Kapitel 15

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Für A.

„Ihr habt was?", fragt Freya entgeistert, während ich aufpassen muss mich vor lauter Lachen nicht zu verschlucken.

„Einen alten Ford Mustang auf Ebay ersteigert", wiederholt Merlin nüchtern und klopft auf Kalles Schulter, der anscheinend schon den ganzen Tag bei Merlin ist. „Ihr seid so hohl, wirklich!" Freya schüttelt verständnislos den Kopf und ich nicke zustimmend. „Hast du nicht schon ein Auto?"

„Ja, aber keinen alten Ford Mustang", sagt Merlin und lässt sich neben Freya aufs Bett fallen. „Ich glaube, du verstehst nicht ganz, wie gewinnbringend und wichtig so ein Auto in unseren Besitz ist, meine Liebe." Er legt einen Arm um sie und seine Augen schimmern vor Freude. „Irgendwann werden wir den Wagen für den dreifachen Preis versteigern können. Oder wir kaufen noch mehr Oldtimers und eröffnen dann ein Museum. Windstone und Olof Museum für alte Schönheiten. Na, wie hört sich das an?" Voller Begeisterung schaut er Freya durchdringlich in die Augen, doch die schüttelt nur erneut den Kopf. Aber ich könnte schwören, dass sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen gelegt hat.

„Was sagst du denn zu unserer Heldentat?", wendet Merlin sich an mich und legt mir ebenfalls einen Arm um die Schulter und ich verschlucke mich endgültig. „Ich bin absolut begeistert", bringe ich mit Müh und Not zwischen meinen Hustanfall hervor, „absolut begeistert."

„Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Willst du uns auch finanziell unterstützen und exklusive Prämien erhalten?" Merlin hält mir bereits seine Hand hin, als würde ich mit dem Einschlag einen Vertrag unterzeichnen.

„Warum sollte ich euch finanziell unterstützen?"

„Weil", meldet sich Kalle mit einem räuspern zu Wort, „wir eine Ratenzahlung beantragt haben. Anders konnten wir uns den Wagen nicht leisten. Und jetzt haben wir leider ein paar winzige Schulden."

„Ihr hab Schulden?!" Freya hat nun endgültig ihre Geduld verloren und steht energisch auf.

„Beruhig dich doch. Es handelt sich nur um ein paar wenige Dollar. Ich arbeite einfach zwei Wochenenden mehr und schon haben wir das Geld wieder drin", sagt Merlin und steht ebenfalls auf. „Und irgendwann werden wir mit dem Mustang Gewinn machen und all die Schulden sind längst verdrängt."

„Na dann." Freya wirkt nach wie vor nicht überzeugt und ich kann sie in diesem Punkt gut verstehen. Es gibt sicherlich schöneres, als Schulden zu haben, aber wenn es Kalle und Merlin glücklich macht, soll es eben so sein. „Weiß Artemis schon Bescheid. Sie ist-", setzt Freya erneut an, aber als Kalle mit seinen Fingern eine Pistole formt und sich damit an die Stirn tippt, bricht sie abrupt mit ihrem Satz ab und schaut ihn verdattert an.

„Nun, ähm, nein." In diesem Moment klingelt es. Wenn man vom Teufel spricht!

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„Ihr habt was?!" Auch Artemis wirkt nicht wirklich begeistert, als sie in den Raum torkelt und Freya ihr die Neuigkeit erzählt. „Ach und seit wann so gesprächig, Freya? Aber du hast voll die schöne Stimme. Du solltest öfters mehr reden", quasselt sie drauf los und man könnte fast meinen, dass Artemis lallt.

„Hast du getrunken?" Auch Kalle scheint ihr Lallen aufzufallen und hebt zweifelnd eine Augenbraue, worauf Artemis laut loslacht und mit dem Finder auf Kalle zeigt. „Du bist so schlau, Kal! Woher bist du so schlau?"

Merlin und ich wechseln einen zweifelnden Blick. „Woher hast du das Zeug?"
Es ist ein unausgesprochener Fakt, dass die Ausweiskontrollen in unsere Stadt beim Kauf von Alkohol sehr genau genommen wird. Es ist faktisch unmöglich als Minderjährige Alkohol zubekommen, weshalb sich viele Freunde über 21 suchen.

„Von Asher. Ihr wisst schon, der aus der Band. Wollt ihr auch was?" Sie öffnete ihren Rucksack und zieht eine zur Hälfte ausgetrunkene Flasche Vodka heraus.

„Gerne", sagt Merlin und greift mit einem breiten Grinsen nach der Flasche. Doch Artemis ist schneller und hält die Flasche fest in ihren Händen. „Stopp, stopp, stopp. Davor trink ich noch was. Du", sie stupst Merlin mit dem Zeigefinger an, „trinkst sie nämlich sonst leer."

„Seit wann führst du Selbstgespräche?" Verdattert schaut Artemis Merlin an. „Hä?"
„Naja, du bist doch gerade dabei, die Flasche auszutrinken." Merlin hat recht. Artemis kippt sich das Zeug runter, als wäre es Wasser. Hoffentlich haben davor auch die anderen Bandmitglieder mitgetrunken, denn so viel Alkohol verträgt nicht einmal Artemis.

„Scheiße Merlin, du hast ja recht." Sie kippt fast um, als sie Merlin umarmt. Es heißt Alkohol zeigt die andere Seite eines Menschen. Während ich meistens Stimmungsschwankungen haben, wenn ich zu viel getrunken habe, wird Artemis sehr anhänglich. Ihre forsche und rebellische Art ist wie weggeweht. Stattdessen erzählt sie jeden, den sie trifft, wie toll man selbst und das Leben doch sei.

„Leute mir wird schlecht." Artemis löst sich aus der Umarmung und torkelt wieder zurück. Ihre zitternden Hände umklammern den Bettpfosten. „Leg dich lieber hin, Artemis." Kalle hört sich sehr besorgt und und ich bin es auch. Artemis nickt, doch bevor sie sich auf das Bett legen kann kippt sie um.

„Scheiße", entfährt es mir. Ich schnipse an ihr Ohr, weil mir nichts besseres einfällt. „Wir müssen ihre Füße hochlegen." Freya redet so schnell, dass ich kaum ein Wort verstehe.

Ich habe Angst. Was, wenn Artemis nicht mehr aufwacht? Wenn das das Ende ist? Ich bekomme kaum mit, wie Kalle nach meiner Hand greift und mich aus dem Zimmer führt. „Alles wird gut", wispert er in mein Ohr und streicht mir sachte über die Haare. Eine einzelne Träne bahnt sich den Weg über mein Gesicht. Kalle drückt mich an sich. „Sie wird nicht daran sterben, El. Es sind schon so viele wegen Alkohol umgekippt und haben es überlebt. Alles wird gut." Ich will ihm glauben. Ich muss ihm glauben. Mehr kann ich gerade sowieso nicht machen.

und mittendrin sind wirTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang