9. Nervosität

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Yasmin

Am nächsten Tag bin ich diejenige, die zuerst wach wird. Trotz meines gestrigen Nickerchens im Park habe ich heute Nacht tief und fest geschlafen.

Ich greife zu meinem Handy. Laut der Uhrzeit haben wir noch zwei Stunden, bis ich Klaras beste Freundin kennenlerne.
Soweit ich verstanden habe, ist Louisa die Einzige, die von der Beziehung zwischen Klara und mir weiß.

Es hat mich damals total gefreut, als Klara mir am Telefon berichtet hat, dass sie sich bei ihrer Freundin geoutet hat. Mir ist bewusst, was für ein großer Schritt dies sein kann. Außerdem ist es schön zu sehen, dass sich Klara allmählich bereit fühlt mich ihrer Welt mitzuteilen.

Ich drehe mich zur Seite, Klara liegt seelenruhig neben mir und schläft noch. Ihre Decke scheint ein wenig heruntergerutscht zu sein, vorsichtig ziehe ich sie höher.
Unbemerkt schleiche ich mich aus dem Zimmer und gehe im Bad duschen.

Wie auch gestern bereite ich anschließend in der Küche das Frühstück vor. Die Zutaten im Kühlschrank reichen gerade für Omelette aus. Das restliche Gemüse schneide ich ebenfalls klein und gebe zu der Eimasse hinzu.
Nach dem Treffen müssen wir definitiv einkaufen gehen.

Vertieft brate ich das letzte Omelett an.
„Das duftet aber gut."
Bevor ich mich auch nur umdrehen kann, spüre ich wie sich zwei Arme sanft um meinen Bauch schlingen.
Ein Kopf schaut seitlich hervor.

„Gut geschlafen?" Ich gebe Klara einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel.
„Ja, allerdings habe ich viel über heute nachgedacht."
Ich bin überrascht. „Aha."
Sie löst sich von mir und beginnt den Tisch zu decken.

„Ich habe Angst, dass du Louisa nicht magst."
Mit ernstem Blick schaue ich Klara in die Augen. „Wieso sollte ich sie nicht mögen?"
Klara zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung."
Ich schiebe das letzte Omelett aus der Pfanne heraus.

„Hat sie jemals Diebstahl begangen?"
Die Verwirrung ist Klara wie ins Gesicht geschrieben. „Was ist das für eine Frage, nein."
Ich stelle den mit Omelette beladenen Teller mittig auf dem Esstisch ab.

Unbeirrt fahre ich weiter fort. „Erpressung, Mord?"
Klaras Augen werden immer größer. „Nein, was zur Hölle sind das für Fragen?"
Ich nicke zufrieden. „Dann sehe ich keinen Grund, weshalb ich mich nicht mit Louisa verstehen sollte."

„Oh man, du hast mir echt Angst eingejagt."
Ihre Körperhaltung entspannt sich wieder. Ich bekomme einen kurzen Seitenhieb von ihr.
Ein kurzes Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.
„Im Ernst Klara, ich könnte nie jemanden hassen, der dir wichtig ist."

Wir setzen uns an den Tisch.
Sie greift nach meiner Hand und drückt sie fest. „Danke."
Ich weiß, dass sich die Geste auf weitaus mehr bezieht als dieses Gespräch.

„Jetzt wird aber erstmal gegessen, ich platze vor Hunger." Mit diesen Worten spießt sie eines der Omelette auf und legt es auf ihrem Teller ab.

Bevor wir uns schließlich auf den Weg in die Innenstadt machen, räumen wir die Küche auf und laden einen Einkaufskorb in das Auto.

Vor einem Café halten wir schließlich an. Klaras Nervosität ist ihr merklich anzusehen. Ich drücke ihre Hand abermals, bevor wir durch die Tür ins Innere des Gebäudes treten.

lauwarm verbundenWhere stories live. Discover now