Nachts im Ministerium (2)

185 12 10
                                    

(Fortsetzung vom letzten Oneshot)

Nachdem Christian seine Tochter wieder zurück zu Franca gefahren hat, stieg er nun aus seinem Porsche aus. Er hatte seinen Entschluss gefasst. Er wollte Robert wiederfinden. Nach all den Jahren, die sie sich nun aus den Augen verloren hatten. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was ihn dann erwarten würde. Vielleicht würde er ihn gar nicht finden. Oder Robert wollte gar nichts von ihm wissen. Was ziemlich wahrscheinlich war. Bestimmt lebte er mittlerweile wieder ein glückliches, erfülltes Leben. Und das würde er ihm auch ungemein wünschen. Aber Christian hielt diese Ungewissheit nicht länger aus. Er wollte wissen, wo der andere war und was er machte.

Doch es stellte sich schnell heraus, dass dies einfacher gesagt als getan war. Im Internet fand er natürlich nichts darüber heraus, wo Robert mittlerweile wohl lebte und was er machte. Er hatte sich offenbar ziemlich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Deshalb blieb ihm nur eine Hoffnung. Die alte Handynummer, die ihm noch geblieben war. Auch wenn Christian keine Ahnung hatte, ob diese noch aktuell war. Aber es war wohl ein Versuch wert. Doch so ohne weiteres traute er sich dann doch nicht.

Stattdessen machte sich Christian erst einen Kaffee, ging noch einmal seine Idee durch und legte sich Worte zurecht, die er Robert sagen könnte. Wenn er ihn denn überhaupt erreichen würde. Er war sich absolut unsicher. Und nervös war er auch. Vielleicht war es auch eine absolut dumme Idee. Er wusste es wirklich nicht. Aber war das Leben nicht zu kurz, um immer wieder zu zweifeln? Er wollte das jetzt durchziehen. Außerdem war er doch eigentlich nicht so ängstlich.

Also suchte Christian in seinen Kontakten nach Roberts Namen und wurde schnell fündig. Mit etwas zittrigen Händen wählte er die Nummer, die sich vor ihm auftat und sein Herz schlug nun immer schneller. Vielleicht aus Hoffnung. Vielleicht aus Angst. Das elendig lange Tuten, was er hörte, machte es auch nicht besser. Er war unglaublich angespannt. Und sicherlich klingelte es schon eine Unendlichkeit. Bis Christian am anderen Ende etwas wahrnehmen konnte. Und beinahe sein Handy fallen ließ.

„Habeck. Hallo?", vernahm er Roberts Stimme. Sie klang kein bisschen anders, als er sie in Erinnerung hatte. In eigentlich so guter Erinnerung. Christian fehlten in dem Augenblick jede Worte, die er sich doch eigentlich so genau zurecht gelegt hatte.

„Hallo? Wer ist da?", sprach die Ungeduld aus Robert. Was Christian dann wieder zurück in die Realität beförderte.

„Robert? Ich bin es, Christian. Also...Lindner.", sprach er nur abgehackt in den Lautsprecher seines Smartphones. Und hoffte, dass Robert es ihm abnahm. Und nicht sofort auflegt.

„Christian? Ehrlich? Wieso rufst du mich denn jetzt an? Ich habe Jahre nichts mehr von dir gehört. Ich bin gerade etwas überrascht, um ehrlich zu sein."

„Ich weiß. Wir haben uns ziemlich aus den Augen verloren. Und ich habe festgestellt, dass ich das eigentlich unglaublich...schade finde. Deshalb wollte ich mich mal wieder melden. Und fragen, wie es dir so geht und was du so machst. Man bekommt ja nicht mehr so viel mit...", sprach Christian ziemlich aufgeregt. Von seiner früheren Abgebrühtheit war nicht mehr viel vorhanden. Nicht, wenn es um Robert geht. Da war er nie so souverän gewesen.

„Ich bin wieder zurück in Flensburg. Berlin war dann doch nicht der Ort, an dem ich mein weiteres Leben verbringen wollte. Und in der Öffentlichkeit wollte ich auch nicht mehr stehen. Nunja, deshalb bin ich hier. Und du? Bist du noch in Berlin? Mit deiner Familie?"

„Ja, in Berlin bin ich noch. Allerdings..."

„Oh ehm Christian warte man, ich muss gleich auflegen, ich habe einen wichtigen Termin. Vielleicht wollen wir uns ja mal treffen und ein wenig in Ruhe reden? Sofern du Zeit hast und das willst.", erklärte nun Robert und klang etwas hektisch. Und Christian fragte sich, ob er gerade träumte oder er ihn das wirklich gefragt hatte.

Die da oben - Politik OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt