Kapitel 21

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Was so besonders an einem Einkaufstrip sein sollte, begriff ich erst, als wir auf dem Parkplatz des Centers vorfuhren. Einen Vorgeschmack auf die Welt hier draußen hatte ich auf meinen Fahrten mit Reaper bekommen, auf andere Menschen war ich dabei jedoch nicht getroffen. Zumindest nicht in diesem Ausmaß.

Hunderte Autos reihten sich neben Ashleys Pick-up auf, sie hatte darauf bestanden uns zu begleiten, und ihr Auto war eindeutig die komfortablere Wahl als ein Motorrad.

Schon aus dem Beifahrerfenster hatte ich das monströse Gebäude bestaunt, in das all die Besucher strömten. In St. Johns befand sich ein Damenausstatter, der einen mit allen notwendigen Kleidungsstücken versorgte. Die Auswahl war gering, Individualität konnte sich nur leisten, wer über die finanziellen Mittel verfügte oder die Kunst des Nähens beherrschte.

»Warte ab, bis du drinnen bist.« Reaper sprang mit einem breiten Grinsen aus dem Truck. Bei seiner Statur verstand ich, wieso er nicht begeistert war sich auf die Rückbank eines Autos zu quetschen.

»Das wird ein Spaß!«, rief Ash voller Vorfreude. »Wir brauchen Schuhe, Klamotten, vielleicht auch etwas Kosmetik«, zählte sie auf und hakte sich bei mir ein, »und unbedingt Unterwäsche.«

Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Dann müsste ich mich zukünftig nicht mehr zwischen drei oder vier Zentimeter Stofffetzen entscheiden.

Reaper hatte nicht zu viel versprochen und sicher erfüllte ich seine Erwartungen, denn sobald wir einen Fuß in die Mall setzten, erstarrte ich mit riesigen Augen. Vor mir erstreckte sich eine dreigeschossige Stadt aus Glas, weißem Licht und Millionen Möglichkeiten. Die Menschen sorgten für einen angenehmen Geräuschpegel, der von Musik untermalt war, aber meine Aufmerksamkeit galt den Geschäften, die den breiten Gang vor uns säumten. In den Schaufenstern erblickte ich Puppen mit allerlei Farben und Mustern gekleidet, meine Reize schienen regelrecht überflutet mit Eindrücken.

»Mund zu, sonst schluckst du noch Fliegen.«, brummte Reaper an meinem Ohr.

Sofort klappte ich den Mund wieder zu.

»Ich weiß schon wo wir anfangen.« Ashley übernahm die Führung, sicher kannte sie sich hier aus und ich ließ sie gewähren. Ihrer Einschätzung vertraute ich, mir blieb damit die Chance jedes Geschäft zu bestaunen, an dem wir vorbei liefen.

Tierfutter, Sportzubehör, Drogerie, selbst ein Supermarkt größer als die Werkstatt des Chapters befand sich hier.

Vor einem Klamottengeschäft blieben wir stehen. »Erstmal eine Grundausstattung.«

Diese Grundausstattung war laut Ashley ein Sortiment aus je einer Hose, Shirt, Pullover, Rock und Kleid. Sie mussten schlicht sein, vorrangig, weil ich nicht einschätzen konnte, was mir gefiel. Es war leichter, auszuschließen, was nicht meinen Geschmack traf. Ash lud sich den Arm schnell mit ausgewählten Exemplaren der erwähnten Kategorien voll, vorteilhaft war unsere gemeinsame Kleidergröße. Es fehlte lediglich ein Kleid.

»Ich fand deins schön. Das blaue mit den Punkten.«, warf ich ein, als meine beste Freundin einen weiteren Kleiderständer durchforstete.

Sie sah mich kurz an. »Du kannst es haben.«

»Aber es ist deins.«, protestierte ich verblüfft.

»Und?« Ihre Schultern hoben sich, bevor sie wieder auf die Suche ging. »Mehr Platz in meinem Schrank für neue Sachen.«

»Du musst es mir wirklich nicht geben.«

»Adina«, Ash verdrehte die Augen mit einem genervten Seufzer, »ich schenke es dir. Hör auf zu diskutieren und sag mir lieber, was zwischen dir und dem Präs läuft.«

Burn for youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt