Kapitel 3 - Alexis

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Die Handschellen klickten und zum ersten Mal an diesem Tag erlaubte ich es mir, tief durchzuatmen. Felicia hielt ihren Gesichtsausdruck starr, aber ich bemerkte das Zusammenzucken ihres ganzen Körpers trotzdem. Ja, gefangen genommen zu werden mochte niemand. Wir hatten ihr sofort ihre lächerlichen Community-Waffen und ihr Handy abgenommen. Sicher war sicher. Meine Mundwinkel zuckten, während ich sie vorwärtsschob. Ich musste mich nicht im Spiegel sehen, um zu wissen, dass es das Grinsen war, das Elodie als Raubtiergrinsen bezeichnet hatte. Bei dem Gedanken verschwand es sofort wieder von meinen Lippen. Das mörderische Gefühl in meinem Magen blieb.

„Da haben wir uns was eingefangen“, brummte Jackson neben mir und deutete mit dem Kinn auf Felicia. Die Hoffnung unseres Covens. Die Hoffnung unserer Erde. Und meine Hoffnung auf ein Leben. Wow, das konnte ja was werden.

Ich zuckte nur mit den Schultern und beschleunigte meine Schritte. Ich wollte lieber nicht riskieren, dass sie uns erneut angriff. Auch wenn es mehr als beeindruckend gewesen war, ihr zuzuschauen, wie sie meine Freunde mal eben aus dem Weg kickte. Deshalb hatte ich auch nicht direkt eingegriffen. Zumal ich es im direkten Nahkampf echt schwer hätte. Sie war unfassbar gut. Und das gefiel mir viel zu sehr.

Wir erreichten die Treppe und Felicia wurde langsamer.

„Keine Sorge, du bist eine Magierin, kein Vampir. Die Sonne tut dir nichts“, knurrte ich und schob sie weiter. Sie zuckte erneut zusammen und wich mir aus, dabei stolperte sie. Gerade so bekam ich sie am Arm zu fassen, bevor sie stürzte.

„Fass mich nicht an!“

Sofort ließ ich sie los. Ich hob die Hände und schnaubte. „Wie du willst, Fee.“

Ruckartig fuhr sie zu mir herum. Der Blick ihrer blauen Augen war so kalt, dass ich hätte zu Eis erstarren müssen. Mit den dunklen Haaren, den hellen Augen und einer Haltung, die mich fast zurückweichen ließ, stand sie vor mir. Wie eine Göttin. Wie eine würdige Erbin Gaias. Wie eine echte Magierin. Scheiße, ich sollte so etwas nicht denken. Nicht über sie, die mein Leben zerstört hatte.

„Was, ist Fee auch nicht gut? Hättest du gerne einen Hoheitstitel?“, stichelte ich weiter. Für ein, zwei Sekunden fühlte sich ihr zorniger, verzweifelter Blick wie Triumph an. Schnell verblasste das Gefühl.

„Komm, Mann, lass uns weitergehen. Wir haben heute noch was vor“, meinte Adrien leise und schob sich an uns vorbei. Felicia folgte meinem Blick, drehte sich auf dem Absatz um und stieg hinter Adri die Treppenstufen hinauf. Ein wenig, nur ein ganz kleines bisschen, war ich enttäuscht darüber, dass sie nicht auf meine Worte einging.

Die Luft duftete nach Meer und Freiheit und ich fragte mich, ob es sich für Felicia ebenfalls wie Hohn anfühlte. Das wäre nur gerecht. Ich ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Ihr Blick schweifte über die vereinzelten Palmen, den sandigen Boden und den Zitronenbaum, und blieb an den großen Steinen vor uns hängen – an dem ehemaligen Tempel Ggantija auf Maltas Nachbarinsel Gozo. Sie zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Ich wusste, dass sie den Ort sofort erkannt hatte. Die anderen hatten gemeint, wenn wir sie unerwartet aus dem Portal reißen würden, könnte sie sich nicht orientieren. Ich hatte gleich gewusst, dass das Schwachsinn war. Sie war eine der besten sogenannten Wächterinnen in der Community of Gaia’s Legacy. Ich wusste das, weil ich sie lange genug studiert hatte. Nur um jetzt meine bitterste Befürchtung bewahrheitet zu sehen: Felicia glaubte mir kein Wort. Natürlich tat sie das nicht.

„Komm, weiter.“ Wir waren zwar auf einem mit einer Steinmauer abgetrennten Grundstück neben der Tempelanlage, außerhalb des öffentlich zugänglichen Bereichs, doch ich wollte nicht das Risiko eingehen, von Unwissenden entdeckt zu werden. Schweigend nahmen wir Felicia in die Mitte und ließen die Überreste des Tempels hinter uns. Wir folgten einem breiten Weg, überquerten das Absperrband an dessen Ende und näherten uns der Straße. Nacheinander kletterten wir in den SUV, den ich heute Morgen dort geparkt hatte.

Until they rise - Gefangen zwischen Liebe und MagieTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang