Prolog

36 2 0
                                    

Wenn sie an den Anfang zurückdachte, musste sie lächeln. Wie jung und naiv sie gewesen waren. Wie sie geglaubt hatten, alles würde einfach gut werden. Wie sie auf Dinge gehofft hatten, die unmöglich waren. Wie sie gelacht und geweint hatten. Wie sie gemeinsam nach Lösungen gesucht hatten. Es wirkte so surreal, wenn man bedachte, wo sie heute standen. Wer sie waren und was aus ihnen wurde. Menschen verändern sich, doch alles hat seinen Preis. Was war ihrer? War Liebe wirklich Schwäche? Würde diese Schwäche ihren Tod bedeuten? Oder war es etwas gutes und es würde sie stärker machen? Diese Fragen, die sie sich im Laufe der Zeit gestellt hatte, konnte sie sie nun endlich beantworten? Wie sie die blonde Anführerin angesehen hatte, war beinahe lächerlich gewesen. Eigentlich war es so offensichtlich gewesen und doch hatte niemand kapiert, was eigentlich los war. Als sie das erste Mal in ihrem Zelt stand, musste der Commander schlucken, um nichts zu verraten. Sie waren von Anfang an vertraut gewesen. Zu vertraut. Würde ihnen das zum Verhängnis werden? Wie oft hatten sie darüber nur diskutiert. Und trotz allem, was schief lief oder hätte laufen müssen, lächelte sie, wenn sie an die Zeit zurückdachte. Es war aufregend. Es war geheimnisvoll. Es war ein Spiel, bei dem der Ausgang ungewiss war. Zumindest zum Zeitpunkt des Starts. Und auch während des Spieles hatte sich dieses ständig verändert. Verrat und Vertrauen liegen nunmal dichter beieinander als man denkt. Ebenso Liebe und Hass. Freundschaft und Feindschaft. Glück und Trauer. Man fragt sich, was genau es ist, das man spürt. Denn manchmal ist es auch beides gleichzeitig. Man liebt und man hasst, dass man liebt. Man will jemanden als Feind sehen, aber tief im Herzen ist das Vertrauen noch immer da. Tief im Herzen weiß man, dass es statt Feind Freund heißen müsste. Aber die Einsicht kommt oft spät. Manchmal auch zu spät. Krieg und Frieden liegt sogar auf dem selben Grad. Wo Krieg ist, wird nach Frieden gesucht. Nach Wegen, um diesen herzustellen. Nach Möglichkeiten, das Blutbad zu beenden. Aber wenn Frieden herrscht, gibt es doch wieder jemanden, der ihn zerstören will. Der alles dafür tut, dass es in einem Blutbad endet, obwohl mit etwas Kommunikation eine Lösung ohne Tod, ohne Schmerzen möglich gewesen wäre. Aber Menschen sind nunmal nicht vorausschauend. Langfristigkeit war nie unsere Stärke. Geduld auch nicht. Stattdessen muss alles schnell gehen, kurzfristige Lösungen werden genutzt, weil sie eben grade da sind, auch wenn man weiß, dass es einen noch tiefer in die Scheiße reitet. Dass man stattdessen die Zeit, die man nutzt, um die leichte Lösung auszuführen, dazu nutzen sollte, sich eine langfristige, vielleicht auch etwas schwerere Möglichkeit zu überlegen. Aber soweit denken Menschen oft nicht.

Aber dann kam sie und alles war leichter in ihrer Gegenwart. Die beiden Anführer, die sich ineinander verliebten und sich gegen alles, was einmal als Grundsatz galt, stellten.

Nichtsdestotrotz gab es Entscheidungen, die dieses Leichte in Frage gestellt haben. Wie kann man vertrauen, nachdem man hintergangen wurde. Egal, was die Gründe sind, man hätte eigentlich jeden Grund dazu, die Person zu hassen, sie nie wieder sehen zu wollen. Head over Heart. Aber auch wenn dein Kopf dir sagt, dass es besser wäre, zu gehen, dein Herz trifft die für dich wichtigen Entscheidungen. So logisch der Plan in deinem Kopf auch sein mag, wenn dein Herz dir sagt, nein, dann wirst du dich selbst mit jeder Sekunde, die du auf deinem logischen Weg verbringst, selbst ein klein wenig mehr zerstören. Denn so sind Menschen nunmal. Impulsiv. Voller Gefühle. Voller Gedanken, die einen beschäftigen. Voller Emotionen, die das Handeln unbewusst steuern. Ist das wirklich so schlimm? Sind Gefühle Schwäche? Hatte Titus damals recht?

Mebi oso na hit choda op nodotaim | Clexa [the 100]Where stories live. Discover now