X | Beschützerinstinkt

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Dean und Seamus beobachteten aus der Ferne (in der Nähe des Eingangstors) drei jüngere Schüler. Es war schwer, ihre Stimmen zu verstehen, weshalb sie noch näher heran traten und sich hinter einer Mauer versteckten. 

"Jetzt komm. Das wird überhaupt nicht schlimm", sagte ein Junge mit dunkelblonden Haaren. "Du hast doch nicht etwa Angst?" Mit diesen Worten trieb er einen anderen Junge, der fast einen Kopf kleiner war, vorwärts, zusätzlich legte er ihm noch eine Hand auf den Rücken. 

"Ich hab keine Angst", war die etwas höhere Stimme des kleineren Jungen zu hören. 

"Dann geh weiter", sagte der dritte Junge. Dieser war auch größer als der in der Mitte und auch er schob den Kleineren vorwärts. "Du musst nur für ein paar Minuten nach draußen gehen, sonst nichts. Ist doch nicht schlimm, oder?"

Seamus warf seinem besten Freund einen Blick zu. Dem kleinen Jungen zwischen den beiden anderen war die Unsicherheit trotz seiner Worte trotzdem anzusehen. 

Der dunkelblonde Junge öffnete nun das Tor. Eigentlich war es nicht völlig verboten, nach draußen zu gehen, doch jetzt im Winter wurde es um diese Uhrzeit schon dunkel und dazu kam noch die momentane Ausnahmesituation mit den Werwölfen. 

"Du gehörst zu den Slytherins, also solltest du vor so etwas keine Angst haben, kapiert?"

Der Kleinere nickte. "Hab ich auch nicht. Das habe ich doch eben gesagt."

"Slytherin also", bemerkte Seamus mit leiser Stimme. "Warum soll er raus gehen? Müssen die zwei eine Strafaufgabe erledigen und stattdessen zwingen sie den Kleinen dazu?"

"Oder es ist eine Mutprobe." Dean schüttelte den Kopf. "Der kann nicht älter als zwölf sein." Er war bereits ganz erpicht darauf, sich bemerkbar zu machen, bevor der jüngere Schüler endgültig nach draußen gedrängt wurde. 

Die Schüler, die an ihnen vorbei gingen, um in die Große Halle zu gehen, schienen sich gar nicht dafür zu interessieren, oder sie bemerkten in dem kurzen Moment, an dem sie vorbeigingen, gar nicht, was überhaupt vor sich ging. 

Nun wollte Dean aber nicht mehr länger untätig sein. Mit einem lauten "hey" machte er auf sich aufmerksam, als er hinter der Mauer hervor trat. 

Die drei Jungen blieben wie angewurzelt stehen. 

"Was soll das werden?", hakte Dean nach und nun stand Seamus an seiner Seite. Die beiden wurden von den zwei größeren Slytherins beäugt. 

"Die sind aus Gryffindor", bemerkte der Dunkelblonde. "Aber die gehören nicht zu den Vertrauensschülern, das weiß ich." 

"Und wenn schon", begann Seamus. "Es wird bereits dunkel und gleich beginnt das Abendessen. Ihr dürft heute nicht mehr nach draußen gehen." 

Die beiden Slytherins links und rechts neben dem Kleineren schenkten sich ein Grinsen. "Regt euch ab. Der Kleine hier soll nur kurz raus gehen und etwas holen."

Dean warf einen Blick zu dem immer noch leicht geöffneten Tor. "Was soll er denn holen? Es ist alles mit Schnee bedeckt." 

Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern. "Dann muss er eben ein wenig graben, ist doch nicht so schlimm. Die Werwölfe sind gar nicht in der Nähe." 

Als von draußen ein Scheppern zu hören war, zuckten die drei Slytherins zusammen. 

Dean trat noch näher an sie heran. "Macht jetzt die Tür zu und geht zu den Anderen in die Halle", brummte er ihnen zu. 

"Wollt ihr uns etwa verpetzen? Sieht Gryffindor ähnlich."

"Nein", antwortete Seamus. "Aber das wird auch gar nicht nötig sein. Die Lehrer werden auch gleich hier vorbeikommen und wenn sie das geöffnete Tor sehen, wissen sie gleich bescheid." 

Der Dunkelhaarige presste die Lippen zusammen. Jetzt wurde es wirklich schon auffällig. Eigentlich könnte der Kleine schon längst draußen sein. Schließlich entspannten sich seine Gesichtszüge wieder und er nickte seinem Mitschüler zu. "Na gut. Lassen wir es gut sein." Nun wollte er aber nicht ansprechen, das sie es einfach an einem anderen Tag wiederholen würden. 

"Jetzt geht endlich", sagte Dean und deutete in Richtung der Großen Halle. Dem kleinen Jungen schenkte er noch einen zuversichtlichen Blick. Für einen Slytherin wirkte dieser aber ziemlich unauffällig und zurückhaltend. Bei so einem Verhalten war es wohl kein Wunder, dass er zu einer Mutprobe gedrängt wurde. 

Die Slytherins wollten nach allem wohl wirklich immer noch ihren Ruf behalten, zumindest manche von ihnen. Mittlerweile konnte man sogar Draco Malfoy anders einschätzen und würde ihn nicht wieder in eine Schublade stecken, auch wenn der Slytherin noch nicht zurück in der Schule war und es war auch ungewiss, ob er in diesem Schuljahr überhaupt noch zurückkommen würde. 

Schließlich gaben die zwei Schüler nach und ließen den Kleinen ganz los. Von Seamus wurde dieser gleich weiter in die Große Halle geschickt und die anderen beiden trotteten bald darauf in die gleiche Richtung davon. Die meisten der Schüler hatten sich mittlerweile wohl schon in der Halle eingefunden. 

"Jetzt können wir auch endlich gehen", meinte Seamus. "Mein Hunger wird immer größer." Er wollte noch schnell das Tor zumachen, doch durch ein plötzliches Heulen in der Ferne zuckte er zusammen und anstatt nach dem Tor griff er nach Deans Hand. Sie beide senkten daraufhin ihre Blicke und hastig zog Seamus seine Hand zurück. Beschämt begann er zu lachen. "Gut, dass die zwei nicht mehr hier sind", begann er kichernd. "Jetzt hatte ich als Siebtklässler tatsächlich mehr Angst als dieser Zwölfjährige..." 

"Was ist hier los?" Die beiden wirbelten schnell herum und standen zwei Lehrern gegenüber. Diese hatten das Heulen bestimmt auch gehört. "Wieso haben Sie das Tor geöffnet?" 

Seamus wollte schon beginnen zu erklären, doch er zögerte. Auf irgendwelche Diskussionen hatte er jetzt eigentlich gar keine Lust, selbst wenn er es den Slytherins damit heimzahlen könnte. Diese beiden Schüler würde er aber trotzdem so gut er konnte im Auge behalten. "Wir- haben vorhin den ganzen Nachmittag gelernt und wir waren gerade auf dem Weg in die Halle. Ich wollte nur schnell frische Luft schnappen."

Die Lehrer wirkten im ersten Moment nicht so, als wären sie von dieser Antwort überzeugt, doch sie kannten die beiden Gryffindor-Schüler schon sehr lange und wussten, dass die beiden eigentlich ganz vernünftig und nicht besonders auffällig waren. 

Seamus schloss in der Zwischenzeit noch das Tor und wartete auf eine Reaktion der Lehrer. 

"In Ordnung. Belassen wir es dieses Mal dabei. Solange Sie beide sich an die Regeln halten und um diese Uhrzeit nicht mehr ohne Begleitung eines Lehrers nach draußen gehen. Gehen Sie jetzt in die Halle. Ihre Freunde warten bestimmt schon auf Sie." 

Die beiden nickten und machten sich weiter auf den Weg. Das Abendessen hatte mittlerweile schon begonnen. Bis sie ihre Freunde am Tisch der Gryffindors erreicht hatten, war Seamus ziemlich aufgeregt und er konnte noch immer das Kribbeln in seinem Körper spüren. Wahrscheinlich war Dean sogar schon wieder dabei, den kleinen Zwischenfall von vorhin zu vergessen, als er aus Reflex nach dessen Hand gegriffen hatte. Aber wenn es nicht so wäre? Vielleicht müssten sie sogar noch darüber reden.

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Eigentlich ist es noch etwas zu früh für ein neues Kapitel, aber da ich heute Geburtstag habe, lade ich gleich den nächsten Teil hoch ^-^

Repeat [Deamus]Where stories live. Discover now