Kapitel 3

2 0 0
                                    

Mein Gehirn fing an zu brodeln. War das nicht eigentlich genau das, was ich schon immer wollte? Die zwei Sachen, die ich über alles liebte vereint zu haben?

Verdattert sah ich den beien jungen Männern hinterher. Ich wusste immer noch nicht genau, ob ich mich richtig verhalten hatte oder nicht. Was würde wohl mein Bruder dazu sagen?

Sicherlich würde er mich auslachen, so wie er es immer tut, wenn ich von meinen Träumen redete.

In diesem Moment beschloss ich das Angebot anzunehmen und niemandem davon zu erzählen, schon gar nicht von meiner Leidenschaft zu diesen Dingen. Es ging schlussendlich niemanden etwas an.

Mein Blick fiel auf meine Uhr und ich fluchte laut. Es war schon 20:38 und ich musste doch um 21:00 zu Hause sein.

Ich schwang mich schnell auf mein Fahrrad und raste in Lichtgeschwindigkeit über den Berg. Wo ich auf einmal diese Kraft noch her nahm, wusste ich nicht.

Vollkommen aus der Puste kam ich zu Hause an und kramte nach meinem Schlüssel. In einer Minute sollte ich eigentlich oben sein.

Warum ich mir da so einen Stress mache? Mein Onkel wird zur Furie, wenn er getrunken hat und ich zu spät komme, auch wenn es dann nur einige Minuten sind.

Meine Oma lag zur Zeit im Krankenhaus, weshalb ich hier alleine mit den Beiden wohnen musste. Es war wirklich die Hölle auf Erden.

Wenn ich nicht grad im Haushalt schuftete musste ich irgendwelche Jobs für meinen Onkel übernehmen, aber ich konnte ja auch nicht anders. Er hatte mich in der Hand und das musste ich ihr eingestehen.

Mein Bruder hatte es da tausend mal besser. Mein Onkel vergötterte ihn. Tatsuya war das Ebenbild eines perfekten Jungen. Er hatte nur gute Noten, war der Teamkapitän der Fußballmannschaft und eine bildhübsche Freundin.

Was war ich da schon? Ein kleines, dummes, nutzloses Mädchen mit großen Träumen, die keiner Ernst zu nehmen schien.

Ich stand vor der Tür, nicht sicher ob ich wirklich eintreten solle, denn es war schon zwei Minuten nach 9 und das machte mir eine Heiden Angst.

Ich hatte so große Panik, dass ich in Erwägung zog einfach wieder umzukehren und morgen erst zu kommen, aber man kann nicht immer vor seinen Problemen davon laufen. Das prädigte mir meine Gran damals schon immer.

Also drehte ich den Schlüssel leise um und schlich mich in die Wohnung. Alles war dunkel und nur der Fernseher spielte leise im Hintergrund.

Ich zog schnell meine Schuhe aus und sprintete in mein Zimmer. Abendbrot kann ich wohl eh vergessen. Ich nahm es hin und hoffte, dass mein Onkel wirklich vor dem TV eingeschlafen war.

Als ich die Klinke langsam runter drückte, hörte ich ein leises Räuspern hinter mir.

‚Scheiße scheiße Scheiße' ging es mir immer wieder durch den Kopf und ich drehte mich langsam um.

The day we've metWo Geschichten leben. Entdecke jetzt