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In dem Moment, als ich die Zimmertür hinter mir geschlossen habe, drehe ich sofort den Schlüssel im Schloss um und lege mein Essen auf meinem Schreibtisch ab.

Erst, als ich für einen Moment ganz aufmerksam gelauscht habe, um zu sehen, ob sich jemand in Flur befindet, habe ich damit begonnen, mein gesamtes Zimmer auf den Kopf zu stellen.

Ich habe jede kleine Ecke abgesucht und alle Regale und Schränke ausgeräumt.

Es bleibt mir noch immer ein unerklärliches Rätsel, wie Nathaniel es geschafft hat, die Kamera in meinem Zimmer anzubringen.

Trotzdem hat es ein gewisses Maß an Paranoia in mir ausgelöst.

Die letzten zwei Tage konnte ich mich kaum bewegen, ohne gleich vor Schmerzen zu schreien, doch inzwischen ist es erträglicher.

Jedenfalls kann ich damit umgehen.

Ich habe in diesem Zimmer wirklich alles gemacht und wusste nicht, dass ich für einen gewissen Zeitraum hinweg, bei all den Dingen beobachtet wurde.

Sogar beim Sex kann er mich beobachtet haben, da ich immerhin keinen blassen Schimmer habe, wie lange diese Kamera mich bereits gefilmt hat.

Es ist widerlich und doch so verdammt faszinierend.

Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass Nathaniel Santos tatsächlich eine Kamera in meinem Zimmer angebracht hat.

Frustriert lasse ich mich auf mein Bett fallen und blicke mir das gesamte Chaos an.

Nichts.

Keine weitere versteckte Kamera weit und breit.

Und doch habe ich ständig das Gefühl, als würde er jeden einzelnen meiner Schritte beobachten können.

Wieso stört es mich weniger, als es eigentlich sollte?

Ich habe den Bruder dieses Mannes auf dem Gewissen und trotzdem fühlt er sich auf eine perverse Art und Weise zu mir hingezogen.

Außerdem sollte er mich Tod sehen wollen und hegt trotzdem keinerlei Sehnsucht danach.

Frustriert atme ich laut aus und lasse mich nach hinten fallen, bis ich mit dem Rücken auf meinem Bett liege und an die Decke starre.

Als ich meine Hand auf die verbundenen Verletzungen lege, denke ich darüber nach, wie jede einzelne Begegnung mit diesem Mann überhaupt abgelaufen ist.

Er hat mir immer klar und deutlich gezeigt, dass von ihm keinerlei Gefahr ausgeht.

Doch jetzt, wo ich seine Identität kenne, stelle ich es mehr als nur infrage.

Wieso sollte er mich am Leben lassen wollen?

Was entgeht mir an all dem?

Langsam gebe ich der Schwäche nach und lasse meine Augen zu fallen, doch ich bleibe konzentriert und denke weiter nach.

Jedes Mal, wenn er in meiner Nähe war, haben all meine Sinne auf Hochtouren gearbeitet.

Er verpasst mir eine unbeschreibliche Gänsehaut, wenn er mich berührt und macht mich wütend, weil er so attraktiv auf mich wirkt.

Außerdem geht mir sein loses Mundwerk ungemein auf die Nerven.

Und trotzdem geht er mir einfach nicht aus dem Kopf.

Was hat er an sich, dass ich ihn einfach nicht vergessen kann und mir ständig über ihn den Kopf zerbreche?

Ich will ihn so viele Dinge fragen und doch ist mir mehr als nur bewusst, dass ich in nächster Zeit ständig unter Beobachtung stehen werde.

Langsam öffne ich wieder die Augen und spüre, wie sich diese gesamte Frustration in mir anstaut und mich dermaßen zu nerven beginnt, dass ich einfach nach meinem Handy greife.

Ich halte es über meinem Gesicht und beginne nach einem bestimmten Kontakt zu suchen, ehe ich beginne diesem Kontakt eine Nachricht zu schreiben.

Wenn ich mich nicht auf irgendeine Art und Weise ablenken kann, wird das weder für mich noch für mein Umfeld gut enden.

Zu meinem Glück bekomme ich schon nach wenigen Minuten eine Antwort auf meine Nachricht, also stehe ich sofort auf, gehe in meinen begehbaren Kleiderschrank und nehme mir ein paar schicke Klamotten heraus.

Komplett eingekleidet, verlasse ich mein Zimmer, sehe auf dem Flur zu einem der Angestellten meines Vaters und halte kurz inne.

"Mein Zimmer ist unglaublich unordentlich", beginne ich, was sie sofort zum Nicken bringt, da die Frau vor mir wahrscheinlich denkt, ich bitte sie darum, meine Unordnung aufzuräumen.

"Fassen Sie nichts davon an. Es wäre aber nett von Ihnen, wenn Sie die Pizza aus dem Zimmer holen könnten. Ich habe sie gerade total vergessen und muss jetzt los", sage ich, während ich auf die Uhr sehe.

Sie nickt erneut, sieht mich dabei aber mir einem etwas seltsamen Blick an.

"Ich verstehe, junges Fräulein. Haben Sie viel Spaß", sagt sie, ehe sie den Kopf senkt und in die Richtung meines Zimmers läuft.

Nicht alle Leute nutzen den Vorteil von Angestellten so aus, wie meine Brüder es immer getan haben.

Kurz schüttle ich den Kopf hin und her und gehe dann die Treppe nach unten, wo mein Bruder mich sofort mit einem fragenden Blick in Empfang nimmt.

"Wo willst du denn hin?", fragt er skeptisch, da Vater immerhin gesagt hat, ich dürfe das Anwesen nicht ohne Begleitung verlassen.

"Ich muss Dampf ablassen. Wenn du mir folgst, läufst du Gefahr, mich beim Sex mit deinem besten Freund zu erwischen, also lass das lieber bleiben, wenn du dir das ersparen willst. Ich bleibe nicht lange weg", versichere ich ihm, während er total genervt von meinem Vorhaben ist.

Mit einem leichten schmunzeln auf den Lippen verlasse ich das Anwesen, steige in meinen neuen Wagen und fahre sofort zu dem Hotel, welches Rico ausgesucht hat.

Dort mache ich mich sofort auf den Weg in das passende Zimmer und klopfe dann einfach an.

Als er die Tür öffnet, betrachtet er mich mit einem Lächeln und sieht mit seinen braunen Augen an meinem Körper auf und ab.

Um nicht gleich noch mehr Zeit zu verschwenden, lege ich meine Hand an seine Brust und schiebe ihn zurück ins Zimmer, ehe ich die Tür hinter und schließe.

"Ich bin verletzt. Verletzt du mich noch mehr, bringe ich dich um", warne ich ihn direkt vor, ehe er mich mit einer ziemlich geschickten Bewegung einfach hochhebt und zum Bett führt.

Passionate VengeanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt