Kapitel 2

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OTIS

Ich wartete ungeduldig vor der Wache auf Milly, die nach einer halben Stunde endlich ankam. Als sie auf mich zulief, ging ich ihr entgegen, um sie zu umarmen und ihr einen Kuss zu geben. Sie erwiderte den Kuss. Ich war wirklich froh, mit Milly zusammen zu sein, denn ich liebte sie mehr, als ich es in Worten ausdrücken konnte. Wie hatte ich nur daran zweifeln können, Milly zu lieben? Das war absolut verrückt gewesen! Ich ließ meine Freundin langsam wieder los und lächelte sie an.
"Da bist du ja endlich! Was hast du denn so lange gemacht? Ich dachte, du wärst heute nur zuhause", fragte ich sie neugierig, weil Milly heute eigentlich hatte ausschlafen wollen, schließlich hatte sie nur noch wenige Tage frei. "Oder hast du wieder so lange vor dem Spiegel gebraucht?" Sie lachte und schüttelte den Kopf.
"Nein, Avery hat mich heute Morgen angerufen und mich gebeten, zu ihm zu kommen. Ich war ihn noch kurz besuchen", antwortete sie mir. Avery also. Der belästigte sie ständig mit seinen Anrufen, dass Milly ihn doch endlich besuchen kommen sollte, und heute schien sie sich wohl darauf eingelassen zu haben.
"Ah, Avery. Wie geht's ihm?", fragte ich nach, obwohl es mich nicht wirklich interessierte. Ich wollte nur sichergehen, dass er ihr nichts getan hatte, als sie bei ihm gewesen war.
"Ganz in Ordnung, er ist gut auf seine Medikamente eingestellt und hat regelmäßig Therapie. Und er geht jetzt boxen, um seine Aggressionen auszuleben. Anscheinend geht es ihm also besser, auch die Schwestern haben das bestätigt. Deswegen bin ich auch überhaupt hin, sie hatten es nicht leicht, mich zu überreden", antwortete Milly mir, während sie meine Hand nahm und mit mir in die Wache lief. "Aber ich war echt froh, als du mir geschrieben hast. Ich wollte nicht länger als nötig bei Avery bleiben und du hast mir einen Grund gegeben, früher gehen zu dürfen. Danke."
"Kein Problem", erwiderte ich und drückte ihre Hand. "Außerdem ist das hier doch auch wesentlich wichtiger, oder?"
"Na klar!", stimmte sie sofort zu. "Ich freue mich riesig, dass ich heute wieder bei euch zuschauen darf!"
"Na klar doch! Severide und ich haben uns den ganzen Morgen dafür bei Casey und Boden eingesetzt", meinte ich und lächelte sie an. "Wir wollen dich doch auch dabei haben, außerdem sollst du doch mit so viel Erfahrung wie möglich in die Ausbildung gehen."
"Das ist lieb von euch", erwiderte Milly und gab mir einen Kuss auf die Wange, als wir auch schon den Aufenthaltsraum betraten. Sofort wurde sie von allen lachend empfangen und umarmt. Milly arbeitete vielleicht nicht für die 51, aber sie war mittlerweile definitiv zu einem festen Teil des Teams geworden und sich einen Tag ohne sie vorzustellen, war beinahe unmöglich geworden. Milly kochte auch gerne für uns, das freute uns natürlich auch sehr, denn dann gab es nämlich immer gutes Essen und wir hatten auch immer eine Menge Spaß zusammen.
"Da bist du ja endlich! Wo warst du denn so lange? Du bist doch sonst so eine Frühaufsteherin!", fragte Severide seine kleine Schwester, als die sich zu uns an den Tisch setzte und von Cruz eine Tasse Kaffee hingeschoben bekam. Wie immer wurde sie hier wie eine Königin behandelt, denn bei uns galt eigentlich immer die folgende Regel:
