Die Freundin

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Schwarzblüte wich knapp dem Schlag eines schwarzen Katers aus. Sie spürte wie seine Krallen knapp an ihren Schnurrhaaren vorbeizischten.

»Schnell, hier lang!«, rief Aschenhaar ihr zu und schlug fauchend eine Schneise in die ErdClan- Katzen.

Schwarzblüte wich einem weiteren Pfotenhieb aus und rannte hinter ihrem Bruder her, Funkenjunges immer noch im Maul.Doch der graue Kater war zu schnell für sie. Sie stolperte und krachte genau in Luchsohr. Der gelbbraune Kater sah sie einmal an und hob dann seine Pfote, die Krallen ausgefahren.

Schwarzblüte fürchtete schon, er würde sie töten, doch zu ihrem Erstaunen fuhr der gelbbraune Kater einem weißen die Krallen über die Rücken. Dieser heulte wütend auf und wandte sich an Luchsohr.

»Lauf!«, jaulte der Kämpfer noch, bevor der weiße Kater ihn angriff.

Schwarzblüte wurde von jemandem am Nackenfell hochgezogen. Aschenhaar.

»Komm schnell!«, befahl er ihr und stieß sie in Richtung Lagerausgang.

Sie wurde von mehreren kämpfenden Katzen hin und her gestoßen und musste dabei aufpassen, dass Funkenjunges ihr nicht aus dem Maul fiel.Endlich hatte sie den Ginstertunnel erreicht und zwängte sich durch das Gebüsch nach draußen. Aschenhaar folgte ihr.

»Ich fühle mich wie ein Verräter«, murmelte der graue Kater niedergeschlagen. »Ich sollte jetzt an der Seite meiner Clan- Gefährten kämpfen.«

Schwarzblüte setzte Funkenjunges ab und legte ihrem Bruder den Schweif auf den Rücken. »Höre auf dein Herz. Wenn du gehen möchtest, dann geh.«

Aschenhaar sah ihr in die Augen. »Es tut mir leid.« Mit diesen Worten drehe er sich um und verschwand wieder im Ginstertunnel. Schwarzblüte schaute ihm traurig hinterher.

»Was ist los? Wo ist Mama?«, ertönte die Stimme von Funkenjunges. Der kleine Kater saß vor ihr und sah sie mit großen Augen an.

»Ich bin hier mein Schatz.« Sonnenblume trat hinter der Rückwand der Kinderstube hervor und rannte auf ihren Sohn zu.

Schwarzblüte spürte einen Stich in der Brust. »Wo ist Rehjunges?«

Die gelbbraune Kätzin schaute auf. »Bei einer Freundin.«

In dem Moment erschien eine weitere Katze.

»Leuchtflügel!«, miaute die schwarze Kätzin fröhlich und sprang auf ihre Freundin zu.

Die gelbbraune Kätzin schnurrte erfreut. »Wie geht es dir?«

»Jetzt großartig«, antwortete Schwarzblüte. Dann senkte sie ihren Blick zu Boden. »Feuerstern ist gestorben. Gelbkralle...«

»Ich weiß.« Leuchtflügel legte der Kätzin beruhigend ihren Schweif auf die Schulter.

»Und deine Jungen?«, fragte die schwarze Kätzin.

»Sie sind kräftig«, erwiderte ihre Freundin schnurrend. »Ich muss wohl aufpassen, dass sie nicht davonrennen, wenn sie geboren sind.«

Falls sie überhaupt geboren werden, dachte sich Schwarzblüte und schaute weg. Jetzt sind nur noch Leuchtflügel und Krallenmond übrig.

