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Er sieht abwechselnd von mir zu der tüte neben sich und scheint wirklich schwer mit sich zu kämpfen, um eine Entscheidung zu treffen.

"Komm schon, Nathaniel. Wir alle können eine kleine Ablenkung gebrauchen. Ihr habt euren Freund verloren und Polly ihren Vater. Mariposa fühlt sich vernachlässigt und auch ich habe meine Päckchen zu tragen. Es ist nur ein Tag mit den Mädchen", sage ich und sehe dabei ziemlich verträumt zu Polly.

Sie ist so ein niedliches Kind, welches definitiv viel mehr verdient hat, als eine Weise zu werden.

Als ich höre, wie das Bett beginnt zu rascheln, sehe ich auf, doch plötzlich steht Nathaniel direkt vor uns und sieht zu mir herab.

"Ich will noch etwas", raunt er, ganz der Mafia Boss, der nie genug bekommen kann.

"Ich habe nichts, was ich dir sonst anbieten könnte", sage ich und lächle, als Polly sich nach vorne lehnt und versucht Nathaniel mit meinem Finger ins Gesicht zu Tatschen.

"Einen Kuss."
Sofort sehe ich schockiert zu ihm auf und in seine hellen Augen.

"Einen Kuss?", wiederhole ich verwirrt und schon nickt er.

"Ein besserer Kuss, als der aus dem Auto", sagt er mit solch einer rauen Stimme, dass mir eine Gänsehaut über den Körper rinnt.

Diesen Kuss habe ich total vergessen, doch plötzlich kann ich an nichts anderes mehr denken, als an seine Lippen, die auf meinen lagen und sich über meine Haut geschlichen haben.

Ich überlege, spüre wie mir das Blut in die Wangen schießt und drehe mich zur Seite.

"Bekommst du. Aber heute Abend. Wenn ich weiß, dass du deinen Teil der Abmachung auch eingehalten hast", sage ich leise und unglaublich beschämt.

Wieso reagiere ich plötzlich so?

Es ist nicht so, als sei ich ein unschuldiges Mädchen, dass noch nie daran gedacht hat, Sex zu haben.

Früher hatte ich ständig Sex und hatte so gut wie immer die Kontrolle über das Geschehen, doch bei ihm ist es seltsam.

Als wäre ich total verklemmt.

"Ich brauche einen Ansporn, Kleine", flüstert er mir plötzlich ins Ohr und legt seine Hände an meine Hüften, ehe er mich wieder zu sich dreht.

Unbeholfen sehe ich zu ihm auf, wirke wie ein kleines Tier, das in der Falle steckt.

Seine Lippen verziehen sich zu einem kleinen schmunzeln, als er sich mein Gesicht genauer ansieht.

"Wieso plötzlich so frustriert?", fragt er leise und grinsend, was mich sofort wieder stört.

"Ich hatte schon eine ganze Weile keinen guten Sex mehr, Nathaniel. Ich würde sogar so reagieren, wenn Leonardo vor mir stehen und um einen Kuss bitten würde", lüge ich, doch sofort verfestigt er den griff um meine Hüften.

Das erinnert mich an den Tag, an dem er plötzlich in mein Auto gestiegen ist.

Damals habe ich den Mann, welcher zu uns ans Auto gekommen ist, gefragt, ob er sich vielleicht dazu gesellen möchte, damit er versteht, wie ungewollt seine Anwesenheit eigentlich war.

Doch Nathaniel hat aufgrund dieser Frage total seltsam reagiert und seine Finger verdammt fest in meine Haut gerammt.

"Würde er dich jemals um so etwas bitten, würde ich ihm den Schwanz abschneiden und ihn dir als Geschenk überreichen", knurrt er sichtlich über meine Aussage angepisst.

Sofort sehe ich ihn finster an.

"Das Baby", knurre ich mahnend zurück, doch als ich zu Polly sehe, hat sie ihren Kopf ganz entspannt auf meine Schulter gelegt und spielt mit dem Reißverschluss meines Jumpsuits.

"Das Baby ist zu klein, um irgendetwas davon zu verstehen."
Er macht einen Schritt auf mich zu und sieht mich fast schon bedrohlich an.

"Falls ich das mit meiner Zurückhaltung noch nicht klar genug gemacht habe, sage ich es dir jetzt klar und deutlich."
Er hebt die rechte Hand und legt sie an meinen Nacken, ehe er mit dem Daumen sanft über meinen Kehlkopf streicht.

"Du bist mein, Amara. Jeder Kerl, der es auch nur wagt, sowas über dich zu denken, wird sein Leben lang nicht mehr dazu in der Lage sein, jemals wieder hart zu werden", knurrt er, weshalb meine Augen immer größer werden.

"Lass den scheiß!", mahne ich leise und sehe ihn finster an.

"Du bekommst deinen Kuss, wenn du dich für deine Familie benommen hast. Ansonsten kannst du dir den Kuss abschminken. Deine Entscheidung", sage ich und schiebe seine Hand von mir, ehe ich mich umdrehe.

Ich höre noch, wie er leise vor sich hin Flucht, doch dann verlasse ich den Raum und kümmere mich darum, dass Polly alles hat, was sie braucht und haben möchte.

Dieses Baby hat es mir irgendwie angetan.

Sie ist so pflegeleicht in meiner Annahme, doch als Briana mir gesagt hat, sie wäre total anstrengend, habe ich ihr das erst nicht geglaubt.

Bis die Angestellten das dann alle bestätigt haben.

In der Vergangenheit hatte ich bloß mit zwei Säuglingen zu tun und selbst da hatte ich nicht wirklich viel mit ihnen zu schaffen.

Meine Neffen waren irgendwie immer so weit weg, obwohl Rafael erst sehr spät weggezogen ist.

Beschreiben kann ich es nicht wirklich.

Ich weiß nicht genau, wie alt Polly ist, aber ich nehme mal an, dass sie definitiv noch kein Jahr alt ist.

Plötzlich kommt mir die Frage, wie alles ablaufen wird, sobald mein Vater nicht mehr lebt.

Werde ich dann noch Kontakt zu dieser Familie haben, oder werden sie mich dann nicht mehr sehen wollen?

Einen Nutzen hätte ich dann schließlich nicht mehr für sie.

Frustriert seufze ich auf, schüttel den Gedanken bei Seite und wende mich wieder den Mädels zu.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt