Chapter 40 ♥

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Ich sah nicht auf. Meine Tränen schienen auf meinen Wangen zu brennen, als ich unter dieser großen Fichte hockte. Ihre Äste schienen wie ein Schutzschild um mich, aber auch sie konnten den Schmerz nicht lindern, welcher ein riesiges Loch in meinem Herz hinterlassen hatte.

Meine Knöchel schmerzten vom Laufen und ich fühlte mich wie ein Häufchen Elend. Verletzt, angreifbar, allein.

Langsam spürte ich, wie sich Tropfen auf meinen Haaren niederließen. Es fing an zu regnen. Ich sah auf und blinzelte. Hoffentlich würde ich an Unterkühlung sterben, endlich weg aus dieser grauenvollen Welt. Zu den Menschen, die vielleicht tot waren, oder auch nicht. Zu meinen Eltern. Hatte ich überhaupt eine Chance, sie je wieder zu sehen?

Ich wollte weg. Egal, was mir Niall mir gerade an den Kopf geworfen hatte. Er war der einzige, bei dem ich mich sicher fühlte. Ich liebte ihn, so sehr. Und er könnte mir tausendmal das Herz brechen, ich würde ihm immer verzeihen. Denn er war das, was mich am Leben hielt.

Ich zitterte, die Kälte war unerträglich. Es war dunkel, ich konnte nicht mal meine eigene Hand vor Augen sehen. Es war unmenschlich still, nicht mal Vögel konnte ich zwitschern hören. Ich spürte wie meine Kräfte nachgaben und ich musste leise keuchen.

Gib niemals auf.

,,Steph!''

Mein Kopf schoss hoch und ich sah mich um. Die Stimme war schwach, aber ich würde sie unter tausenden wieder erkennen. Niall.

Er suchte nach mir. Er würde mich finden.

,,Steph!''

Die Stimme wurde lauter. Er war nicht alleine, die anderen waren bei ihm. Ich wollte zurückschreien, aber meine Stimme brach weg. Aus meinem Mund kam kein einziger Ton. Es fühlte sich an, als würde ich gleich sterben.

Meine Lunge schmerzte, meine Brust stand in Flammen. Das Atmen war anstrengend. Ich fuhr mir über die Stirn, um den Schweiß wegzuwischen.

Ich verlor das Bewusstsein. Jetzt gaben meine Kräfte endgültig nach und ich sank zu Boden. Ich sah nur noch Niall, wie er über das Gestrüpp sprang und zu mir hastete.

Schwarz.

Ich sah schwarz. Das einzige was ich sah, bevor das Leben in mir zurückkehrte. Ich schnappte nach Luft und schlug die Augen auf. Hektisch richtete ich mich auf? Wo war ich?

Ich war in meinem Zimmer und lag auf meinem Bett, eingewickelt in einer Decke. Draußen ging die Sonne gerade unter. Ich hatte frische Klamotten an und fuhr mir seufzend durch die Haare. Wieso baute ich immer die größte Scheiße?

,,Niall?'', flüsterte ich zögernd. Er war in der Nähe. Ich konnte es spüren. Er hatte auf mich aufgepasst. Ich stand auf und sah in den Spiegel. Ich war immer noch ein Mensch, und es gab kein Anzeichen, dass er mich verwandelt hatte. Ich sah genauso aus wie immer. Das war die alte Steph. Die, die sich von niemanden unterkriegen lässt. Die selbstbewusste, mutige Kämpfermaschine.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ich fuhr herum. Niall stand da, er sah entsetzlich wild und besorgt aus. Mich plagte das schlechte Gewissen und ich sah zu Boden. Ich konnte nicht in seine blauen Augen sehen. Ich hatte ihn nicht verdient.

Seine Schritte kamen näher, bis er schließlich bei mir angelangt war. Ich sah nicht auf, bis ich seine Finger an meinem Kinn spürte und mich zwang, ihn anzusehen. Sein Blick war sanft und ich versuchte ihm standzuhalten. Wir sagten eine Weile nichts, bevor er sich zu mir hinunter beugte und mich leidenschaftlich küsste.

Wie ich dieses Gefühl vermisst hatte, seine Lippen auf meinen zu spüren. ,,Niall.'', meinte ich mit zögerlicher Stimme. ,,Ich liebe dich.''. Er lächelte verschmitzt. ,,Ich liebe dich noch viel mehr.'', hauchte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Tu mir das nie wieder an.'', fügte er hinzu und ich sah ihn fragend an. ,,Was ist passiert?'', fragte ich und suchte in meinem Gedächtnis nach meinen Erinnerungen.

,,Du bist weggelaufen. Ich hab die anderen geholt und wir sind dir gefolgt. Wir sind deiner Spur nachgelaufen. Aber wir haben ewig gebraucht, bis wir dich endlich gefunden haben. Ich sah dich dort liegen, ich dachte du wärst tot. Und wenn es so gewesen wäre, dann wäre einzig und allein ich Schuld gewesen.''. Er biss sich auf die Lippe und sah mich an.

,,Nein, wärst du nicht.'', erwiderte ich. ,,Ich bin nicht tot. Ich lebe und bin hier bei dir. Du könntest mir tausendmal das Herz brechen und ich würde dir immer wieder verfallen. Ich hab gespürt, dass du auf mich aufpasst. Du bist das, was mich am Leben hält.''

,,Als ich gesagt habe, dass ihnen das mit dem Gehorsam bei dir nicht gelungen ist, hab ich das als etwas Gutes angesehen. Du lässt dir von niemanden etwas sagen, ich mein nicht mal von mir, aber das ist es, was dich einzigartig macht Steph. Du bist für mich der Grund warum es sich für mich zu leben lohnt. Und als du heute immer noch bewusstlos warst, dachte ich, ich müsste sterben. Weil du nicht warst.''

Ich wollte ihn küssen. Jetzt.

Ich nahm sein makelloses Gesicht in meine Hände und presste meine Lippen auf seine. Seine Hände fanden Halt an meiner Hüfte und ich schmiegte meinen Körper an seinen.

,,Es tut mir Leid, Niall.'', flüsterte ich, als ich mich von ihm löste. ,,Braucht es nicht. Es muss nur mir Leid tun.'', meinte er und strich mir grinsend eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Komm, ich bring dich runter zu den anderen.''

Ich stand mühelos auf den Beinen und ging mit Niall in die Bibliothek, wo alle in ein Gespräch vertieft waren. Ich steckte zögernd den Kopf herein. ,,Steph!!'', kreischte Lee und stürzte sich mit Sophia, Ari und Perrie auf mich. ,,Oh mein Gott, wir haben dich überall gesucht! Weißt du eigentlich welche Sorgen wir uns gemacht haben?!'', meinte Ariana und schüttelte mich ordentlich an den Schultern. ,,Mach das nie wieder.'', sagten Perrie und Sophia gleichzeitig, bevor mich alle in eine Umarmung schlossen.

,,Auch wieder wach?'', lachte Louis und alle lachten, inklusive mir. Ich nahm neben Lee auf dem Sofa Platz, während Niall sich neben Harry schmiss. ,,Ihr seit aber noch keine Vampire oder?'', raunte ich Lee ins Ohr. Sie schüttelte grinsend den Kopf. ,,Nein, aber ich denke, es ist bald soweit.''

Liam erhob sich. ,,Wir haben nur noch morgen.''. Er war ernst. ,,Dann müssen wir Alec gegenüber treten. Wer ist dafür bereit?''

Vampires 》Niall HoranWhere stories live. Discover now