Als könnte die gelbbraune Kätzin Gedanken lesen, seufzte sie. »Ich kann meinen Bruder nicht töten. Ich hoffe für ihn, dass er wegläuft. Weit weg.«

»Das wird er nicht tun«, miaute Schwarzblüte. »Wegen mir. Es ist meine Schuld. Es ist meine Schuld, wenn du stirbst. Krallenmond möchte gewinnen und mich als Gefährtin wählen.«

Schuldbewusst sah sie ihrer Freundin in die gelben Augen. Diese klappte den Mund auf und zu und drehte sich schließlich um, sodass sie Rehjunges an Schwarzblüte übergeben konnte.

»Danke, dass du auf sie aufgepasst hast«, murmelte Schwarzblüte niedergeschlagen.

»Feiglinge!«, fauchte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Ein dunkelbrauner ErdClan-Kater bewegte sich mit gesträubtem Fell und ausgefahrenen Krallen auf die beiden Kätzinnen zu.»Warum kämpft ihr nicht wie eure Clan- Gefährten? Oder seid ihr Verräter?« Der Kater bleckte die Zähne. »Habt ihr etwa Angst?«

»Nein.« Leuchtflügel war vorgetreten. »Ich habe schon zu viel Blut gesehen. Zu viele sind von uns gegangen.«

»Leuchtflügel«, zischte Schwarzblüte. »Lass das und komm her.«

»Ich lasse nicht zu, dass du noch weitere Leben auslöschst«, fuhr die gelbbraune Kätzin dennoch fort. »Verstehst du nicht, was das soll? Wir bekämpfen uns. Und warum? Weil die Anführer es sagen. Sie töten jeden, den sie wollen. Sie verstoßen und morden, um an der Macht zu bleiben. Und weißt du warum?«

Der dunkelbraune Kater fauchte wütend. Sonnenblume war nun auch auf ihn aufmerksam geworden und stellte sich neben Schwarzblüte.

»Hör auf.« Ihre Stimme hörte sich ängstlich an. »Denk an deine Jungen!«

Doch die Kätzin hatte sich schon in Rage geredet und fuhr unbeirrt fort: »Damit die Kater an der Macht bleiben! Damit sie uns erniedrigen, uns Angst machen und verletzen. Wir sind zu nichts zu gebrauchen, so steht es in den Gesetzen des Windes. Doch wer hat sie gemacht? Wozu sind sie gut, wenn die Gesetze so grausam sind? Zu nichts!«

Das war dem Kater zu viel. Mit einem wütenden Fauchen warf er sich auf die wehrlose Königin. Leuchtflügel wurde von ihm zu Boden gerissen.

»Verräterin!«, knurrte er ihr ins Gesicht.

Entsetzt starrte Schwarzblüte auf das Geschehen. Sie konnte sich nicht rühren, nicht bewegen. Sie stand einfach nur da. Sonnenblume schien das Ganze zu viel zu sein. Sie verdrehte die Augen und fiel ohnmächtig zu Boden. Funkenjunges maunzte hilflos.

»Ich weiß, was ich sage«, sagte Leuchtflügel in dem Moment. »Ihr Kater seid Abschaum! Wie alle Väter und Söhne, die es je geben wird!«

Dann grub der dunkelbraune Kater seine Krallen in ihre Kehle.

Noch einmal holte die gelbbraune Kätzin rasselnd Luft und lag still. Ihre trüben Augen waren gen Himmel gerichtet.

Sie war tot.

Und der dunkelbraune Kater drehte sich nun bedrohlich langsam in Schwarzblütes Richtung.

»Es wird solange gemordet werden, bis jedes Stück von eurem Blut reingewaschen ist. Bis alle Verräter tot sind und alle Katzen genauso treu und loyal wie wir Kater, ihrem Clan dienen. Der Wind ist heilig! Der Wind ist mächtig! Der Wind ist frei! Und ich diene ihm! Heil dem Wind!«

Der Kater bleckte die Zähne. »Dienst du ihm auch?«

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Edit: Für die, die sich jetzt über die Kommentare wundern: Ich habe hier vorher nach ein paar Namen für Schwarzblütes Junge gefragt XD

WarriorCats - Finstere WolkenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt