Schnell war ich in der Großen Halle. Flüchtig schweifte mein Blick am Gryffindor-Tisch entlang, als ich ein bekanntes Gesicht entdeckte. Schnell lief ich auf sie zu, ich hatte sie seit wir hier waren nicht mehr richtig gesehen, geschweige denn mit ihr gesprochen. „Hey Ginny. Ist hier noch frei?“, fragte ich sie, wartete aber gar nicht erst auf eine Antwort und setzte mich. „Flora! Schön dich zu sehen!“, rief Ginny, legte ihr Besteck weg und umarmte mich von der Seite. Lachend legte ich meinerseits die Arme um das Mädchen. „Dabei ist noch nicht mal eine ganze Schulwoche vergangen“, gluckste ich. Ginny löste sich wieder von mir und seufzte. „Mir kommt es so vor, als wären wir schon wieder eine Ewigkeit hier. Seit diesem Jahr habe ich ja mehr Unterricht durch die Wahlfächer bekommen. Und erst die ganzen Hausaufgaben. Snape treibt mich in den Wahnsinn.“ Bei dieser Schimpftirade musste ich glatt ein weiteres Lachen unterdrücken.
„Stell dir mal vor, ich glaube, Snape mag mich. Irgendwie“, grinste ich und tat mir etwas Gemüse auf meinen Teller. „Wie jetzt? Dich? Eine Gryffindor? Erzähl“, verlangte Ginny und beugte sich weiter zu mir. Ihr Essen schien vergessen. „Ach, so besonders ist das gar nicht.“ Ich beugte mich ihr entgegen. „Die Hauslehrer wissen über die Sache bescheid, du weißt schon“, flüsterte ich ihr ins Ohr. „Wirklich?“, flüsterte Ginny zurück. Ich setzte mich wieder aufrecht hin und haute mir eine Ladung Kartoffelstampf auf den Teller. Nickend antwortete ich auf ihre Frage. „Tja, und außerdem scheine ich zu den Besten in Zaubertränke zu gehören, wenn man Hermine glauben schenkt. Sie meinte nach Zaubertränke, ich hätte den besten Trank von allen gebraut. Da kann Snape ja eigentlich gar nichts gegen mich sagen.“ „Aber glaubst du, er tut das nur, weil du, naja, du weißt schon?“ Ich verdrehte meine Augen. „Das hat Harry auch gesagt. Kann schon sein, dass er sich deswegen vielleicht nicht traut mich runter zu machen. Aber da ich bisher keinen groben Fehler gemacht habe, hat er ja auch keinen Grund. Wir werden ja sehen, wie sich die Sache entwickelt.“ Ginny nickte und griff wieder nach ihrem Besteck, um endlich weiter zu essen.
„Hattest du eigentlich schon Unterricht bei Moody?“, fragte ich sie und schob mir ein Stück Fleisch in den Mund. Ginny nickte. „Bin ich froh, dass er uns anscheinend noch für zu jung hält, um uns die Unverzeihlichen Flüche zu zeigen. Stattdessen haben wir nur Theorie darüber gemacht. Ich frage mich, ob er das bei den Erst- und Zweitklässlern auch macht. Die täten mir richtig leid.“ „Wollen wir mal hoffen, dass Moody noch nicht so verrückt ist, um mit elfjährigen Kindern über Folter- und Tötungsmethoden zu sprechen“, schnaubte ich.
Eine Weile aßen wir still unser Essen, bis Ginny sich wieder mir zuwandte. „Du, Flora? Du bist doch noch nie auf einem Besen geflogen.“ Ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Genau, du hast es erfasst. Was möchtest du mir damit jetzt sagen?“ „Hast du am Wochenende nicht mal Lust, mit mir eine Runde zu fliegen? Da der Quidditch-Platz dieses Jahr nicht von den Teams der Häuser besetzt wird, haben alle anderen viel mehr Zeit dazu“, schlug Ginny vor. „Du, ich weiß ja nicht. Eigentlich bin ich sehr gerne mit meinen Füßen auf dem Boden.“ „Ach komm schon. Außerdem will niemand von meinen Freunden mit mir eine Runde fliegen. Und alleine ist es doof.“ „Und da willst du jetzt meine Lehrerin spielen?“, seufzte ich, wusste aber, dass ich mich aus dieser Frage nicht herauswinden konnte. „Bitte, bitte“, bettelte Ginny und sah mich mit großen Augen an. „Du weißt, dass das nur bei Kindern bis fünf Jahren funktioniert?“ Ginny sah mich wiederhin mit großen Augen an und schob sogar noch ihre Unterlippe vor. Lachend boxte ich ihr gegen die Schulter. „Na schön, einverstanden. Aber bitte hör mit dieser Fratze auf.“ Ginny lachte und setzte sich wieder richtig auf ihren Platz. „Prima. Am Samstag nach dem Frühstück?“ „Wie wäre es mit Sonntag, am Samstag müssen wir Hausaufgaben machen.“ „Alles klar. Dann am Sonntag.“ Ginny schien äußerst zufrieden mit sich zu sein. Und ich fragte mich, ob ich gerade einen Fehler begangen hatte.
Nach dem Essen liefen Ginny und ich zusammen zum Gemeinschaftsraum. Dort verabschiedete sie sich zu ihren Freunden. Ich blickte mich um, als ich Harrys Stimme hörte. „Ich hab keinen Schimmer, was dieses Zeug hier bedeuten soll!“ Schmunzelnd lief ich auf die Herkunft der Stimme zu und fand Harry und Ron an einem Tisch sitzend, anscheinend über ihre Hausaufgaben gebeugt. „Hey Jungs.“ „Oh, hey Flora. Schnell, sag mal irgendwas Schlimmes, was uns passieren könnte“, murmelte Ron und schaute mich erwartungsvoll an. „Was?“ Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Der Junge wurde immer komischer. „Ja. Wir denken uns gerade unsere Vorhersagen für Trelawney aus. Und die steht drauf, wenn uns ganz viel Elend passiert.“ „Jetzt bin ich noch viel froher, dass ich dieses Fach nicht gewählt habe“, murmelte ich. „Also, jetzt sag mal was.“ „Keine Ahnung. Ihr müsst nachsitzen. Ihr fallt von einem Besen. Einer von den Knallrümpfigen Krötern beißt oder sticht euch. Oder saugt euch das Blut aus.“ „Oh, das ist gut“, nickte Ron und kritzelte eilig auf sein Pergament. „Wisst ihr was, ich bin oben. Mir fällt gerade auf, ich hab meine Hausaufgaben schon alle gemacht.“ „Jaja, wirklich schön für dich. Wie wär’s, wenn ich am nächsten Mittwoch bei einer Prügelei was auf die Nase kriege.“ „Ja, und ich verliere eine Wette“, nickte Harry. „Ja, du wettest, dass ich die Prügelei gewinne“, sagte Ron.
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Merlins Erbin - Willkommen in der Welt der Hexen und Zauberer
FanfictionFlora Dawson ist ein normales 14-jähriges Mädchen. Durch das Zusammenspiel mehrerer Zufälle landet sie plötzlich in der Welt der Hexen und Zauberer. Dort muss sie versuchen, möglichst unauffällig zu bleiben, um sich selbst zu schützen. Denn sie träg...