2

69 11 40
                                    

F̲̅e̲̅l̲̅i̲̅x̲̅ P̲̅o̲̅v̲̅:

Nach der ersten Stunde, welche Mathe war, dreht sich mein Sitznachbar zu mir. „Nur zur Info, wir haben jetzt Biologie", teilt er mir in freundlichem Ton mit, während ich in meine Tasche greife, um meine Kopfhörer zu holen. „Danke", antwortet meine Stimme rasch, ehe ich den Typen ausblende und Musik höre. Anscheinend sind fast alle aus der Klasse gegangen, damit sie ihren Hunger am Buffet stillen können, denn momentan sind es nur vereinzelt ein paar andere Schüler, welche in diesem Raum sind.

Plötzlich werde ich an der Schulter angetippt, ehe ich mir meine Kopfhörer absetze und meinen Blick zur Seite wende, um die Person, die nach meiner Aufmerksamkeit bittet, in die Augen zu sehen. Kurz weiten sich meine, jedoch habe ich mich schnell wieder im Griff. Na schön, jetzt konnte ich nur ein paar Sekunden von dem Song hören.

„Wie ist dein Name nochmal? Tut mir leid, ich habe es vergessen", beginnt Changbin mich peinlich berührt anzusprechen. „Ich weiß nicht, was das von Bedeutung sein soll", erwidere ich mit kalter Stimme. „Wow, sei doch noch abweisender zu mir", lacht mein Sitznachbar sarkastisch. „Du hast doch keine Ahnung", flüstere ich mir selbst zu, was er wahrscheinlich nicht gehört hat. „Also, Junge, der mir seinen Namen nicht verraten will. Ich muss dir das Schulgebäude nach dem Schultag zeigen, deshalb wäre es von Vorteil, wenn du mir deinen Namen nennen könntest. Ob du es nämlich glaubst oder nicht, der Klassenlehrer wird uns sicher noch in ein paar Projekte zusammen bringen", erklärt mir die unbekannte Person.

„Trotzdem hat es dich nicht zu interessieren. Frage das doch einfach den Lehrer, dann hast du mehr Informationen", zische ich, ehe der Junge sich von mir abwendet und selbst seine Kopfhörer aufsetzt, um Musik zu hören. Der gibt aber schnell auf. Ein leichter Stich von Schuld trifft mein Herz. Was ist das? Wieso fühle ich mich jetzt schlecht? Werde ich so schnell wieder emotional?

Damit ich meinen ersten Schultag ohne einem schlechten Gefühl verbringe, greift meine Hand erneut in meine Tasche, ehe ich meinen Block herausnehme, mir einen Stift schnappe und meinen Namen leserlich darauf schreibe. Unauffällig schiebe ich es meinem Nachbar zu, bevor ich aufstehe, meine Sachen packe und mich auf den Weg in den Biosaal mache. Nach kurzer Zeit, in der ich schon aus dem Zimmer bin, fällt mir jedoch ein, dass ich neu auf dem Gelände bin, also absolut keine Idee habe, wohin meine Reise gehen soll.

„Mist. Ich habe meinen Stundenplan noch nicht", bringe ich seufzend über meine Lippen, nachdem meine Richtung immer wieder die Falsche war. Wo ist denn dieser Biosaal? Wenn ich zu spät komme, habe ich keine Ahnung, was der Lehrer macht. Obwohl, was soll ihn das interessieren? Ich bin nur einer von vielen.

Als etwas nasses meine Wangen berührt, weiten sich meine Augen. Vorsichtig fasse ich mir an mein Gesicht. „Scheiße...", murmle ich vor mich hin. Wieso beginne ich wieder zu heulen? Was ist aus dem Satz „Zeige keine Emotionen, sonst endet es wie letztes Mal" geworden? Schnell, beinahe hektisch, wischt der Stoff meines Oberteils über meine Augen. Ich kann diese Sache nicht noch einmal passieren lassen. Er hat mich bereits zu sehr verletzt. Ich hätte nicht so freundlich zu Changbin sein sollen. Im Endeffekt werde ich es sowieso bereuen. Aber er hat etwas an sich, irgendwie fühle ich mich bei ihm anders.

„Kann ich dir helfen?", fragt jemand, weshalb ich meinen Kopf kurz schüttle, um ihn klar zu bekommen. „Nein, passt schon. Ich schaffe das alleine", antwortet eine andere Person, bevor das Geräusch von Kohlensäure erklingt. Meine Sicht wandert flüchtig durch den Gang, deshalb sehe ich zwei männliche Wesen, wobei einer eine Flasche in der Hand hält, aber auf ihre Gesichter blicke ich nicht wirklich. „Darf ich auch einen Schluck haben?", erwidert einer der zwei Jungs. „Natürlich", spricht der andere freundlich. „Gehen wir in der Pause zu Bin? Jetzt haben wir kaum noch Zeit", bemerkt einer des Duos.

Warum höre ich da überhaupt mit? Es hat mich doch nichts anzugehen, wer sich mit wem trifft. Aber mein Unterbewusstsein würde aus Neugierde schon gerne wissen, wer die beiden sind und über wen die da sprechen.

Wie viel Zeit habe ich eigentlich noch? Vielleicht wäre es schlau, den Biologiesaal ausfindig zu machen, anstatt die Konversationen fremder Leute zu belauschen. „Da bist du ja! Komm mit, ich zeige dir den Weg, Felix", erschreckt mich jemand enthusiastisch von hinten, weswegen mein Körper kurz, unmerklich zusammenzuckt.

Kein Wort verlässt meine Lippen, während mich der Ältere mit sich zieht, wobei er mein Handgelenk umgreift. Was will der nur? Nach kurzer Zeit dreht der Typ sich zu mir um, da ich davor hinter ihm herumgeschleppt wurde, bevor seine Hand die Türklinke runterdrückt. Mit einem Ruck reiße ich mich von dem Koreaner los, der mich etwas perplex ansieht. „Fass mich nicht an", gebe ich in einem kalten Ton von mir.

Ohne weiterhin darauf eine Reaktion zu zeigen, dreht Changbin sich in Richtung Klassenraum. „Gern geschehen", flüstert der Junge vor sich selbst hin, ehe er mich beinahe alleine zurück draußen lässt, wenn ich nicht schnell hinterhergegangen wäre. Ein kurzer Blick in den Saal reicht und mir fällt auf, dass der Lehrer noch nicht da ist.

Die einzige Person, dessen Name ich kenne, setzt sich auf einen der zwei letzten, freien Plätze. Möglichst unauffällig entweicht mir ein Rollen meiner Augen, bis mein Kopf sich daran erinnert, was nach der Schule geplant ist. Der Ältere wird mir später eine Tour von der Schule geben. Als ob ich meine Zeit gerne damit verbringe, mir ein Gebäude mit einem Teenager anzuschauen, bei dem ich ein komisches Gefühl habe. Ich könnte mir doch glatt eine gegen die Stirn klatschen.

Ein super erster Schultag.

——————-

Don't hurt me \\ ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt