Kapitel 8

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Ich sah mich in der Wohnung um, damit ich irgendetwas finden konnte, was mich von diesem scheiß Hunger ablenken würde. Ich trank eine ganze Flasche Wasser, aber es half nichts.
Ich durchsuchte die Schubladen, aber es war absolut nichts essbares zu finden. Während ich die Schubladen durchwühlte stieß ich auf den Vorrat an Kippenschachteln von meinem Onkel. Er war vor zwei Wochen geschäftlich in Polen gewesen und hatte eine ganzen Koffer voll Tabak und Zigaretten über die Grenze geschmuggelt.
Fragt mich bitte nicht, wie er das gemacht hat. Das ist mir auch immer noch ein Rätsel.

Ich sah mir die Packungen genau an und googelte die Inhaltsstoffe, Risiken und die Wirkungsweise. Hier stand, dass man durch Zigaretten weniger Hunger bekommt, da das Nikotin an den Rezeptoren der Nervenzellen im Gehirn andockt und so dem Körper signalisiert, dass er bereits genug zu essen bekommen hat. Überdies soll man wohl auch weniger das Verlangen verspüren zu kauen. Hier stand, dass Rauchen bei Diäten hilfreich sein soll.
Das reichte mir. Die Risiken las ich mich schon gar nicht mehr durch. Ich hatte mein Wundermittel gefunden.

Nun musste ich nur noch herausfinden, wie man sich die Dinger macht, da mein Onkel größtenteils Stopftabak mitgebracht hatte. Also las ich mir im Internet eine Anleitung durch und Fan auch ganz hinten im Regal eine Stopfmaschine. Da musste man den Tabak nur rein machen, die Papes über die Öffnung stülpen und reinschieben. Klang eingetrichterte ziemlich einfach.

Ich nahm mir eine Schachtel, ein paar Papes und das Stopfgerät und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Diese Schachtel würde wohl ewig reichen, dachte ich mir.
Kaum war ich in meinem Zimmer, fing ich auch schon an mir die ersten Kippen zu machen, was auch erstaunlich gut funktionierte.
Also ich fertig war, betrachtet ich mein Werk und stellte zufrieden fest, dass sie mir echt gut gelungen sind.
Ein kleiner Blick auf meine Uhr verriet mir, dass ich noch ca. 2 Stunden Zeit hatte. Das reichte auf jeden Fall.

Ich schnappte mir ein Feuerzeug, was ich immer in meinem Zimmer liegen hatte und ging raus auf unseren Balkon. Da wir im dritten Stock lebten, konnte ich die Kippe einfach runter schmeißen und am nächsten Morgen auf dem Weg zur Schule aufsammeln.
Ein perfekter Plan. Mir war ein wenig mulmig, als ich mir die Zigarette in den Mund schob und anzündete. Der erste Zug war grauenvoll. Meine Lunge schnürte sich zu und ich hatte kurzzeitig das Gefühl keine Luft mehr zu bekomme. Nach den nächsten vier Zügen, verbesserte sich das aber rapide.
Es fühlte sich gut an und man möge mich jetzt für verrückt erklären, aber ich liebte den Geschmack.

Ich saß also in der Ecke unseres Balkon, um ja nicht von den Nachbarn gesehen zu werden und rauchte. Es fühlte sich illegal an, was es streng genommen auch war, aber das war mir in dem Moment scheiß egal.
Als ich die erste Kippe aufgeraucht hatte und noch nicht wirklich was von dem spürte, was im Internet beschrieben wurde, steckte ich mir noch eine an.
Viel hilft viel, dachte ich mir.

Als ich nun auch diese Kippe aufgeraucht hatte, entspannte ich mich leicht und genoß den Sonnenuntergang. Das war der erste wirklich schöne Moment in dieser Woche.
Nach einer halben Stunde wurde mir dann aber ein wenig kalt, weshalb ich schlussendlich rein ging, um mich aufzuwärmen. Kaum bin ich aufgestanden, wurde mir auch schon schwindelig. Mein Kopf drehte sich, aber mein Körper hatte den Punkt der vollkommenen Entspannung, die ich seit Tagen suchte. Verdammt, ich liebte dieses Gefühl!

Ich ging also rein um meine Sachen und das Stopfzeug unters Bett zu räumen, bevor mein Onkel nach Hause kam. Als ich damit fertig war, entschied ich mich dazu, noch ein wenig aufzuräumen und sauber zu machen. Ich wollte ja nicht schon wieder von meinem Onkel für irgendeine Nichtigkeit bestraft werden.

Schlussendlich war ich auch damit fertig und setzte mich an meinen Schreibtisch aus Mahagoni. Er glänzte edel und war ordentlich, wie nie zuvor. Generell war nicht ganze Wohnung jetzt fast steril und man konnte ich in jeder Oberfläche spiegeln.
So saß ich also an meinem Schreibtisch, kramte mein Hausaufgabenheft heraus und fing an mich an die Hausaufgaben zu setzen. Zwischendurch fiel mir aber etwas entscheidendes auf. Ich hatte wirklich keine Hunger mehr. Ob ich mir das nur einredete, oder das wirklich von den Kippen kam wusste ich nicht, aber das was ich wusste ist, dass es geholfen hat. Auch wenn es vielleicht nur ein Spiel meines Gehirns war.

Schon hörte ich den Schlüssel und wohlbekannte Schritte vor der Haustüre. Ich sah sofort wieder auf meine Hausaufgaben und tat so, als ob ich super beschäftigt wäre.
Ich hörte, wie mein Onkel sich die Schuhe auszog, seinen Koffer abstellte und mit lauten Schritten den Gang zu meinem Zimmer entlang lief.

The day we've metDonde viven las historias. Descúbrelo ahora