2. Kapitel

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Entgeisterung. Das war, was die Braunhaarige in dem Moment fühlte, als ihr erzählt wurde, Menschen seien vom Himmel gefallen. Sie konnte sich weder erklären, wie das möglich war, noch, wie viel Realität hinter diesen Worten steckte. „Aus dem Himmel gefallen?" Der Krieger ihr gegenüber sah sie eingeschüchtert an. „Sha, Heda, ein Feuerball war am Horizont zu erkennen und kurz auf Trikru-Boden." Als die Worte zu der braunhaarigen Anführerin durchdrangen, musste sie sich kurz sammeln. Anya würde dies vermutlich als Kriegshandlung wahrnehmen und Lexa wusste, dass sie dies verhindern musste, damit es nicht zum Krieg kam. Niemand wusste, inwiefern die Himmelsmenschen über Waffen und Kampferfahrung verfügten und bevor das nicht ausgekundschaftet war, wollte sie nichts unternehmen.

„Schick einen Boten zu Anya und lass ihr ausrichten, dass sie auf meine Befehle warten soll, auch wenn es eine Kriegshandlung sein mag. Ich mache mich selbst so bald als möglich auf den Weg, um mich persönlich mit der Situation vertraut zu machen." Ein einfaches Nicken war die Antwort und schon war der Krieger aus dem Thronsaal verschwunden. Lexa spürte einen Wirbelsturm an verschiedenen Gefühlen in ihrem Inneren, es brodelte, wollte hinaus. Was war geschehen? Wie kam es, dass ein Feuerball aus dem Nichts auftauchte? Und dass er auch noch landete? Was verbarg sich hinter diesem Mysterium? Was waren das für Menschen, wenn sie aus dem Himmel kamen? Waren es überhaupt Menschen? Die Braunhaarige nahm die Unruhe in sich dankbar zur Kenntnis, also war es nicht nur ein wirrer Gedanke, dass diese Wesen böse sein könnten.

So lange war der Frieden so weit entfernt. Kein Commander hatte lang überlebt, die Clans hatten sich alle bekämpft und ein Bündnis war eine Wunschvorstellung gewesen. Und doch hatten sie Frieden. Einen Frieden, der auf wackeligen Beinen stand, um den Lexa als Commander dennoch hart hatte kämpfen müssen. Und sie hatte Angst, dass er wieder zerbrach. Dass all das, was sie aufgebaut hatte, wieder zu Bruch ging, dass die Clans anfangen würden, sich, statt friedlich nebeneinander vor sich hin zu vegetieren, zu bekämpfen. Es würde viele Opfer fordern. Opfer, die verhindert werden könnten. Und die Mountain Men waren Bedrohung genug, eine weitere würde ihnen nicht helfen, das wusste Lexa. Doch sie war sich nicht sicher, ob das auch die Clans, vor allem die Krieger, so sehen würden. Auch wenn Anya ihre frühere Mentorin war und Lexa sich fast sicher war, dass sie richtig handeln würde, wusste die Braunhaarige dennoch, dass ihr Volk mit dem Leitsatz „Jus drein jus daun", also „Blut verlangt nach Blut" lebte und Anya vorschnell handelte wenn sie etwas als Bedrohung ansah. Deshalb hatte sie auch den Boten vorgeschickt, denn bis sie bei Anya war, würden noch einige Tage vergehen, denn, wie nicht anders zu vermuten, würde sie eine halbe Armee an Kriegern begleiten. Nicht, was sie sich wünschte, aber scheinbar nötig, laut Titus, ihrem persönlichen Berater.

Als sie aus ihrem Turm heraustrat, wurde sie bereits von einigen Kriegern, unter anderem Artigas und Gustus, zwei ihrer engsten Vertrauten und Leibwächter, empfangen. Die Menge machte Platz, als Heda und ihr Gefolge sich einen Weg zu ihren Pferden und der restlichen Truppe vor den Stadttoren bahnten, auf Neuigkeiten hoffend, denn sie alle hatten den Feuerball ebenfalls gesehen, doch niemand hatte ihnen Auskunft gegeben - mitunter, da niemand eine Ahnung hatte, weshalb sich Lexa nun selbst auf den Weg machte.

Die braunhaarige Anführerin ritt an der Spitze der Armee, ihr Schimmel tänzelte immer wieder unruhig, doch Lexa beruhigte den Hengst sanft. Da das Trikru-Gebiet zwei Tagesritte entfernt war, rasteten sie nach etwa sechs Stunden das erste Mal, um ihren Pferden eine Pause zu gewähren. Diese Pause sollte kein langer Halt werden, also blieb Lexa bei ihren Hengst und unterhielt sich nebenbei mit den Kriegern, in der Hoffnung, ihren Kopf mit etwas anderen als den Feuerball beschäftigen zu können. Sie wusste, dass diese Reise gefährlich werden konnte, doch sie war bereit, für ihr Volk zu kämpfen - das war schon immer so gewesen, Kopf vor Herz. Ihre Gefühle musste sie hintanstellen, auch wenn ihr Herz ihr sagte, dass der Weg ihrer Leute nicht immer der Richtige war.