Verscherze es dir niemals mit dem Koch!
An diese Regel hielten wir uns natürlich immer und da Milly in letzter Zeit immer für uns gekocht hatte, bekam sie beinahe regelmäßig von Cruz Kaffee, was ihm einen leicht besseren Platz bei der Essensausgabe einbrachte. Die besten waren aber natürlich aber immer noch für Severide und mich reserviert. Und wenn Milly sich einschleimen wollte, dann reservierte sie auch Boden und Casey einen besonders guten Platz.
"Ich war bei Avery, dem geht's soweit ganz gut. Mehr will ich nicht dazu sagen, es war ziemlich langweilig. Habt ihr heute schon einen interessanten Einsatz gehabt?", erwiderte Milly auf Severides Frage hin.
"Wie denn? Wir haben ja erst vor einer knappen Stunde angefangen zu arbeiten!", antwortete Dawson Milly.
"Hätte ja trotzdem sein können, dass schon etwas Cooles passiert ist", meinte diese und zuckte die Schultern. "Ich bin mal gespannt, ob und was heute passiert."
"Hoffentlich nicht wieder so ein Scheiß wie in der letzten Schicht!", beschwerte Herrmann sich sofort. Milly sah ihn verwirrt an.
"Wieso? Was ist da denn passiert?", fragte sie neugierig nach.
"Diese Kids werden immer schlimmer! In letzter Zeit veranstalten sie in der Kanalisation solche Underground-Partys mit Lagerfeuern. Wir sind nur noch damit beschäftigt Teenager aus der Kanalisation zu bergen!", antwortete auch Mouch ihr gereizt. "So was wäre mir in meinen jungen Jahren niemals eingefallen!"
"Mouch, du warst nie jung", neckte Cruz ihn, bevor er Milly ansah. "Aber ja, diese Teenager machen uns ganz schön zu schaffen."
"Manchmal verliere ich echt den Glauben in die Menschheit!", murmelte Milly und schüttelte den Kopf. "Ihr habt vollkommen recht, diese Teenager sind bescheuert! Ich meine, ich hatte auch schon bescheuerte Ideen, aber so blöd bin ich nie gewesen! Nicht einmal in meinen wildesten Träumen!"
"Wenn ich noch ein einziges Mal wegen diesem Mist ausrücken muss, dann dreh ich endgültig durch!", brummte Herrmann gereizt, ich legte Milly eine Hand auf die Schulter.
"Lass dir davon nicht unsere Schicht vermiesen, es wird heute hoffentlich nichts dergleichen passieren. Du wirst mit Sicherheit eine Menge spannende Sachen sehen, die nicht halb so dumm sind wie diese Teenager", wandte ich ein, um die Stimmung etwas zu beruhigen.
"Mit Sicherheit", stimmte Milly zu und lächelte, bevor sie ihren Bruder ansah. "Meinst du, ich könnte vielleicht auch ein Mal bei dir mitfahren? Bitte? Ich liebe die Drehleiter, versteh mich nicht falsch, aber ich will auch mal sehen, wie es bei euch in der Rüstgruppe so zugeht." Severide wog bedächtig den Kopf, doch grinste dann.
"Ach, wieso eigentlich nicht? Nach dem Mittagessen kannst du mal mitkommen, ok? Aber erst kläre ich das mit Boden und dem Rest des Teams ab", willigte er ein, als plötzlich der Alarm anging.
"Drehleiter 81, Rüstgruppe 3, Rettungswagen 61, eingeklemmte Person. Rock Avenue Ecke Park Street", schallte die blecherne Stimme durch die Wache, wir standen daraufhin sofort auf.
"Da geht's schon los! Dann mal auf, Anwärterin, nur keine falsche Müdigkeit vortäuschen!", rief Herrmann Milly zu, bevor wir alle zusammen nach draußen zu den Fahrzeugen rannten.

Chicago Fire - Der Weg der Milly Severide 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt