Die Hilfe

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»Hört zu, meine lieben Jungen, denn ich werde euch jetzt eine Geschichte erzählen. Die Geschichte darüber, wie der große Krallenstern unsere Clans gegründet hat.

Er war der mutigste und stärkste Kater, den es je gegeben hat. Als er Anführer wurde, wurde er von allen bewundert. Doch es gab auch Katzen, die es nicht gut fanden, was er tat. Sie stellten sich gegen ihn, aber Krallenstern war ja groß und stark. Er tötete und vertrieb sie alle. Denn sie wollten nicht glauben, dass der Wind selbst zu ihm gesprochen und ihn dazu aufgefordert hat, die Gesetze des Windes einzuführen.

Vielleicht fragt ihr euch, warum die Gesetze so sind wie sie sind. Ich fürchte, das weiß keiner. Nur Krallenstern und der Wind, der es ihm zugeflüstert hat. Aber alle hielten sich daran. Wer sich dagegen auflehnte... Nun, ihr könnt euch denken, was mit diesen Katzen geschah. Sie waren Verräter und wurden wie Verräter behandelt.

Krallenstern hatte viele Verehrerinnen und mit einigen von ihnen auch Junge. Er hatte vier Söhne mit vier verschiedenen Kätzinnen. Nach seinem Tod teilten sie die Macht und das Territorium unter sich auf und führten das Erbe ihres Vaters weiter. So entstanden unsere Clans, meine Jungen. Und jetzt schlaft. Aber sagt eurer Mutter nicht, was ich euch erzählt habe. Sie würde furchtbar mit mir schimpfen.«

~ Erzählung von Graukralle an Schwarzjunges und Aschenjunges über Krallenstern und die Gründung der Clans

***

Als Schwarzblüte die Augen öffnete, war Brud schon aufgewacht. Der Wolf saß, die Pfoten ordentlich zusammengelegt, im Schatten eines Baumes.

Ich werde wohl zu den Clans zurückkehren müssen, dachte die schwarze Kätzin und setzte sich auf. Irgendetwas ließ ihr Herz schneller schlagen. So sehr hatte sie sich danach gesehnt, vor den Gesetzen des Windes zu fliehen und nun war sie doch aufgeregt, bald wieder dazuzugehören.

»Katze wach!«, bellte Brud fröhlich, als er sie sah und rannte zu ihr hin. »Gehen weiter?«

»Nein«, miaute Schwarzblüte entschlossen. Der Zufall hat für mich entschieden! Also muss ich es nun tun!

Der graue Wolf legte den Kopf schief und stellte die Ohren auf. Die Kätzin kannte Brud nun schon so lange, dass sie wusste: Er wartete auf eine Erklärung.

»Ich kann es dir nicht erklären. Folgst du mir zurück zu den Clans?«

Der Wolf winselte und legte seine Ohren an. »Brud Katzen nein. Zu viel Katzen. Mag nicht.«

Schwarzblüte nickte. »Das kann ich verstehen. Kannst du mich wenigstens bis zum Waldrand begleiten?«

Die Augen des Wolfs zuckten panisch hin und her. Er schien unentschlossen. Plötzlich jaulte er laut auf und drehte sich auf der Stelle im Kreis.

»Was ist los, Brud?«, fragte Schwarzblüte erschrocken und starrte den Wolf entsetzt an.

»Wald Zuhause. Anderes Rudel hier. Brud bleiben. Brud nicht gut Katzen allein lassen. Brud Freund. Aber Brud braucht Rudel«, winselte er. Schließlich blieb er stehen und schaute der Kätzin in die Augen. »Rudel braucht Wölfe. Ich Wolf. Wölfe helfen Wölfen. Ich bleiben. Tut leid.«

Brud neigte den Kopf vor ihr und wandte sich zum Gehen. Dabei murmelte er etwas auf seiner Sprache. Seine Schwanzspitze verschwand im Unterholz und Schwarzblüte blieb alleine auf der kleinen Lichtung zurück.

Warum muss ich immer alle verlieren?, die schwarze Kätzin seufzte kummervoll auf. Alle sterben oder verlassen mich. Alles fühlt sich so falsch an, so unwirklich. Sie dachte an Flammenzorn und an das, was Leuchtflügel, oder Halber Mond, ihr gesagt hatte, bevor sie ein zweites Mal gestorben war. Jeder ist eine Wiedergeburt. Schwarzblüte schüttelte den Kopf. Flammenzorn hat mich Ahornschatten genannt. Wer ist das? Bin ich die Wiedergeburt von dieser Katze?

WarriorCats - Finstere WolkenWhere stories live. Discover now