dass es ihr endlich wieder besser ging, würde auch ihr Lebenswille wachsen. Dann würde sie nicht mehr sterben wollen, sondern alles dafür geben, weiterleben zu dürfen und ihren Dad wiederzusehen. Es war okay, wenn ihre Mom noch eine Weile warten musste, im Jenseits hatten sie schließlich eine Ewigkeit zusammen.

Black Soul war ein Biest. Er gab ihr wieder die Hoffnung, zu überleben und zerstörte sie im selben Augenblick, indem er ankündigte, sie anschließend zu töten. Bis es so weit war, wollte er seinen Spaß mit ihr. Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie warf einen kurzen Blick auf Nicholas. Er schien ein wenig überrumpelt zu sein.

„Kennst du einen Arzt, der ihr helfen kann?", fragte Black Soul unbeirrt. Er meinte das wirklich ernst. Joy hätte ihn am liebsten wütend angebrüllt, aber das ging nicht und außerdem würden sie nach wenigen Sekunden die Kräfte verlassen. Also schloss sie resigniert die Augen. Sie konnte es nicht fassen. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was ihr jetzt bevorstand.

„Und, kennst du einen Arzt?"

Nicholas schien noch zu grübeln. Irgendwann antwortete er nachdenklich: „Ich kenne zumindest jemanden, der uns helfen kann, einen Arzt zu finden."

„Also gut, dann lass uns dorthin fahren."

„Da reicht ein Anruf. Aber wir sollten trotzdem schnell aus der Stadtnähe verschwinden, bevor wir irgendetwas anderes machen. Die Bullen sind sicher schon auf der Suche nach uns."

„Wird sie so lange durchhalten?"

„Sie hat die letzten drei Tage durchgehalten, da schafft sie das doch wohl noch ein paar weitere Stunden."

Im Strudel der Zeit - TodgeweihtWhere stories live. Discover now