XVIII | Der Besuch im Krankenflügel

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Ihre Freunde hatten den Krankenflügel kurz vor Ende der Mittagspause verlassen. Sie hatten ihnen aber gleich versprochen, am Abend nochmal vorbeizuschauen, immerhin konnten sie sehen, dass die beiden Verletzten gelangweilt waren und ihnen daher ein wenig Gesellschaft gut tat. Jedenfalls hatten sich die beiden sehr über den Besuch ihrer Freunde gefreut. 

Schließlich war es im Krankenflügel wieder sehr still, während Madam Pomfrey das Geschirr wegbrachte. Sowohl Seamus als auch Dean warfen immer wieder Blicke zur Tür und erwarteten jeden Moment das Auftauchen der Schulleitung und der Professoren. 

Etwas anderes konnten sie gerade gar nicht machen und dennoch waren sie deswegen leicht nervös. Sie hatten nicht wirklich Angst davor, dass die Schulleitung womöglich verärgert war, denn eigentlich konnte sich das keiner von beiden vorstellen, und außerdem hatten Professor Slughorn und Professor Vektor das vor dem Beginn der Patrouille sicherlich noch erwähnt.

Als die Tür zum Krankenflügel kurz darauf tatsächlich geöffnet wurde, wandte beide ihre Blicke sofort in diese Richtung, doch es waren nicht die Professoren, sondern Madam Pomfrey, die aus der Küche zurück kam. 

"Ich werde Ihnen gleich einen frischen Verband anlegen", teilte sie den Jungen noch, bevor sie auch schon wieder in ihr Arbeitszimmer ging.

Doch bevor die Ärztin mit der Behandlung beginnen konnte, ging die große Tür erneut auf und dieses Mal handelte es sich wirklich um das Eintreffen der Schulleitung in Gefolgschaft zweier Professoren - Slughorn und Vektor.

Die Jungen warfen sich noch einen schnellen Blick zu, ließen sich dabei aber nicht zu viele Emotionen anmerken. Wahrscheinlich machten sie sich einfach zu viele Gedanken deswegen.

Die drei Professoren erkundigten sich als erstes nach dem Wohlergehen der jungen Gryffindors und Seamus fragte Professor Vektor aufmerksam nach ihrer Gesundheit, immerhin war sie im Wald als Erste von dem Werwolf angegriffen worden.

Professor Vektor schenkte ihm daraufhin ein freundliches Schmunzeln. "Ich habe mich nach unserer Rückkehr gleich behandeln lassen. Die Verletzung ist gar nicht so schlimm wie vorher angenommen, Mister Finnigan", antwortete sie.

Nachdem sie sich ein wenig darüber unterhalten hatten, wechselte die Schulleitung zu dem anderen Thema. Allerdings gab es im Bezug auf die beiden Schüler nicht mehr allzu viel zu sagen. Es war bekannt, dass die beiden ihre Hilfe angeboten hatten und sie hatten den Anweisungen der Lehrer jederzeit Folge geleistet. Dass es zu einem Angriff der Werwölfe kam, hätte jedem Anderen zu jeder Zeit genauso passieren können. 

"Ihr habt euch sehr erfolgreich verteidigt. Bis auf Weiteres gelten für alle Schüler die gleichen Regelungen wie bisher, aber wir werden größere Maßnahmen einleiten, um die Bedrohung zu bekämpfen, sodass bald keiner mehr etwas zu befürchten hat. Durch die Patrouille haben Sie herausgefunden, wo sich Werwölfe aufhalten und das war auch ein Grund, weshalb Sie zu Viert losgezogen sind. Ihr Einsatz war nicht umsonst."

Damit, dass sie Komplimente bekommen würden, hätten weder Dean noch Seamus gerechnet. Jeder von ihnen war im Wald in großer Gefahr gewesen und dennoch wurde die Patrouille als Erfolg gewertet. Aber die Professoren hatten auch Recht; Wenn sie es nicht gewesen wären, hätte es genauso gut jemand Anderen treffen können, das hatte niemand in der Hand.

Es wurde allerdings auch erwähnt, dass bei den nächsten Patrouillen kein Schüler dabei sein durfte, ganz egal aus welchem Jahrgang, und das akzeptierten sie auch. Daraufhin wurde das Gespräch beendet und fast zeitgleich trat Madam Pomfrey mit den Verbandssachen aus ihrem Arbeitszimmer. Die Professoren wollten ihre Arbeit nicht länger stören und nachdem sie Dean und Seamus nochmals gute Besserung ausgesprochen hatten, verließen die drei den Krankenflügel.

Als sie behandelt wurden, traute sich keiner der beiden so wirklich, die Verletzung des Anderen anzusehen. Zum Teil plagten sie noch Schuldgefühle, besonders Seamus, auch wenn er es mit keinem Wort mehr erwähnte. Madam Pomfrey beendete die Behandlung mit einem erfreulichen Fazit; die Wunden heilten gut und es war zu keinen Entzündungen gekommen.

Nachdem sie sich wieder entfernt hatte und die Schüler alleine waren, dauerte es noch ein wenig, bis einer von ihnen etwas dazu sagte. Seamus wandte sich schließlich an seinen besten Freund. "Hättest du gedacht, dass es heißen würde 'Ihr Einsatz war nicht umsonst?'"

"Nicht wirklich", antwortete Dean. "Zum Teil kann ich nachvollziehen, wie die Lehrer darüber denken, dennoch sind wir nur knapp entkommen. Das hätte auch ganz anders ausgehen können."

Seamus quittierte das mit einem leichten Nicken. Weiter darüber unterhalten müssten sie sich wohl nicht. Stattdessen ließ er ein tiefes Seufzen hören. "Wenn es hier nicht so langweilig wäre. Die Anderen haben immer noch Unterricht."

Die Langeweile, die der rotblonde Junge ansprach, wurde Dean dadurch auch erst wieder richtig bewusst. Es war gerade mal ihr erster kompletter Tag im Krankenflügel und sie konnten nichts weiter tun, als im Bett zu liegen und reden. Ohne noch länger darüber nachzudenken, schob er die Decke beiseite und stand vorsichtig auf.

"Hey. Was machst du denn da?" Seamus riss erschrocken die Augen auf. "Du bist noch verletzt."

Dean entgegnete nur mit einem milden Grinsen. "Aber nicht an den Beinen, oder? Ich darf mich doch wohl bewegen, wenn ich meinen Oberkörper gestreckt halte."

Seamus wollte nochmal etwas erwidern, doch das war ein gutes Argument und daraufhin begann auch er zu schmunzeln. "Ja, ansonsten bekommst du eine auffällige Narbe", meinte er und deutete dabei auf den Verband, der sich über Deans Oberkörper erstreckte. "Okay.. Madam Pomfrey meinte, dass die Wunden gut heilen. Wir sind auf einem guten Weg. Bei mir ist abgesehen von ein paar Prellungen sowieso nur die Schulter verletzt." Nach diesen Worten verließ er auch das Bett und einen Moment lang sahen sich die beiden nur amüsiert grinsend an. Sie wussten, dass Madam Pomfrey ganz in der Nähe war, aber das interessierte sie gerade nicht.

"Also, was sollen wir jetzt machen?", fragte Dean weiterhin amüsiert nach, als sie beide einfach nur vor ihren Betten standen. 

Seamus überlegte nur kurz. "Lass uns zum Fenster gehen", schlug er vor. "Ich möchte nach draußen schauen und frische Luft in das Zimmer lassen." Er machte sich zwar noch Sorgen, aber jetzt war er nicht mehr dagegen, dass sie beide für ein paar Minuten die Betten verlassen würden.

"Gute Idee", bestätigte Dean. Daraufhin machten sich beide auf den Weg zu dem nächstgelegenen Fenster. Es tat gut, nach all den Stunden wieder stehen zu können. Dennoch würden sie vorsichtig bleiben. 

Seamus griff nach dem Fenster und öffnete es. Sofort kam ihnen die kalte Winterluft entgegen und es roch nach Schnee. "So ist es gleich viel besser."

"Ja, solange es nicht zu kalt wird.. besonders wenn man kein Oberteil trägt." Dean schaute auf seinen Oberkörper und anschließend auf den seines besten Freundes, woraufhin er wieder zu lächeln begann. 

Seamus wurde von diesem Lächeln sofort angesteckt und ohne noch etwas dazu zu sagen, griff er nach Deans Hand.

Repeat [Deamus]Where stories live. Discover now