Kapitel 26

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Rage's Vorstellung von Spielen waren makaber, für mich, nicht für ihn. Unter Spaß ersann ich mir die ein oder andere Tätigkeit. Das Ausprobieren eines neuen Backrezeptes, weil ich den süßlichen Geruch liebte, meine morgendliche Laufrunde, gesellige Runden in der Bar, die mir zeigten, wie unbeschwert das Leben sein konnte. Für Ashley bedeutete Unterhaltung noch etwas völlig Neues: Ausgehen.

»Du wirst es lieben!« Die Blondine strahlte über das ganze Gesicht.

Seit heute Morgen ließ sie nicht locker, mich zu überreden, mit ihr und einigen Freundinnen am morgigen Abend einen Club zu besuchen. Anfangs dachte ich, sie sprach von einem weiteren MC oder einer Gruppierung, die eine andere Affinität vertrat, wie beispielsweise der Buchclub in St. Johns. Meine Zustimmung gab ich daher umgehend. Erst als sie mir Fotos und zum Glück eine Videodatei auf ihrem Telefon zeigte, begriff ich, was mich erwartete.

Eine Tanzveranstaltung. Im entferntesten Sinne.

Düstere Räume erfüllt von Nebelschwaden und bunten Lichtern, die einem der Orientierung beraubten, wenn einem bei der dröhnenden Musik nicht ohnehin der Kopf platzte. Zahlreiche Menschen um einen herum, alle strotzend vor Euphorie und Ekstase, weil der Rhythmus den Puls ihres Blutes dirigierte.

»Meinst du wirklich?«, hakte ich besorgt nach.

So sehr mich der Reiz der neuen Erfahrungen und Abenteuer anzog, Nervosität und Skepsis schwang dennoch stetig in meinem Gemüt mit.

Ashley legte den Kopf schief, auf ihren Lippen ein aufbauendes Lächeln. »Und wie. Wenn du erstmal richtig angekommen bist, willst du nie wieder weg.«

Davon würde ich mich in wenigen Stunden überzeugen, aber ich vertraute Ashs Urteilsvermögen über meine Person ebenso, wie Reapers.

Dieser lag noch immer in seinem Bett, inzwischen erwacht, und lehnte mit nackter Brust am Kopfteil des Holzrahmens. Sein Blick löste sich von dem Handy in seiner Hand, kaum das ich aus dem Badezimmer kam. Ein Funkeln in seinen Augen. »Warum bist du schon wieder wach und nicht hier neben mir?«

Ein Schmunzeln zupfte an meinem Mund bei seinem gekränkten Tonfall. »Im Gegensatz zu dir liege ich nicht gern träge herum.«

»Du unterstellst mir, ich sei faul?«

Niemals. »Möglich.«, grinste ich und nagte an meiner Unterlippe, kaum das er sich getroffen an die Brust fasste.

Derartige Äußerungen gegenüber Männern hätten früher meinen Kopf gekostet, doch Reaper lehrte mich, was Humor bedeutete. Und jemanden aufzuziehen.

»Dann leiste dem müßigen alten Herrn noch etwas Gesellschaft.«

Den ausgestreckten Arm nahm ich als Einladung an. Die klammen Strähnen nach meiner Dusche breiteten sich auf seiner Schulter aus, die Haut war warm und weich. Mich an Reapers Körper zu schmiegen, gehörte zu einer meiner schönsten Erfahrungen. Besonders, weil er seinen Arm um mich herum legte, um die Finger über meinen Körper streicheln zu lassen.

»Wie sieht dein Tag heute aus?«, erkundigte er sich.

Von dem Vorhaben mit den Mädels wusste Reaper noch nichts. »Ich muss nachher die Schichten für den nächsten Monat eintragen und Mandy brauch Hilfe bei einigen Plänen.« Ich inspizierte die Tätowierungen auf seiner Brust. Sanduhr, Schädel, Flügel. »Heute Abend gehe ich mit Ashley und ihren Freundinnen aus. Sie wollen in einen Club.«

Unter meinen Fingern spannten sich seine Muskeln an, ich bemerkte den kritischen Blick, als ich den Kopf hob. »In welchen Club?«

»Keine Ahnung. Ash war sich noch nicht sicher.«

Burn for youWhere stories live. Discover now