——

Nach knapp zwei Tagen hatten sie Anyas Lager erreicht, sie hatte sich mit einer kleinen Armee etwas von TonDC entfernt und war jederzeit aufbruch- und kampfbereit. Heda jedoch war nicht bereit, einfach in den Kampf zu ziehen, ohne zu wissen, was genau sich dort abspielte, was genau da gelandet war und ob sie gefährlich werden würden.

„Anya", sprach Lexa in ruhiger, klarer, aber dennoch emotionsloser Tonlage. „Heda." Anya neigte kurz ihren Kopf aus Respekt vor der Jüngeren. „Es ist schön, dich zu sehen." Zweifelnd hob die Braunhaarige ihre rechte Augenbraue, denn wenn sie eines wusste, dann, dass die Blonde vor ihr am liebsten bereits in den Kampf gezogen wäre. Sie kannte Anya seit sie klein war, die Ältere war ihre Mentorin gewesen und doch war Lexa diejenige, die mehr nachdachte und sich der Konsequenzen eher bewusst war. „Was weißt du bisher?" Die jüngere war nie Fan sinnlosen Smalltalks gewesen, sie hasste es, wenn Menschen nicht auf den Punkt kamen. Vermutlich kam das mit ihrer Regentschaft einher, denn sie hatte schlichtweg nicht die Zeit, sich mit jedem über unnötige Dinge auszutauschen, wenn draußen ein ganzes Volk auf sie setzte, dass sie das Richtige tat. „Es war eine Kapsel, viele Menschen waren darin. Sie scheinen aus dem Himmel zu kommen und dem zu urteilen wie sie sich verhalten, scheinen sie keine Ahnung davon zu haben, wie man sich hier verhalten muss, um zu überleben." Anyas Ausführung ließ Lexa fragend auch die linke Augenbraue hochziehen. „Wie meinst du das?", fragte sie also nach. „Sie sind laut, scheinen nicht zu wissen, wie man richtig jagt, Achten einander nicht und nutzen einfach alles, obwohl sie sich dabei auf unserem Boden bewegen." Lexa seufzte resigniert. Sie wusste, dass der Grund, warum sie Anya davon hatte abhalten können, diese Menschen anzugreifen, nicht allein jener war, dass sie es befohlen hatte, sondern auch, weil sie noch nicht angegriffen hatten. Ihr Camp, wie ihr bereits berichtet wurde, lag zwar auf Trikru Boden, doch bisher hatten sie sich versteckt gehalten, kein Tier erlegen können und sich auch nicht weit vom Camp wegbewegt. Zudem schienen sie tatsächlich keine Ahnung zu haben, wie man sich richtig verteidigen konnte, denn sonst wäre ihr Schutzwall nicht so schlampig. Den Fakt, dass sie keine Ahnung vom Leben hier auf der Erde zu haben schienen, außenvor gelassen.

„Da sie bisher nichts schlimmes getan haben, was hältst du von Verhandlungen?" die Braunhaarige wusste, dass die Blonde nicht dafür war, diesen Menschen eine Chance zu geben, doch da Lexa ein Mensch war, dem Frieden sehr wichtig war, wollte sie es zumindest versuchen, denn sie wusste, dass es, trotz ihrer Position, Anyas Entscheidung war. Es war ihre Entscheidung, denn sie war Anführerin der Trikru und auch wenn Lexa Commander war, hatte Anya die Befehlsgewalt über dieses Gebiet. Lexa könnte ihr rein theoretisch befehlen, dass sie nicht angreifen durfte, doch auch wenn sie diese Macht hatte, ihr Volk würde es nicht gutheißen und somit waren ihr in gewisser Weise die Hände gebunden.

„Du weißt, wie ich dazu stehe, aber meinetwegen. Sollten sie aber auch nur einen einzigen Versuch wagen, uns anzugreifen, werden sie es bereuen." Anyas Stimme war klar, ein leichter Hauch Drohung lag in ihr, doch Lexa nickte nur. „Okay, abgemacht. Ich würde jedoch vorschlagen, dass es besser ist, wenn wir nicht einfach in ihr Camp marschieren. Unsere Krieger sehen vermutlich sehr furchteinflößend aus und würden demnach einen Kampf vermutlich nur anfechten." Dieses Mal war es Anyas Augenbraue, die sich hob und auch Indra, die sich zu den beiden begeben hatte, sah zweifelnd aus. „Was ist dein Plan, Heda?", fragte die dunkelhaarige also. „Ich habe einen Plan, gebt mir zwei Tage und ich habe jemanden, der die Verhandlungen mit uns führt." Beide sahen zwar skeptisch zu ihrem Commander, doch niemand widersprach. Auch Artigas und Gustus, die in Hörweite standen, sagten nichts. Sie wussten, dass sie ihre Anführerin nicht würden aufhalten können. Und mit diesem Wissen machte Lexa sich auf den Weg.

Mebi oso na hit choda op nodotaim | Clexa [the 100]Where stories live. Discover now